Aufbau der Wasserräder bei Möhrendorf verzögert sich

Scott Johnston

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26.4.2020, 11:00 Uhr
Früher wurden über die Schöpfräder Äcker bewässert. Heute sind sie vor allem ein schöner Anblick. Und sie speisen Biotope.

© Harald Hofmann Früher wurden über die Schöpfräder Äcker bewässert. Heute sind sie vor allem ein schöner Anblick. Und sie speisen Biotope.

Die Schutzmaßnahmen aufgrund der Corona-Pandemie haben auch Auswirkungen auf den diesjährigen Einbau der berühmten Wasserschöpfräder an der Regnitz bei Möhrendorf. Erst vor Kurzem waren die historischen Holzräder in das Bayerische Landesverzeichnis der immateriellen Kulturgüter aufgenommen worden.

Doch bei den aufwendigen Arbeiten vom Ausbessern der insgesamt 500 Einzelteile pro Rad bis hin zum Einlassen in den Fluss würden sich bei den meisten Exemplaren die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer zu nahe kommen, als dass dies momentan zu verantworten wäre. "Wegen der Ausgangsbeschränkungen wollten wir kein falsches Signal setzen und haben deswegen die geplanten Treffen vorerst abgesagt", erläutert Möhrendorfs Bürgermeister Thomas Fischer, der auch Vorsitzender der Wasserradgemeinschaft, einem eingetragenen Verein, ist. Zum Glück gibt es zwei Ausnahmen. Landwirt und Spargelbauer Hans Rudolph konnte den Aufbau über seine Familie und seine Mitarbeiter so organisieren, dass keine Gefahr einer eventuellen Ansteckung besteht. Deshalb wird das Kennerleinsrad bei Oberndorf bereits in die Regnitz eingelassen.

Und auch die Männer vom Bauhof sind darauf geschult, die nötigen Schutzvorkehrungen zu treffen. Daher folgt bald das Vierzigmannrad. Es befindet sich am Parkplatz links der Straße, die von der A 73 zum Ort Möhrendorf führt.

Dort ist traditionell der Ausgangspunkt für eine Besichtigungstour zu diesen besonderen Baudenkmälern. Entspannt sich Lage nach der Ausbreitung des Virus, sollen möglichst noch die übrigen acht Räder installiert werden.

In niederschlagsarmen Gegenden wurden Wasserschöpfräder zwischen 1250 und 1400 eingeführt, um die Wiesen zu bewässern. Ihre Blütezeit war im 17. Und 18. Jahrhundert, als sich über 250 von ihnen an den Ufern von Regnitz, Rednitz und Pegnitz drehten.

Das damit verbundene System von Gräben und Verteilringen behinderte später jedoch den Einsatz der Maschinen, die eine immer größere Bedeutung in der Landwirtschaft gewannen, sodass Beregnungsanlagen im Laufe der Jahre die Räder ersetzten. 1995 gründete sich in Möhrendorf die Wasserradgemeinschaft, die sich seitdem um den Erhalt von zehn Schöpfrädern kümmert.

Patenschaften haben unter anderem Landwirte, Vereine, die Freien Wähler, die CSU, das Grüne Bürgerforum, die Gemeinde, die Erlanger Stadtwerke und das Wasserwirtschaftsamt übernommen. Viele Bürger packen mit an, um dieses nun auch vom Freistaat anerkannte Kulturerbe zu bewahren.

Auch wenn die Landwirte nicht mehr direkt davon profitieren, haben die Möhrendorfer Schöpfräder neben der Bereicherung des Landschaftsbilds noch zwei weitere positive Effekte: Sie speisen Feuchtbiotope entlang der Regnitz und heben den Grundwasserspiegel, was der zunehmenden Trockenheit entgegenwirkt.

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