Höchster Wert seit 1972

Baby-Boom durch Corona? Bayern meldet gewaltigen Anstieg - so sieht es in Franken aus

Tobi Lang

Redakteur

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11.10.2022, 09:24 Uhr
Bayerns Geburtskliniken sind gut ausgelastet - es kommen wieder deutlich mehr Kinder zur Welt. 

© Julian Stratenschulte/dpa, NN Bayerns Geburtskliniken sind gut ausgelastet - es kommen wieder deutlich mehr Kinder zur Welt. 

Dass in der Corona-Pandemie wenig Positives entstand, da sind sich die meisten Bundesbürger wohl einig. Ein paar Lichtblicke haben Lockdown, Isolation und womöglich auch Langeweile dann aber doch produziert - zumindest liegt der Verdacht nahe. Für das Jahr 2021 meldet das Landesamt für Statistik in Bayern einen deutlichen Anstieg der sogenannten Geburtenziffer. Sie beschreibt, vereinfacht gesagt, wie häufig Frauen im fruchtbaren Alter zwischen 15 und 49 Jahren Kinder bekommen.

Die Daten zeigen: Mit 1,61 Kindern pro Frau erreicht die sogenannte Gesamtfertilitätsrate im vergangenen Jahr den höchsten Wert seit 1972, also der Zeit, in der Deutschland einen Baby-Boom erlebte. Was bemerkenswert ist in einer Dekade voller Krieg, Krisen und Angst.

Rätselraten über Corona-Effekt

Woran das liegt? Darüber können die Statistikexperten vom zuständigen Landesamt nur spekulieren. 2020 lag die Geburtenziffer noch bei 1,55. Womöglich sei die Pandemie ein Faktor, heißt es in einer Pressemitteilung der Behörde. Es könne durchaus sein, dass sich Eltern deshalb "früher beziehungsweise vermehrt für ein (weiteres) Kind entschieden haben". Nur alleine anhand der Daten lasse sich das nicht belegen. Dafür braucht es weitere wissenschaftliche Untersuchungen - also qualitative Studien, die die Gründe der Mütter und Väter erforschen.

Was die Daten aber hergeben: In Bayern gibt es ein Nord-Süd-Gefälle bei der Geburtenziffer. In Schwaben liegt sie mit 1,71 Kindern je Frau am höchsten, gefolgt von Niederbayern. In Mittelfranken (1,59) und Oberfranken (1,55) ist die Gesamtfertilitätsrate deutlich niedriger. Unterfranken bildet mit einem Wert von 1,63 und dem dritten Platz im Freistaat eine kleine Ausnahme.

Universitätsstädte melden niedrigere Raten

Eine Rolle spielen wohl auch die klassischen Universitätsstädte, in denen die Geburtenziffer erwartungsgemäß deutlich niedriger ist. Passau meldet etwa die geringste Fertilitätsrate (1,15), gefolgt von Bayreuth, Regensburg und Erlangen, wo auf eine Frau statistisch 1,25 Kinder kommen. Bei den meisten der Studentinnen, teilt das Landesamt mit, "liegt der Fokus auf der Ausbildung oder dem Berufseinstieg" - Familie sei bei ihnen häufig noch kein Thema.

Die höchste Geburtenziffer meldet übrigens Neustadt an der Waldnaab in der Oberpfalz - der Landkreis liegt als einziger bei einem Wert von exakt 2. Die Zahl aber trügt etwas, warnt das Landesamt, denn: In die Statistik gehen teilweise auch die Geburten der dort stationierten US-Streitkräfte ein. Interessant auch: Die Fertilitätsrate unter ausländischen Müttern ist mit 1,95 deutlich höher als die von deutschen Familien (1,55).