Hochschule Ansbach: Promis lesen für alle vor

19.6.2020, 17:26 Uhr
Auch Lena wird an der virtuellen Lesung teilnehmen.

© Daniel Karmann, dpa Auch Lena wird an der virtuellen Lesung teilnehmen.

"Meine Mama hat mir schon als kleines Kind immer vorgelesen", erzählt Emre Dagkiran. "Die Menschen lesen überall – Werbeplakate, Einkaufszettel, Zeitungen, Bücher – Lesen ist ein Teil von uns und wir wollen die Menschen durchs Lesen begeistern." Der 26-Jährige hat mit Sofia Haimerl die Projektleitungen übernommen, sie koordinieren die Aufgaben ihrer 30 Kommilitonen. Im Masterstudiengang „PR und Unternehmenskommunikation“ sollten sie eigentlich die Verleihung des Bildungspreises an der Hochschule Ansbach organisieren. Doch der muss in diesem Jahr corona-bedingt ausfallen. Also haben sie sich eine Alternative einfallen lassen. Am Freitag, 19. Juni, laden sie von 10 bis 17 Uhr zu einer virtuellen Lesung ein.

Wir wollten die Veranstaltung irgendwie retten und an die aktuelle Situation anpassen", erzählt Haimerl. Drei Themen haben sie sich dafür überlegt: Nachhaltigkeit, weil das Thema des Bildungspreises gewesen wäre. Gesundheit, wegen Corona. Und Humor. "Wir möchten den Menschen gerade zurzeit ein Lächeln schenken", sagt Dagkiran. Für die Zuschauer wird es Videos geben, Buchtipps, Rätsel, Spiele und Moderation. Die Studenten stellen ihre Lieblingsbücher vor und lesen gemeinsam aus Goethes Faust: "Wir strecken dem Virus die Faust entgegen und lassen uns nicht unterkriegen", sagt Dagkiran.

Bundesministerin und Bauchredner

Zahlreiche Prominente konnten sie für die Aktion begeistern. "Der Zuspruch war groß", erzählt Haimerl. Die virtuelle Veranstaltung bietet neue Chancen: "An die Hochschule hätten wir die Leute niemals alle am gleichen Tag gebracht." Lena Meyer-Landrut hat den Bildungspreis im vergangenen Jahr gewonnen und wurde für ihren Einsatz gegen Mobbing im Internet ausgezeichnet. Die Sängerin, die 2010 den Eurovision Song Contest gewonnen hat, kam zur Verleihung nach Ansbach und taufte einen Hörsaal auf ihren Namen. Am Freitag wird sie den ein oder anderen Buchtipp geben - auch aus den Büchern "Jetzt – die Kraft der Gegenwart" von Autor Eckhart Tolle und "Tiere essen" von Jonathan Safran Foer.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek schickt ein Grußwort. Der fränkische Bauchredner Sebastian Reich gibt mit Nilpferd Amanda ebenfalls Buchtipps. Der Ansbacher Autor und Journalist Ulrich Rach stellt eines seiner Bücher vor. Schwimmerin und Olympia-Siegerin Britta Steffen verzichtet der Umwelt zuliebe künftig aufs Fliegen und präsentiert Gedanken zu nachhaltigem Reisen. Julia Engelmann, die als Poetry Slammerin bekannt geworden ist, überlegt, welcher Ort die Erde in Zukunft sein wird. Der deutsche Meeresbiologe, Fotograf und Filmemacher Tom Vierus lebt auf den Fidschi-Insel im Pazifik und liest aus seinem Blog Texte zur Überfischung der Meere.

Spenden für guten Zweck

Auch die "Straßenkreuzer-Uni" beteiligt sich mit drei Beiträgen an der virtuellen Lesung. Das Bildungsangebot des Obdachlosen-Magazins in Nürnberg will Uni-Wissen lebensnah vermitteln. Dafür revanchieren sich die Studenten. Alle Spenden, die sie bei der Lesung sammeln, kommen dem Projekt zu Gute. "Spaß und ernste Themen sollen sich mischen", erklärt Dagkiran. Jeder Schwerpunkt umfasst etwa eine Stunde. Auf der Homepage finden die Zuschauer einen Ablaufplan, Informationen zu Themen und Teilnehmern. Auch für die Sozialen Medien haben sich die Studierenden ein Konzept überlegt, sie teilen kurze Filme, Interviews, Hinweise und Fotos auf Facebook und Instagram.

Jeder kann kurz "reinhören"

Seit Semesterbeginn vor sechs Wochen haben die Studenten an ihrem Projekt gearbeitet. Manchmal sogar bis zu zehn Stunden am Tag. „Manchmal hatte ich echt viereckige Augen, weil ich den ganzen Tag vor dem Bildschirm verbracht habe“, erzählt die Studentin. „Persönliche Treffen in der Hochschule wären schon inspirierender gewesen als allein zu Hause im Kinderzimmer zu sitzen.“

Dafür vergrößert die virtuelle Variante das Publikum. „Jeder kann online kurz vorbeischauen oder auch den ganzen Tag dabeibleiben“, sagt Haimerl. „Wir wünschen uns, dass Jüngere und Ältere zuschauen, Studenten, Familie und Freunde, aber auch alle möglichen anderen Leute, die gerne lesen.“ Wer am Freitag keine Zeit hat, kann die Beiträge noch eine Woche lang auf der Webseite finden.

Die virtuelle Lesung an der Hochschule Ansbach können Sie am Freitag, 19. Juni, von 10 bis 17 Uhr hier auf nordbayern.de und auf den Social-Media-Kanälen der Hochschule verfolgen.

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