Apache gegen Stromleitung: Darum stürzte US-Heli in Franken ab

28.11.2019, 15:47 Uhr
Die Maschine musste, gut eine Woche nach dem Unglück, mit schwerem Gerät geborgen werden.

© NEWS5 / Merzbach Die Maschine musste, gut eine Woche nach dem Unglück, mit schwerem Gerät geborgen werden.

"Die Untersuchung ist noch nicht komplett abgeschlossen", betont Oberst John Broam gegenüber der Fränkischen Landeszeitung (FLZ). Er ist Kommandeur der zwölften Heeresfliegerbrigarde, die bei Ansbach stationiert ist. Konkreter wird der Vertreter der US-Army aber dennoch. "Es steht fest, dass es keine technischen Probleme bei der Maschine gab", sagt Broam zum derzeitigen Stand der Ermittlungen. Er geht davon aus, dass die Piloten die Stromleitung einfach übersehen haben.

Sogenannte Tiefflugübungen in Mittelfranken gibt es immer wieder, selten kommt es dabei zu Zwischenfällen. Ende September aber verloren die Piloten bei Linden (Landkreis Ansbach) die Kontrolle über den etwa fünf Tonnen schweren "Apache", der Kampfhubschrauber kappte erst sechs Hochspannungsseile und beschädigte dann zwei Strommasten schwer. Wohl nur, weil der Pilot hellwach reagierte, kam es nicht zur Bruchlandung. "Wir sind extrem dankbar, dass niemand zu Schaden kam", sagte Broam damals. "Wegen des ständigen Trainings und der Sicherheitsvorkehrungen ist niemand verletzt worden."

"Überfliegen von Leitungen gehört einfach dazu"

Die Piloten steuerten die 1600-PS-Maschine mit Nachtsichtgeräten, erklärt Broam der FLZ - dabei übersahen sie die Leitungen. Weitere Details wollte der Kommandeur vor dem Abschluss der Untersuchungen nicht nennen. Konsequenzen, betont der Army-Vertreter, müssen die Piloten wohl nicht fürchten. Den Soldaten gehe es gut, "beide fliegen bereits wieder", sagt Broam.

Der Unfall sorgte für Diskussionen. "Das Überfliegen von Stromleitungen gehört einfach dazu", sagt Broam - und rechtfertigt die gängige Praxis der US-Armee, in bestimmten Gegenden Mittelfrankens ihre Helikopter bis auf eine Höhe von nur drei Metern abzusetzen. Im Anschluss werden die "Apache" hochgezogen und steigen schnell wieder. Der fragliche Bereich bei Linden gehöre zu den Bereichen, in denen eben das erlaubt sei, sagt Broam. "Aber es geht nicht darum, gezielt an Stromleitungen etwas zu üben." Das Hindurchfliegen unter Leitungen etwa sei strikt verboten.

Neue Flugrouten gegen Lärmbelastung?

Seit Jahren protestieren Anwohner gegen die in Katterbach stationierten Kampfhubschrauber, besonders der Lärm stößt den Menschen im Landkreis Ansbach sauer auf. Die Bürgerinitiative "Edz langt's" etwa fordert den Abzug der Truppen aus Mittelfranken. Gegenüber der FLZ betont Broam, dass man derzeit alle Flugrouten überprüfe. "Wir wollen sie an die Entwicklung der Siedlungen anpassen", sagt der Kommandeur. Piloten der US-Armee dürfen ihre Flugstrecke nicht frei wählen. Sie müssen sich möglichst exakt an vorgegebene Routen halten, die einer Straßenkarte für Autofahrer gleichen.