Anton Strohofer: Der Autohof-König von Geiselwind ist tot

23.9.2018, 16:49 Uhr
Anton Strohofer: Der Autohof-König von Geiselwind ist tot

© Arno Stoffels

Anton Strohofer war schockiert, als sich die Landschaft um Geiselwind in den 1950ern und 1960ern grundlegend veränderte. Dort, wo sich vorher idyllisch die Felder in die Landschaft schmiegten, schlugen plötzlich die Bauarbeiten für den Lückenschluss der A 3 zwischen Nürnberg und Frankfurt eine breite Schneise. Die Bewohner Geiselwinds verloren ihre Ruhe, die Bauern ihre Felder.

Einer dieser Bauern war Anton Strohofer, ein echter Geiselwinder Jung, der dort schon zur Volksschule gegangen war. Als zweiter Sohn einer Landwirtsfamilie musste er schon bald den Hof übernehmen, als sein Vater nicht aus dem Krieg zurückkehrte und sein Bruder bei einem Unfall starb.

Mit dieser Vergangenheit hatte er früh gelernt, nicht aufzugeben und das Beste aus seinem Schicksal zu machen. So sah er die Zerstörung seiner Felder nicht lange als schweren Schlag, sondern entdeckte die Chance hinter den Fahrzeugkolonnen. Schließlich befand sich in jedem dieser Fahrzeuge auch ein Geldbeutel und mindestens ein Reisender, der sich mit dessen Inhalt die Pause versüßen wollte.

Zehn Jahre lang arbeitete Strohofer als Tankwart in der Raststätte Steigerwald, beobachtete die Trucker in all ihren Eigenheiten und Bedürfnissen und entwickelte einen seiner Leitsprüche: "Aus Standzeit Nutzzeit machen."

Eigene Metzgerei

Dann eröffnete er auf seinem ehemaligen Acker am 26. Juni 1981 den Autohof, der in folgenden Jahren zu gewaltigen Dimensionen anwachsen sollte. Neben Tankstelle und Restaurant entstanden auch eine eigene Metzgerei, zwei Konzerthallen, ein Hotel mit 220 Betten, Sauna, Fitnessstudio, Spielhalle, Sportplatz, eine Autobahnkirche.

Stillstand gab es auf dem 48 Hektar großen Gelände praktisch nie. Zuletzt kam noch eine Erlebniswelt mit Kletterpark, Bogenschießen und Slackline-Parcours hinzu.

20 Millionen Liter Kraftstoff fließen im Jahr aus den Zapfsäulen, in Toni’s Restaurant werden im Jahr 30 000 Schnitzel paniert und verspeist, beim alljährlichen Trucker- und Country-Festival strömen mehr als 20 000 Besucher nach Geiselwind. Und auch sonst zieht das Eventzentrum regelmäßig Tausende von Zuschauern bei Konzerten, Partys und Festivals an.

Für Strohofer war der Autohof auch eine Herzensangelegenheit, weshalb er übermäßige Kritik auch nicht auf sich sitzen ließen. Als es nach einer ausführlichen Geschichte von Spiegel Online im Jahr 2015 bösartige Internet-Kommentare hagelte, setzte sich Strohofer ausführlich zur Wehr — und offenbarte dabei auch seinen religiösen Hintergrund: "Guter Gott, lass die Menschen, die mit sich, Gott und der Welt nicht zufrieden sind und über Facebook ihren Frust auslassen, vom Heiligen Geist beseelt und erleuchtet werden, dass ihre Untaten nicht auf sie selbst zurückfallen."

Dass Strohofer ein echtes Gespür dafür hatte, was Trucker brauchen, zeigt nun auch die aufrichtige Anteilnahme auf die Todesnachricht in den sozialen Netzwerken. Ein Lkw-Fahrer schreibt zum Beispiel: "Toni war kein Großer. Nein, er war der Größte. Was er geschaffen hat, ist einzigartig. Wir Fernfahrer werden dich nie vergessen."

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