Schüsse in Franken: Flüchtiger durchstieß mit Traktor-Gabel Polizeiauto

28.1.2020, 16:25 Uhr
Schüsse in Franken: Flüchtiger durchstieß mit Traktor-Gabel Polizeiauto

© News5/Höfig

Untermosbach liegt mittem im Landkreis Ansbach, knapp über 100 Einwohner, viel Grün, kleine Waldstücke, Feldwege. Mit Feuchtwangen liegt die nächste größere Stadt gut 13 Kilometer entfernt. Die Polizei verirrt sich nur selten in das Örtchen. Am Dienstagmittag aber rückte ein Großaufgebot nach Westmittelfranken aus, als ein Streit unter Familienmitgliedern eskalierte. Die Eltern alarmierten die Polizei, weil ihr 24 Jahre alter Sohn auf sie losging. Es ist 10.45 Uhr, als der Notruf einging.

Als psychisch auffällig beschreibt die Polizei den jungen Mann, von Beginn an habe er sich der ersten Streife und der Besatzung eines Rettungswagens gegenüber "unzugänglich gezeigt", wie es das Präsidium Mittelfranken in einer Mitteilung formuliert. Der 24-Jährige weigerte sich, das Haus zu verlassen. Dann stieg er auf einen Traktor - und begann mit einer lebensgefährlichen Irrfahrt, an dessen Ende die Polizei schießen musste. 

"Akut lebensgefährliche Einsatzsituation"

Als der Mann versuchte zu flüchten, habe er mit dem Gabelaufbau des Traktors einen Streifen- sowie einen Rettungswagen gerammt. Nur durch einen Sprung zur Seite konnte sich ein Polizist retten, er wurde dabei leicht verletzt. Mit dem landwirtschaftlichen Gerät fuhr der 24-Jährige mehrere Minuten durch den kleinen Ort, widersetzte sich seiner Festnahme. Die Polizei spricht von einer "akut lebensgefährlichen Einsatzsituation". Etwa, als der Mann mit der Frontgabel die Windschutzscheibe eines Streifenwagens durchstieß. "Die Kollisionen mit den Einsatzfahrzeugen waren so heftig, dass die Frontgabel des Traktors schließlich abbrach", teilt die Polizei mit. 

Die Traktor-Gabel brach bei einer Kollision ab.

Die Traktor-Gabel brach bei einer Kollision ab. © NEWS5 / Martin

Das Spezialeinsatzkommando machte sich auf den Weg nach Untermosbach. Weil die Situation aber zu gefährlich wurde, schoss einer der Polizisten mit seiner Dienstwaffe auf den Flüchtigen. Er traf - wo, ist derzeit aber noch unklar. Der 24-Jährige wurde verletzt, wie schwer, das konnte ein Sprecher des Präsidiums Mittelfranken auf nordbayern.de-Nachfrage aber nicht sagen. Auch dazu, wie viele Schüsse die Streife abgab, könne man keine Angaben machen. Der Mann wird in einem Krankenhaus versorgt. "Rund eine Stunde nach dem Notruf wurde er festgenommen", erklärt der Sprecher. 

Jetzt ermittelt die Ansbacher Kriminalpolizei. Routinemäßig ist auch das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) eingebunden - die Experten sind immer dann involviert, wenn Polizisten Schüsse abgeben. Die Staatsanwaltschaft prüft derzeit, ob gegen den 24-Jährigen ein Verfahren wegen eines versuchten Tötungsdelikts eingeleitet wird. 


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