Alte Tradition: Eichelsammler retten bayerischen Eichenwald

18.10.2020, 21:02 Uhr
Etwa 200 örtliche Familien sammeln im Wald in identitätsstiftender Tradition nach Eicheln.

© Karl-Josef Hildenbrand, dpa Etwa 200 örtliche Familien sammeln im Wald in identitätsstiftender Tradition nach Eicheln.

Mit Eimern und Gummistiefeln stapfen sie durch den Wald und folgen einer alten Tradition: Rund 200 Familien sammeln in diesen Tagen im Spessart Eicheln. "Wir haben ein Mastjahr", sagte Florian Vogel, Leiter des Forstbetriebs in Rothenbuch. "Über Wochen hinweg tröpfeln die Eicheln von den Bäumen runter." Daher nutzt der Forstbetrieb im Landkreis Aschaffenburg die Chance für eine Sammelaktion - damit die Spessarteiche auch den Folgegenerationen erhalten bleibt.


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Die Sammler suchen bis Mitte November auf dem Waldboden nach Eicheln, die weder aufgeplatzt noch angefressen oder von Insekten durchbohrt sind. Die vollen Körbe werden einem Förster übergeben, der die Eicheln umschaufelt, luftdicht und trocken lagert. Andernorts werden neue Eichelkulturen angelegt. Zum Beispiel können sie vom Borkenkäfer befallene und dadurch vertrocknete Fichten ersetzen.

Lebensraum für etwa 1000 Arten

Im Hochspessart, rund um Rothenbuch, ruht Bayerns ältester Eichenbestand mit einer etwa 220 Jahre alten Geschichte. Eichen gelten als klimafeste Laubbäume. Sie verkraften trockene sowie heiße Sommer besser als Buchen, da die Wurzeln des Laubbaums tief liegen und viel Wasser speichern können. Zudem bieten Eichen einen Lebensraum​ für etwa 1000 Arten - von Schmetterlingen bis Käfern, darunter auch der seltene Hirschkäfer.


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"Früher war das Eichelnsammeln reine Frauenarbeit, die sich ein Zubrot verdienten. Die Männer waren auf der Arbeit oder im Krieg", erzählte Vogel. Das Sammeln und Aussäen der Eicheln sei mittlerweile identitätsstiftend für die örtliche Bevölkerung. Das sieht auch die Unesco so und hat die Eichenwirtschaft im Spessart in diesem Jahr in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

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