Reise mit Hindernissen

Ab Dezember: 1-Euro-Ticket fürs Fahrrad kommt in Bayern - es gibt allerdings viele Ausnahmen

Georgios Tsakiridis

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1.12.2023, 05:57 Uhr
Ein Mann muss sein Fahrrad trotz Barrierefreiheit die letzte Stufe in den Zug heben.

© Daniel Löb, dpa Ein Mann muss sein Fahrrad trotz Barrierefreiheit die letzte Stufe in den Zug heben.

Wer sein Fahrrad im Zug mitnehmen möchte, steht logistisch und finanziell vor Herausforderungen. Zu wenige Stellplätze, zu volle Züge, zu teuer: Die Gründe gegen den Rad-Transport auf Schienen sind vielfältig. Der Freistaat hatte Anfang des Jahres ein 1-Euro-Ticket zur Mitnahme angekündigt, ab dem 10. Dezember soll es tatsächlich kommen - allerdings mit vielen Einschränkungen. Das hat die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) am Mittwoch in München mitgeteilt.

Der Kauf des richtigen Fahrradtickets war bisher eine Wissenschaft für sich. Pendler und Ausflügler müssen dafür die unterschiedlichen Tarifbestimmungen im Freistaat durchblicken, denn je nach Verkehrsverbund und Fahrscheinkategorie kostet ein Ticket fürs Rad unterschiedlich viel. Einheitliche Regelungen gibt es dabei in Bayern bisher nicht. Das soll sich durch die neuste Aktualisierung des Bayerischen Radgesetzes, die zum 1. August ist in Kraft getretenen ist, ändern. Darin verankert ist auch ein günstiger Fahrschein fürs Rad.

Zahlreiche Einschränkungen

Ein Euro pro Fahrt kostet dann die Mitnahme eines Fahrrads in Regionalzügen und S-Bahnen in Bayern - egal wie weit, egal wie oft man umsteigen muss. Was nach einer Erleichterung für Radreisende klingt, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung allerdings als Lösung mit vielen Hindernissen. Das Problem: es gibt zahlreiche Ausnahmen. Tatsächlich gilt das Ticket von Montag bis Freitag erst ab 9.00 Uhr, also nicht in der morgendlichen Hauptverkehrszeit. Vom 15. März bis 3. Oktober gilt es zudem an Freitagen nur zwischen 9.00 und 12.00 Uhr - weil die Züge an den Nachmittagen besonders voll seien, hieß es.

An Wochenenden gibt es das neue Ein-Euro-Ticket nur im Winterhalbjahr, konkret im Zeitraum zwischen dem 4. Oktober und dem 14. März. Einige Strecken sind von der Nutzung ganz ausgeschlossen, darunter die touristisch stark frequentierten Linien südöstlich von München: über Rosenheim nach Salzburg, nach Kufstein sowie nach Bayrischzell, Tegernsee und Lenggries. Ebenfalls nicht gültig ist das Ticket im Regionalexpress zwischen München und Nürnberg, zwischen Memmingen und Hergatz sowie auf der Linie von München nach Hof und Furth im Wald.

Flickenteppich-Verkehrsverbund

Auch für Fahrten innerhalb eines Verkehrsverbundes gelten erst einmal weiterhin nur die Ticketangebote des jeweiligen Verbundes. Im VGN sind das pro Fahrt bzw. Tag eine Kin­der­fahr­kar­te, bzw. eine Fahrrad-Tageskarte Bayern - letztere kostet sechs Euro. "Zusammen mit den Verbünden und den Eisenbahnverkehrsunternehmen strebt der Freistaat jedoch an, dass das Ticket bis zum Sommer 2024 auch für Zugfahrten innerhalb von Verkehrsverbünden anwendbar sein wird", hieß es in der Mitteilung der BEG.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) fordert angesichts der Hürden, die Kapazitäten für Fahrräder in den Zügen deutlich zu erweitern - und die anfangs noch nötigen Restriktionen für das Ticket "baldmöglichst Schritt für Schritt" aufzuheben. Erhältlich ist das neue Radlticket laut BEG an Fahrkartenautomaten sowie auf den Webseiten und in den Apps der Eisenbahnunternehmen.

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