Bahn: Pläne für Elektrifizierung im Pegnitztal kommen voran

25.5.2020, 17:09 Uhr

Gut 30 Jahre nach der Grenzöffnung ist von einer schnellen Schienenverbindung zwischen Tschechien und Bayern nichts zu sehen. Von Nürnberg nach Prag brauchen Reisende im Zug mindestens fünfeinhalb Stunden, weshalb die DB seit Jahren Busse einsetzt.

Während in Tschechien die Verkehrskommission des Parlaments wichtige Projekte zum Ausbau der Verbindungen Nürnberg-Prag und München-Prag auf den Weg gebracht hat, um die Fahrzeiten zu verkürzen, kam auf bayerischer Seite die Elektrifizierung der 140 Kilometer langen Bahnstrecke von Nürnberg durch das Pegnitztal bis zur Grenze nach Tschechien nicht voran. Obwohl das Projekt auch im aktuellen Bundesverkehrswegeplan wieder im „vordringlichen Bedarf“ gelistet ist.

Doch jetzt rückt der Ausbau nach Angaben der DB ein gutes Stück näher und bei den Planungen der Bahn-Infrastrukturtochter DB-Netz zeigen erste Ergebnisse, wie mit den über 100 Brücken und zehn Tunneln auf der Strecke verfahren werden soll. Dazu gehört auch die Versorgung der Strecke durch eine neue Bahnstrom- leitung, die von Ottensoos bis Schnabelwaid gebaut werden soll. Bei der Vorstellung der Pläne im Rathaus in Lauf erklärte Klaus-Dieter Josel als DB-Konzernbevollmächtigter für Bayern, dass damit „bei einem der großen bayerischen Verkehrsprojekte in diesem Jahrzehnt ein Etappenziel“ erreicht sei.

In den kommenden Wochen sollen die Planungen den Bürgern entlang der Strecke vorgestellt werden, wobei die Aus- und Neubauvarianten „ergebnisoffen“ geprüft würden. Der Landrat des Landkreises Nürnberg Land, Armin Kroder, befürwortet den Ausbau grundsätzlich: "Für das Nürnberger Land ist es wichtig, dass Bewegung in die Elektrifizierung und den Ausbau der Franken-Sachsen-Magistrale kommt. Sie ist eine unverzichtbare und zukunftsträchtige Schienenverbindung für die gesamte Region und Teil des transeuropäischen Kernnetzes.“

Dreh- und Angelpunkt bleiben dabei der enorme Kostenaufwand, um vor allem die Strecke durch das obere Pegnitztal zu ertüchtigen. Hier befinden sich auf nur acht Kilometern Strecke sieben Tunnel und 14 denkmalgeschützte Brücken aus dem Jahr 1877 in enger Abfolge, um die es in den letzten Jahren immer wieder Streit gab. Eine Bürgerinitiative setzte sich für den Erhalt ein, die Bahn wollte ursprünglich alle Brücken durch breitere Betonkonstruktionen ersetzen.

Die niedrigen Tunnel behindern laut DB den Einbau einer Oberleitung. In die bestehenden Tunnel passt ein moderner elektrischer Zug mit Stromabnehmer nicht hinein. Es läuft damit laut Josel auf einen sehr aufwändigen Ausbau hinaus, der in einer Variante auch den Bahnverkehr während einer mehrjährigen Bauzeit immer wieder beeinträchtigen wird. Eine Vergrößerung der Tunnel ließe sich nur durchführen, wenn der Zugverkehr während der Bauphase auf ein Gleis reduziert wird. Bei dieser Aufweitung wird der Tunnel nach oben und zu den Seiten vergrößert.

Als Alternative hat die Bahn auch einen etwa 5,5 Kilometer langen Neubautunnel zwischen Vorra und Neuhaus untersucht. Die Folge wäre, dass der Zugverkehr in diesem Abschnitt künftig nicht mehr im Tal verlaufen würde. Im weiteren Verlauf der Strecke durch das Fichtelgebirge weisen die DB-Pläne für drei weitere Tunnel ebenfalls Ersatzbauwerke auf, allerdings unmittelbar neben den bisherigen Tunneln und damit ohne wesentliche Abweichung vom Streckenverlauf.

Die Vorplanungen zum Streckenausbau sollen bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Anschließend werden die Ergebnisse dann aufbereitet und dem Bundesverkehrsministerium übergeben, das als Auftraggeber über den weiteren Fortgang des Bahnausbaus entscheiden muss. Neben der Strecke Nürnberg–Marktredwitz–Schirnding ist die DB auch beauftragt, die Strecke Hof–Regensburg, den sogenannten Ostkorridor, zu elektrifizieren. Für beide Projekte muss der Bahnstrom herangeführt werden.

Bisher endet die Bahnstromleitung in Ottensoos. Von dort plant die Bahn auch eine neue Zufuhr in Richtung Schwandorf. Die 110 kV-Bahnstromleitungen sind wesentlich kleiner als die großen Überlandleitungen. Die Planungen sind so weit fortgeschritten, dass sie gemeinsam mit der Region verfeinert werden und Ende des Jahres in ein Raumordnungsverfahren gehen können.

Das deutsche Bahnstromnetz umfasst eine Länge von 8.000 Kilometern. In der Regel kann die Bahn bei einer Elektrifizierung an vorhandene Bahnstrom- leitungen anknüpfen. Nur in wenigen Regionen, wie im Pegnitztal, in der Oberpfalz und in Teilen Oberfrankens gibt es noch gar keine Verbindung zum Bahnstromnetz. „Eine frühe Beteiligung der Bürger ist fester Bestandteil der Planungen von Infrastrukturen. Wir werden uns dabei den Fragen der Bürger stellen und ihre Anregungen aufnehmen“, so der DB- Projektleiter Matthias Trykowski.

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