Abfüll-Panne in Franken: Feuerwehr sammelt Desinfektionsmittel ein

2.5.2020, 16:51 Uhr
Die Rettungskräfte der Pegnitzer Feuerwehr gingen behutsam vor - sie sammelten einige Gebinde mit dem Desinfektionsmittel ein.

© Markus Roider/Reporter24 Die Rettungskräfte der Pegnitzer Feuerwehr gingen behutsam vor - sie sammelten einige Gebinde mit dem Desinfektionsmittel ein.

Es sind Bilder, die man eigentlich nur von Chemie-Unfällen kennt. In orangefarbenen Schutzanzügen und mit Atemschutz heben Retter der Pegnitzer Feuerwehr Behälter in einen Laster, ganz behutsam. In den Gebinden ist Desinfektionsmittel, dass eine Hofer Firma für den Freistaat produziert hat. Es wurde an Dutzende Arztpraxen und Organisationen in Franken verteilt. Ähnliche Rückhol-Aktionen gab es in Nürnberg, Lauf und dem oberfränkischen Ahorntal. Wie viele es insgesamt sind, das ist unklar. 

Doch warum die Aufregung? "Bei Flächendesinfektionsmitteln, die vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie beschafft wurden, wurde eine durch Sauerstoff bedingte Aufblähung gelieferter Gebinde festgestellt", teilt das Innenministerium auf Nachfrage der Nürnberger Nachrichten mit. Das Mittel sei auf Basis von Natriumhypochlorit hergestellt, ein Salz, das häufig zum Bleichen und Desinfizieren eingesetzt wird. Das Ministerium betont: "Produkte auf dieser Basis sind auch im Einzelhandel erhältlich." 

Es roch nach Chlor 

In seiner Urform ist Natriumhypochlorit nicht ungefährlich, es besteht Explosions- und Brandgefahr. Auch deshalb gingen die Rettungskräfte wohl mit der gebotenen Vorsicht vor. Wie das Portal Bayern-Reporter berichtet seien die Gebinde teils enorm verformt gewesen, es habe nach Chlor gerochen, heißt es dort mit Verweis auf Augenzeugen. 


Leere Regale? So stellt man Desinfektionsmittel selber her


Das komme von einer kleinen Konzentration an Chlordioxid (CIO2), zitiert das Portal Bayern-Reporter den Geschäftsführer der Firma, die das Mittel produziert hat. Er sagt: Einige Behälter haben "richtig übel ausgesehen", von dem Produkt gehe aber "keine Gefährdung" aus. Eigentlich produziert die Hofer Firma Teichpflegemittel. Weil aber während der Corona-Pandemie Desinfektionsmittel knapp wurde, hat das Unternehmen umgestellt. Zehntausende Liter werden dort Woche für Woche abgefüllt. "Das Flächendesinfektionsmittel-Konzentrat AquaDes wird vor Ort in Kanister abgefüllt und ist für den gewerblichen Gebrauch gedacht", heißt es in einer Pressemitteilung.

Metallpartikel in Desinfektionsmittel

Doch es kam zu Problemen. In die Flüssigkeit geriet wegen eines Schadens an einer Abfüllanlage Metall. Die feinen Partikel führen zu einer Reaktion mit dem Mittel - und blähen die Kanister teils immens auf. "Die betroffenen Produkte können von den eingewiesenen Kräften unproblematisch behandelt werden", teilt das Innenministerium mit.

Mit Gebinden, die unauffällig aussehen, können etwa Arztpraxen durchaus arbeiten - wenn sie die Sicherhetishinweise des Herstellers beachten. Die Hofer Firma, so das Ministerium, nimmt aber das ausgelieferte Material auch zurück. Der Mangel an der Abfüllanlage sei bereits behoben worden.