Mehrwöchige Polizeiarbeit

Ermittlungserfolg zwischen schmuckem SUV, tschechischem Inkasso-Büro, Scherz und vielen Fälschungen

Stefan Blank

Region/Bayern

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6.5.2022, 11:10 Uhr
Mit einer Polizeikontrolle auf der A6 fing die Geschichte an.

© Stefan Blank, NN Mit einer Polizeikontrolle auf der A6 fing die Geschichte an.

Von "gesundem Spürsinn und einer extra großen Portion an Hartnäckigkeit der Fahnder" berichtet die Verkehrspolizei Ansbach in Bezug auf diesen Ermittlungserfolg: Angefangen hatte alles am 14. April, als eine Zivilstreife bei der Schleierfahndung einen 36-jährigen Mann aus der Slowakei mit einem hochpreisigen SUV mit tschechischem Nummernschild anhielt. Drei Wochen später wurden gegen den Osteuropäer nun weitere strafrechtliche Ermittlungsverfahren wegen Urkundenfälschung sowie Unterschlagung des Autos eingeleitet.

Bei der Kontrolle des Wagens an der Anschlussstelle Feuchtwangen-Nord der Autobahn 6 entdeckten die Polizisten in einem Etui mit Visitenkarten auch einen gefälschten slowakischen Aufenthaltstitel. Ein Strafverfahren wegen Urkundenfälschung folgte. Dazu kam: Der Mann war kein Unbekannter für die Polizei, er war im ganzen Bundesgebiet bereits mehrfach wegen Bandendiebstahl und Bandenhehlerei in Bezug auf Fahrzeuge aufgefallen.

Tatverdächtiger legt Kaufvertrag vor

Deshalb wurde der SUV genauer betrachtet und bei den Polizisten verstärkte sich die Vermutung, dass der Wagen dem 36-Jährigengar nicht gehört. Der teure SUV wurde sichergestellt, bis die Eigentumsverhältnisse geklärt sind. Bei der Recherche erhielten die Ansbacher Unterstützung vom Gemeinsamen Zentrum für die deutsch-tschechische Polizei- und Zollzusammenarbeit in Schwandorf und Petrovice, berichtet Thomas Klein von der VPI.

Der 36-Jährige präsentierte derweil über einen Rechtsanwalt die Kopie eines Kaufvertrages mit einem tschechischen Inkasso-Unternehmen als Beweis, dass er den SUV gekauft und bezahlt hat. Der Vorbesitzer sei seinen Leasing-Zahlungen nicht mehr nachgekommen, das Inkasso-Büro habe daher das Auto einkassiert und an ihn veräußert.

"Der Vertrag ist ein Scherz"

"Aber auch dieses Dokument machte die beiden Polizistinnen stutzig und weckte erneut Zweifel", berichtet Klein weiter. Ein Grund: Der säumige Zahler und der auf der A6 Kontrollierte waren die gleichen Personen. Also wurde über die grenzübergreifend arbeitenden Kollegen das Inkasso-Büro in der Tschechischen Republik kontaktiert, die nach in Augenscheinnahme der Kaufvertrags-Kopie laut Thomas Klein nur kurz und knapp schrieben: "Der vorgelegte Kaufvertrag ist ein Scherz! Er stammt nicht von uns."

Das Inkasso-Büro schickte noch ein Musterformular eines Kaufvertrages, wie sie es verwenden. Es sah komplett anders aus. Die Schlussfolgerung für die Polizisten war, dass der 36-Jährige "den SUV derzeit illegal nutzt". Der teure Wagen wird nun von einem Mitarbeiter des Inkasso-Unternehmens in Ansbach abgeholt, auf den Slowake wartet das Strafverfahren.


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