So kommt ein Stück Simbabwe nach Mittelfranken

13.8.2020, 13:12 Uhr
So kommt ein Stück Simbabwe nach Mittelfranken

© Diana Danoyan (FrankenSein)

Seit über 20 Jahren veranstaltet Fritz Meyer regelmäßig Steinbildhauer-Workshops mit den renommiertesten Künstlern aus dem südöstlichen Afrika. Seine Into-Africa-Skulpturengalerie umfasst inzwischen etwa 1.500 Figuren. Wie er als früherer Reiseveranstalter auf die Idee kam, so ein Projekt in einem fränkischen Dorf umzusetzen und warum ein afrikanisches Fest mittlerweile sogar die Dorf-Kirchweih ersetzt, erklärt er im Gespräch mit dem nordbayern.de-Kooperationspartner FrankenSein.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Workshops für zeitgenössische Kunst aus Simbabwe in einem kleinen fränkischen Dorf durchzuführen?

Meyer: In den 1990er Jahren war ich als Reiseveranstalter im südlichen Afrika tätig und habe in Simbabwe ein Bildhauer-Dorf kennengelernt. Dort standen ca. 20.000 Skulpturen mitten im Wald, in allen Größen, Formen und Farben. Ich habe mir die ersten Skulpturen gekauft, um meinen Laden zu dekorieren. 1998 habe ich den ersten Workshop auf dem Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne in Nürnberg veranstaltet. Die Workshops habe ich nebenberuflich fortgeführt, wobei immer zwei Bildhauer aus Simbabwe für vier bis sechs Wochen hier waren. 2005 habe ich mich selbstständig gemacht. Seitdem bin ich als Kunsthändler und Workshop-Veranstalter in Wernsbach tätig.

Was darf man sich unter der jährlichen "Traditionellen Afrikanischen Kirchweih" vorstellen?

Meyer: Ursprünglich wollten wir eine Art "Tag der offenen Tür" machen, bei dem man bei den Workshops zuschauen und Skulpturen erwerben kann. Dazu haben wir eine Afrikanische Band eingeladen. Daran anknüpfend haben wir den Schwerpunkt immer mehr auf Afrika gesetzt und nebenbei weitere Workshops angeboten – beispielsweise Trommelworkshops oder Workshops zur Afrikanischen Küche.

Mittlerweile ist das Fest auf drei Tage ausgeweitet. Am Freitag beginnen wir mit einer Vernissage und einer Rock-n-Roll-Live-Band, am Samstag gibt es Afrikanische Musik und am Sonntag sitzen wir nochmal zusammen. Da es bei unserem Dorf keine eigene Kirchweih mehr gibt, spricht in unserem Fest jeder von der Wernsbacher Kirchweih.


Die Bilder der Ausstellung finden Sie bei FrankenSein


Wie wurde Into-Africa in Wernsbach und Umgebung in der Anfangszeit aufgenommen?

Meyer: Es wurde durchweg positiv aufgenommen. Mit Rassismus oder Ähnlichem hatten wir nie Probleme. Es war schon immer so, dass unsere Nachbarn auf ihren Traktoren vorbeigefahren sind, freundlich gegrüßt haben und die Afrikaner freundlich zurückgegrüßt haben. Unser erstes Fest hat allein die Dorfbevölkerung gerettet. Wir waren noch relativ unbekannt, aber es war das ganze Dorf da. Die Gemeinde unterstützt uns zudem stets mit Logistik und bspw. der Einladung zu Bürgerfesten, bei denen wir uns präsentieren dürfen.

Welche Bedeutung steckt hinter dem Titel Ihrer Sammlung "Visionen in Stein"?

Meyer: Es gibt ja bereits Talking-Stones, Spirituous-Stones, Living-Stones und vieles mehr. Wir wollten etwas anderes machen. Der Künstler Ignatius Zhuwakiyi ist davon überzeugt, dass ein Stein viele Skulpturen in sich trägt und abhängig von der Gedanken- und der Gefühlswelt, den Visionen und den Ideen des Künstlers eine freilegt. Aus dem Englischen lässt sich "vision" mit "das Sehen" und der Ausdruck "to be a real vision" sinngemäß mit "wunderschön sein" übersetzen. Da war Ignatius und mir klar, dass die Ausstellung "Visionen in Stein" heißen muss.

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