"Habe mich geschämt": McDonalds lässt Rettungsdienst-Mitarbeiter nicht auf Toilette

13.2.2021, 13:39 Uhr

Es war ein kalter Tag Anfang Januar, als der Mann gemeinsam mit einem Kollegen von einem beruflichen Einsatz in Ansbach zurück nach Nürnberg fahren wollte. "Aufgrund des einsetzenden Schneechaos' war es absehbar, dass wir nach Nürnberg noch mindestens eine Stunde oder länger brauchen würden", schreibt der Rettungsdienst-Mitarbeiter in einer Mail, die nordbayern.de vorliegt. Also beschlossen die beiden Kollegen, beim Schnellrestaurant McDonalds zu halten, um etwas zu essen und die Toilette aufzusuchen.

"So viel zum Thema systemrelevant"

Doch Letzteres wurde ihnen nicht gestattet. Der Mann habe nach seiner Bestellung die Mitarbeiterin mehrfach gebeten, die Toilette des Restaurants benutzen zu dürfen. Es sei offensichtlich gewesen, dass er sich "sonst in die Hose mache" - schildert er. Dennoch habe die Mitarbeiterin ihm vehement verweigert, die Toilette zu benutzen - aufgrund der aktuellen Corona-Regelung. Und das, obwohl deutlich erkennbar gewesen sei, dass er beim Rettungsdienst arbeitet. "So viel zum Thema systemrelevant", ärgert sich der Mann. Er sieht im Verhalten der Mitarbeiterin auch ein Zeichen für "fehlende Menschlichkeit".

"Ich habe mich wirklich geschämt"

Am Ende musste er seine Notdurft im Schneesturm neben dem Schnellrestaurant verrichten, bei -4 Grad Außentemperatur. Er habe nicht einmal die Möglichkeit gehabt, sich hinter einen Baum oder in eine Ecke zu stellen. Der Parkplatz ist von der Straße komplett einsehbar. "Ich habe mich wirklich geschämt", schreibt der Mann.

Nur wenig später und gerade einmal 200 Meter weiter, schildert er, habe er dann auch schon seinen nächsten Einsatz gehabt, nachdem ein Unfall passiert war. Gottseidank ohne Druck auf der Blase.

McDonalds bedauert den Vorfall

Auf Nachfrage von nordbayern.de äußerte sich auch McDonalds zu den Vorwürfen. "Aufgrund der Corona-Pandemie gibt es eine Vielzahl an Vorgaben, an die wir uns als Unternehmen halten müssen. So können wir aufgrund der aktuellen Situation unseren Service momentan nur über den McDrive sowie im Außerhaus-Verkauf anbieten und unsere Mitarbeiter sind angewiesen, im Restaurant die Einhaltung der Hygienevorgaben, Maskenpflicht und Abstandsregeln genau im Blick zu behalten", erklärte eine Sprecherin des Fast-Food-Giganten schriftlich. Gleichzeitig betonte der Konzern, dass es sich im geschilderten Fall um ein Missverständnis handle. "Selbstverständlich sollen unsere Mitarbeiter Gästen die Möglichkeit geben, die sanitären Anlagen aufzusuchen, wenn dies vonnöten ist. Wir würden den Gast gerne nochmals in unser Restaurant einladen und ihm zeigen, dass wir es besser können."

Aufeinander schauen

Der Rettungsdienst-Mitarbeiter zeigte sich nach der Reaktion des Fast-Food-Riesen zufrieden. Er betonte, dass er mit dem Vorfall vor allem darauf aufmerksam machen wolle, dass man in diesen besonderen Zeiten aufeinander achten müsse. "Es geht mir nicht darum, die Regelungen oder McDonalds zu kritisieren. Es steht und fällt mit jedem Einzelnen, der momentan ungewohnte Entscheidungen treffen muss. Hier kommt es mehr denn je auf ein Miteinander an." Das Unternehmen habe ihm eine Entschädigung in Form von Gutscheinen angeboten, die er jedoch spenden wolle: "Ich selbst möchte mich nicht an dieser Situation bereichern, sondern an die Menschlichkeit und Vernunft appellieren und für den Einzelfall sensibilisieren".

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