Bahn-Chaos in Erlangen: "Zumutung für die Fahrgäste"

6.12.2016, 05:59 Uhr
Bahn-Chaos in Erlangen:

© Foto: Schreiter

"Die Informationspolitik der Bahn ist eine Frechheit", sagt Tanja Kunz. Die Lichtenfelserin ist bei der Havarie des Zuges in Erlangen gestrandet und wartete in der Bahn vergeblich auf Informationen. Darüber zum Beispiel, wann mit dem Schienenersatzverkehr zu rechnen sei. Oder darüber, wann die Zugtüren endlich geöffnet würden, denn durch den Stromausfall war die Lüftung ausgefallen, in den Waggons war es so stickig, dass Fahrgäste Kreislaufprobleme bekamen.

Auch andernorts war die Not groß: "Es war eine Zumutung, die Fahrgäste bei eisigen Temperaturen einfach an einem Bahnsteig ohne Aufenthaltsraum und Personal abzusetzen, wohl wissend, dass nicht ausreichend Busse zur Verfügung stehen, um den Ersatzverkehr zu bestreiten", beschweren sich Elfriede und Manfred Marr. Das Ehepaar strandete auf dem Weg von Bamberg nach Nürnberg in Hirschaid. Dort sollten Ersatzbusse die Fahrgäste nach Nürnberg bringen, doch es waren einfach nicht genug Busse vorhanden. Die Marrs mussten sich, wie viele andere auch, abholen lassen.

Tatsächlich ging einiges schief bei diesem Oberleitungsunfall. Laut DB ereignete er sich um 13.07 Uhr in der Nähe des Erlanger Hauptbahnhofs. Ein Kran hatte die Oberleitung beschädigt und so die Strecke zwischen Nürnberg und Lichtenfels lahmgelegt. Erst vor wenigen Monaten hatte es ein ähnliches Unglück an derselben Baustelle durch einen Bagger gegeben.

Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und Bayerisches Rotes Kreuz (BRK) mussten rund 400 Fahrgästen beim Aussteigen in Erlangen helfen. Aufgrund der Gleissperrung auf der Bahnstrecke Erlangen-Bamberg mussten die Fahrgäste, darunter viele Clubfans und Besucher des Christkindlesmarkts, mehrere Stunden am kleinen Bahnhof Vach auf die Weiterreise warten.

Für BRK-Einsatzleiter Axel Rupprecht ein Unding, den der Bahnhof sei für eine derartig große Menge an Menschen nicht ausgelegt. Er sei erst um 18.23 Uhr über den Unfall informiert worden, erzählt Rupprecht. "Ich habe gedacht, ich fall’ vom Glauben ab als ich zum Bahnhof kam", erzählt er. Rund 800 Menschen standen dort seit Stunden. Der Schienenersatzverkehr habe aus viel zu wenigen Bussen bestanden, erzählt der BRK-Einsatzleiter. Die Leute seien weder in den Zügen noch auf dem Bahnsteig von der DB informiert worden.

"Nicht optimal gelaufen"

"Es ist nicht optimal gelaufen", gibt ein Sprecher der DB zu. Man sei nun mit der Fehleranalyse beschäftigt. Es sei normal, dass es am Wochenende länger dauere, bis ein Schienenersatzverkehr eingerichtet werden könne. Man arbeite dabei mit regionalen Busunternehmen zusammen, die müssten die Busfahrer erst zusammentrommeln.

Für den Vorwurf, die Fahrgäste seien nicht ausreichend über den Unfall und das damit zusammenhängende Prozedere informiert worden, sagt der DB-Sprecher, man gebe absichtlich eben nur solche Informationen heraus, die auch absolut gesichert seien. Für die Unannehmlichkeiten der Fahrgäste entschuldigt sich der Sprecher.

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