Nawratil-Affäre: Jetzt geht auch die CSU auf Distanz

19.9.2018, 05:32 Uhr
Nawratil-Affäre: Jetzt geht auch die CSU auf Distanz

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Unmittelbar nach dem Bericht der Sonderprüfer am Dienstag im Ansbacher Bezirkstag hatten bereits die Grünen und die SPD jede weitere Zusammenarbeit mit Nawratil für unmöglich erklärt. Die Prüfer hatten dem Vorstand in wichtigen Bereichen ein eklatantes Versagen bis hin zu unter Umständen strafwürdigen Gesetzesverstößen bescheinigt. In der Sitzung selbst hatte sich die CSU mit Rücktrittsforderung an Nawratil noch zurückgehalten. Noch am Abend trafen sich die CSU-Bezirksräte allerdings zu einer Fraktionssitzung, auf der sie einen bemerkenswerter Beschluss fassten.

Schon in der nächsten ganztägigen Sitzung des Verwaltungsrates — das Gremium tagt stets nichtöffentlich — am kommenden Dienst soll nach dem Willen der CSU nun ein Jurist den Bezirksräten aufzeigen, "in wie weit eine Abberufung der Organstellung 'Vorstand' erfolgen kann", wie es im Antrag heißt. Ferner will die CSU dabei klären, in wie weit eine Freistellung von Helmut Nawratil "unter den aktuellen Rahmenbedingungen" erfolgen könne.


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Gegenüber den Nürnberger Nachrichten nannte Peter Daniel Forster, der CSU-Fraktionsvorsitzende, vor allem zwei Punkte für diese 180-Grad-Wende. Noch bis vor kurzem waren er und Bezirkstagspräsdient Richard Bartsch (CSU), der auch dem Verwaltungsrat vorsitzt, nämlich noch glühende Verfechter der Arbeitsweise Nawratils. Dabei sind einige der massiven Kritikpunkte seit vielen Monaten bekannt.

Das betrifft auch die Vorgänge um die Kündigung eines Chefarztes in Erlangen, auf die sich CSU-Mann Forster nun beruft. In dem Prüfbericht ist festgehalten, das die Zustimmung des Verwaltungsrates zu diesem Schritt "aufgrund einer unrichtigen Darstellung" herbeigeführt worden sei, das heißt, Nawratil hat die Bezirksräte falsch informiert. Der Bezirk musste dem Arzt eine Abfindung in Höhe von 168.000 Euro zahlen.


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Im zweiten Punkt, den Forster nannte, geht es um Firmenbeteiligungen Nawratils. Der Manager hatte die verneint, der Pürfbericht hält aber fest, dies sei "unzutreffend". Seine, Nawratils, Antworten ließen den Schluss zu, dass er "Vergütungen von Dritten neben der Vorstandsvergütung bezogen hat". Ein Blick in seine Steuerunterlagen hätten ihn entlasten können. Den wollte er den Prüfern aber nicht gewähren. Das muss er auch nicht tun.

Für die SPD im Bezrikstag ist inzwischen klar, dass in puncto Nawratil ein schnelles Ende gefunden werden müsse, und zwar ohne Abfindung, wie SPD-Fraktionschefin Gisela Niclas betonte. Dem Manager stehen laut Dienstvertrag bei einem vorzeitigen Ausscheiden bis zu Hundertausenden von Euro zu.


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