Soldaten behindern Aufnahmen

US-Militär will Dreharbeiten in Katterbach verhindern: Polizei schreitet ein

4.8.2021, 13:55 Uhr
Die US-Kaserne in Katterbach (Landkreis Ansbach) ist immer wieder in den Schlagzeilen, weil die US-Soldaten Dreharbeiten vor der Kaserne unterbinden wollen.

© U.S. Army photo by Maj. Robert Fellingham Die US-Kaserne in Katterbach (Landkreis Ansbach) ist immer wieder in den Schlagzeilen, weil die US-Soldaten Dreharbeiten vor der Kaserne unterbinden wollen.

"Die US-Militärpolizei wollte Filmaufnahmen auf öffentlichem Grund in Katterbach verbieten", sagt der Pressesprecher der Bürgerinitiative (BI) "Etz langt´s", Boris-André Meyer.

Am Dienstagnachmittag, den 3. August, sprach das US-Militär nach Angaben der BI zunächst ein Filmverbot am Zaun des Militärgeländes gegen ein Fernsehteam des BR aus. Meyer rief die Polizei, um die Sache zu klären. Die Beamten versicherten, dass die Journalisten ihrer Arbeit weiter nachgehen können.

Auslöser des Zwischenfalls war ein Interview des BR mit dem Pressesprecher der Bürgerinitiative (BI) "Etz langt´s" zu einer möglichen Vergiftung von Grundwasser, Böden und Brunnen mit per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) aus der US-Kaserne Katterbach.

Dazu drehte das BR-Team auf öffentlichem Grund in Sichtweite des Löschplatzes des Flugfelds, von wo aus sich laut BI die krebserregenden Giftstoffe in die Umgebung ausbreiten sollen.

Bereits im März 2020 hatte ein Labor im Blut zweier Anwohner bedenkliche Rückstände des PFC nachgewiesen. Die Untersuchungen wurden von der BI in Auftrag gegeben. Der Mediziner Wolfgang Schmidt erklärte damals bei einem Pressegespräch, die gefundene PFC-Belastung im Blut liege "in einem Bereich, wo gesundheitliche Folgen nachgewiesen sind". Beispielsweise steige das Risiko für Unfruchtbarkeit, für zu niedrige Geburtsgewichte bei Kindern oder für Immunerkrankungen.

Im Juni 2021 entnahm ein Mitarbeiter eines Umwelt-Ingenieurbüros in der Nähe der Kaserne eine Bodenprobe.

Im Juni 2021 entnahm ein Mitarbeiter eines Umwelt-Ingenieurbüros in der Nähe der Kaserne eine Bodenprobe. © Daniel Karmann, dpa

Bereits in der Vergangenheit sei es zu Störungen der Presseberichterstattung durch die US-Armee gekommen, so Meyer. So habe etwa 2009 die Militärpolizei das Fotografieren einer Kundgebung vor den Kasernentoren durch eine Journalistin zu verhindern versucht. 2018 wurde ein Ansbacher Landwirt bei Untereichenbach von der Militärpolizei auf seinem Feld festgehalten, nachdem er ein Fernglas in Richtung der Kaserne richtete.

Auf Nachfrage der FLZ hatte das Bundesverteidigungsministerium schon 2009 festgestellt, dass von öffentlichem Grund aus die US-Kaserne fotografiert und gefilmt werden darf.

Umso mehr zeigt sich die BI über das widerrechtliche Vorgehen erstaunt: "Die US-Armee muss endlich die freie Berichterstattung der Medien sowie die Bewegungsfreiheit der Menschen in Katterbach und Umgebung respektieren. Es ist unerklärlich, dass es immer wieder zu solchen Zwischenfällen kommt. Der Bund als Eigentümer des Geländes muss dafür sorgen, dass die Pressefreiheit nachhaltig geschützt wird, indem er die Militärpolizei klar in die Schranken weist."


Der Beitrag zur PFC-Verseuchung wird voraussichtlich in der Umweltreportage "Unkraut" am Montag, 09. August, um 19 Uhr im BR ausgestrahlt.

24 Kommentare