Podcast mit Dr. Markus Beier

Ärzte vermissen Verlässlichkeit und Respekt

Matthias Oberth

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12.10.2022, 13:55 Uhr

Er ist Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands und kennt die Nöte und Sorgen seiner Kolleginnen und Kollegen aus eigener Erfahrung. Als niedergelassener Arzt in Erlangen erlebt Dr. Markus Beier hautnah, welcher Belastung die Teams in den Arztpraxen ausgesetzt waren und sind. Für Beier lassen die jetzt geplanten Kürzungen deshalb „Verlässlichkeit und Respekt“ gegenüber der Leistung der medizinischen Berufe vermissen.

Es sind vor allem die Hausärzte und Psychotherapeuten, die sich von der Politik im Stich gelassen fühlen. Im Podcast "Horch amol" erinnert Beier an die zusätzlichen Aufgaben, die die Praxen innerhalb der vergangenen beiden Jahre der Corona-Pandemie übernommen haben. "Wir haben mit dem Testen, mit dem Impfen und den Infektsprechstunden parallel zu allen anderen, üblichen Aufgaben sehr viel geleistet", blickt Markus Beier zurück. Die Teams seien dadurch oftmals über das Limit hinaus gefordert gewesen, macht er deutlich.

Wenn jetzt manche Hausarztpraxen einen Aufnahmestopp für Neupatienten verhängen, sei dies ein "gewisser Eigenschutz", um die Überlastung nicht zur Normalität werden zu lassen. Zu dieser angespannten Situation kommen nun die Pläne von Gesundheitsminister Karl Lauterbach dazu, nach denen unter anderem die Neupatientenregelung wieder gekippt werden soll. Die Regelung schafft bislang durch ein Extrabudget einen Anreiz für die Arztpraxen, neue Patienten aufzunehmen.

"Bündel an Detailmaßnahmen"

Markus Beier verweist darauf, dass es ein ganzes "Bündel an Detailmaßnahmen" ist, das den Hausärzten und Psychotherapeuten nun aufgebürdet werden soll. Die Spitze des Eisbergs sei dabei die Rücknahme der Neupatientenregelung, die gerade einmal drei Jahren Bestand hatte. Dass die Politik dieses Versprechen jetzt bricht, zerstöre Vertrauen und erschwere die Arbeit, weil keine Planungssicherheit mehr vorhanden ist, meint der Bundesvorsitzende.

Mindestens ebenso große Bedeutung, wie die Kürzungsvorschläge, erachtet Markus Beier die Missachtung der von den Praxisteams erbrachten Leistung. "Hier wurde der Fokus auf den stationären Bereich gelegt", sagt er, was er auf keinen Fall als Kritik verstanden wissen will. Angesichts steigender Preise, steigender Lohnkosten und einem Überstundenberg bei den Praxisteams aus Pandemiezeiten gibt es statt Anerkennung nun "sogar Kürzungen und Krankenkassen, die den Ärzten über mehrere Jahre hinweg Nullrunden diktieren wollen" so Beier. Für ihn fehlt hier "jeglicher Respekt vor der geleisteten Arbeit".

Programme wirken erst in Jahren

Mit Blick auf den Schwund der Hausärzte im ländlichen Raum, sagt Markus Beier, dass hier inzwischen sowohl von den Verbänden, als auch von Ministerien hilfreiche Programme aufgelegt worden sind. Es wir aber noch einige Jahre dauern, bis hier der Erfolg spürbar sein wird. In diesem Zusammenhang appellierte er an die Kommunen, mit guten Rahmenbedingungen für die Ansiedlung von Ärzten zusätzliche Anreize zu schaffen.

Notgedrungen spielten im Podcast auch die wieder ansteigenden Coronazahlen eine Rolle. Die Impfung hält der Hausarzt als wichtigste Schutzmaßnahme für unentbehrlich. Und er rät zum Tragen einer FFP2-Maske, wenn man unter Menschen unterwegs ist. Die Maske gehört aus seiner Sicht bei kühler Witterung inzwischen genauso dazu, wie "Mütze, Handschuh, Schal".

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