Angler holen zum Gegenschlag gegen PETA aus

9.1.2014, 12:00 Uhr
Angler holen zum Gegenschlag gegen PETA aus

© dpa

Ulrich Günther kann sich richtig in Rage reden. „Da wird der Tierschutz ad absurdum geführt“, empört sich der Freizeitangler, der Mitglied im Fischereiverein Möhrendorf ist. Bei Wettbewerben sollen künftig nur noch getötete, aber keine lebenden Fische mehr zur Wertung zugelassen werden. „Dann muss ich wohl die Fische abstechen und hinterher in die Mülltonne werfen, weil sie nicht gewässert und deshalb ungenießbar sind“, poltert Günther drauflos.

Die Hobbyfischer in der Region sind mächtig verstimmt. Den Stein hatte Peta ins Wasser geworfen: Nach dem Preisangeln mit mehr als 50 Fischerkönigen aus ganz Mittelfranken am Main-Donau-Kanal nahe Rednitzhembach (Landkreis Roth) Mitte September hatte die Tierrechtsorganisation Strafanzeige gestellt. Gegen Fritz Loscher-Frühwald (72), Präsident des Fischereiverbands Mittelfranken, wie auch gegen sämtliche Teilnehmer des Wettbewerbs.

Nur zum Nahrungserwerb?

Peta sieht im Königsfischen einen Verstoß gegen § 17 (1) des Tierschutzgesetzes und eine Missachtung von §50 des Landesfischereigesetzes. Laut der gesetzlichen Bestimmungen müsse der alleinige Grund des Angelns im Nahrungserwerb liegen. Das Töten von Fischen als Freizeitbeschäftigung oder Sportveranstaltung sei überaus herzlos, wettert die Organisation.

Die Gegner der Anglerei würden das Sportfischen am liebsten sofort verbieten. „Könnten Fische ihre Schmerzen durch laute Schreie ausdrücken, würde niemand mehr behaupten, Angeln sei eine Beschäftigung, die der Entspannung und Erholung dient“, klagt Peta-Sprecherin Tanja Breining.

Bei den Fischereivereinen hat man für diese Sichtweise — gelinde gesagt — kein Verständnis. Seit der Peta-Initiative schlagen die Wellen hoch. Dabei ist Mittelfranken nicht der erste und beileibe nicht der einzige Fischereiverband, den die Tierrechtsorganisation mit Strafanzeigen überzogen hat. Angeblich liegt deren Zahl bundesweit im dreistelligen Bereich. Offensichtlich handelt es sich um eine der vielen, teils umstrittenen Kampagnen der Peta-Aktivisten.

Loscher-Frühwald jedenfalls beeilte sich zu versichern, dass die seinerzeit gefangenen Fische alle verzehrt worden seien. Nur die noch zu kleinen Schuppentiere unter dem Schonmaß habe man gleich wieder ins Kanalwasser zurückbefördert. Rund 20 Aufseher hätten über das Königsfischen gewacht.

Der frühere Landtagsabgeordnete betont, wie sehr seinem Verband der Umweltschutz am Herzen liegt. Gewässer- und Fischkunde, Umgang mit Angel und Beute, Vorschriften beim Hältern und Schlachten — „die Regeln sind eindeutig und streng“, sagt er. „Wenn sich eines unserer 13000 aktiven Mitglieder nicht korrekt verhält, wird ihm der Erlaubnisschein fürs Angeln entzogen.“

Doch zunächst einmal stellt sich der Bezirksverband schützend vor die Fischereivereine und ihre Mitglieder. In einem Schreiben wird ihnen empfohlen, wegen der Peta-Strafanzeigen gegenüber den Ermittlungsbehörden keine Angaben zu machen und stattdessen auf ihn, den Präsidenten, zu verweisen. „Wir geben die Namen der Fischerkönige nicht preis, die beim Königsfischen mitgemacht haben“, gibt sich der 72-Jährige widerspenstig. Notfalls werde den Mitgliedern Rechtsschutz gewährt.

Gegenwehr angekündigt

Loscher-Frühwald kündigte schon einmal Gegenwehr an. Wenn es darauf ankommt, werde der Fischereiverband ebenfalls Strafanzeige erstatten, „wegen Verleumdung“. Der Präsident wörtlich: „Wir lassen es uns nicht gefallen, dass die Fischer und Angler von Peta in eine Ecke gestellt werden, wo sie nicht hingehören.“

Ob die Massen-Strafanzeigen der Tierrechtsorganisation ein Schlag ins Wasser sind, ist indes noch offen. „Die Ermittlungen sind nicht abgeschlossen, deshalb dauert das Verfahren noch an“, sagt Markus Bader, Sprecher der Staatsanwaltschaft am Landgericht Nürnberg-Fürth, auf Anfrage.

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