Bamberg lädt zum Tag des offenen Denkmals

5.9.2014, 17:45 Uhr
Am 14. September können zwölf Gebäude in Bamberg besichtigt werden, darunter das ehemalige fürstbischöfliche Amtshaus.

© Corinna Tübel Am 14. September können zwölf Gebäude in Bamberg besichtigt werden, darunter das ehemalige fürstbischöfliche Amtshaus.

"Geschichte zum Anfassen", so könnte das Grundmotto des "Tag des offenen Denkmals" wohl lauten. In diesem Jahr ordnet sich das Landesamt für Denkmalpflege als Koordinator aber dem Thema "Farbe" unter. Die Stadt Bamberg und ihr Landkreis stellen zwölf der insgesamt 750 präsentierten Denkmäler in Bayern zur Schau. Viele sind außerhalb dieses Tages nicht zugänglich und/oder werden gerade aufwändig saniert.

Stadt Bamberg

1. Barockschlösschen Aufseßhöflein

Das barocke Gartenschlösschen wurde zwischen  1723 und 1728 vermutlich nach Plänen des in Bamberg bekannten Johann Dientzenhofers erbaut. Als "Lustschlösschen" sollte es in der Tradition der Formensprache eines Wasserschlösschens für Philipp Friedrich von Aufseß stehen. Einst war es von Weihern umgeben, heute sind dies Ackerflächen.

Das zweigeschossige Walmdachgebäude mit reich stuckierten repräsentativen Räumen im ersten Obergeschoss ist eine Augenweide.  Die bauzeitlichen Stuckdekorationen sind trotz einiger Umbauarbeiten nahezu unverändert erhalten. Der ehemalige Pächter, Gärtner Aufseher Friedrich Leumer erwirbt 1830 das Anwesen und gestaltet es für landwirtschaftliche Zwecke um. Bis zum Jahr 2000 wurde es auch in diesem Sinne genutzt, danach allerdings durch Vandalismus stark geschädigt. Das Ehepaar Andrea und Stephan Fiedler ist seit 2011 der neue Eigentümer. Sie sanieren das Gebäude nun.

Am Tag des offenen Denkmals kann man einiges zur Geschichte des Hauses erfahren, Einblicke in die aufwendige und sensible Sanierungsarbeit gewinnen und die wiederaufgenommene bauzeitliche Farbgebung bewundern.

Ort: Aufseßhöflein 1/ 96052 Bamberg
Geöffnet: 10 bis 18 Uhr (sonst geschlossen)

2. Bürgerhaus

Das Bürgerhaus, das Mitte des 18. Jahrhunderts sehr zentral gebaut wurde, besticht durch seinen dreiseitig freisehenden Mansard-Walmdachbau.  Zweigeschossig, massiv, mit Ecklisenen und reich gegliederter Barockfassade trägt es außerdem die Marienkrönung als Portalrelief.

Die Weltkulturerbe-Stiftung der Stadt Bamberg hat das ehemalige Handwerkerhaus erworben und in den Jahren 2013 bis 2014 aufwendig saniert. Am Tag des offenen Denkmals wird das Ergebnis der farbenprächtigen Sanierung durch Mitarbeiter der ausführenden Ämter und der Stiftung der breiten Öffentlichkeit präsentiert.

Ort: Nürnberger Straße 2/ 96050 Bamberg
Öffnungszeiten: 11 bis 17 Uhr
Führungen: nach Bedarf

3. Gärtner- und Häckermuseum

Das Museum wird bunt: Wandbemalung aus der Street Art. Aus Folie, Karton, Blech oder Ähnlichem wird eine Form ausgeschnitten, auf die Wand als Malgrund gelegt und die freie, ausgeschnittene Fläche der Schablone mit Farbe besprüht oder bepinselt.

Vor Jahrzehnten war das Museum noch Wohn- und Geschäftshaus - für die vergleichsweise wohlhabende Gärtnerfamilie Kauer, die von 1890 bis 1895 ihr Vermögen in den Ausbau zum Zweifamilienhaus steckte. Ihre repräsentativen Schablonenmalereien aller Erdgeschossräume – bis auf Futterkammer und Stall – konnten im Zuge der Renovierung des Hauses für das 1979 eröffnete Museum originalgetreu rekonstruiert werden.

Sie werden Thema zweier Führungen sein, in welchen nicht nur die verschiedenen Muster, sondern auch die kulturellen Hintergründe und die technischen Details dieser Gestaltungsform erläutert werden. Außerdem können die BesucherInnen vom Kind bis zu Oma und Opa mit einer nachgeschnittenen Schablone die Technik selbst ausprobieren und das Ergebnis mitnehmen.

Ort: Mittelstraße 34/96052 Bamberg
Geöffnet: 11 bis 17 Uhr
Führungen: 11.30 Uhr und 14.30 Uhr (Teilnehmerbegrenzung: 20 Personen pro Führung)
Kosten: frei Teilnahme an den Führungen bei normalem Museumseintritt

4. "Himmelfahrtspavillon" der ehem. Mang’schen Wachsbleiche

Der Gartenpavillon von 1750 wartet mit Wandmalereien auf Bewunderer. Das kleine Gebäude mit seinem überhöhten, überwölbten Raum und seiner üppigen Befensterung war direkt an das sogenannte "Mang’sche Schlösschen" angefügt und mit diesem durch eine Tür verbunden.

Farbe bekam das Gewölbe erst um 1750 - mit der Darstellung einer Aufnahme Mariens in den Himmel in barocker Manier.

Außergewöhnlich bestechen augenscheinlich Szenen aus dem Leben der Familie Mang (Stifterbild?), eine antike Landschaft und Memorialsymbole (Grabmal/Pyramidenstumpf/Ehrenkranz) auf den anderen Wandseiten.

Ein Rätsel gibt auch die Darstellung einer Grabplatte mit hebräisch anmutenden Schriftzeichen auf. Die Malerei insgesamt ist von hoher Qualität, die Urheberschaft nicht gesichert. Der italienische Einfluss ist deutlich sichtbar.

Ort: Letzengasse 5/ 96052 Bamberg
Öffnungszeiten: 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr
Führungen: Herr Reiner Bauernschmitt (Architekt und Eigentümer)

5. Musikpavillon im Hain

Schon beinahe 100 Jahre alt und doch seit Jahrzehnten leer gestanden: Der Musikpavillon im Hain wurde 1914 erbaut und seit kurzem nur für gelegentliche, kleine Konzerte genutzt. Leider ist er oft dem Vandalismus und Graffiti-Besprühungen ausgesetzt.

Im Jahr 2013 hat der Bildhauer Adelbert Heil sein Atelier in den Musikpavillon verlegt. Er gibt am Tag des offenen Denkmals einen Einblick in die Baugeschichte: Es werden die Vorgängerbauten aufgezeigt sowie die Umstände und Konflikte der Entstehung des Musikpavillons.

Durch Auszüge aus der Bauakte erfahren die Besucher von den Lebensumständen seiner ersten Bewohner, in der „schlechten Zeit“ in den 20er Jahren und in den 40er und 50er Jahren, von der Nutzung durch die Haingärtner bis in die Gegenwart.

Ort: Mühlwörth 19a, 96047 Bamberg
Geöffnet: 11 – 17 Uhr

6. Ehemalige Kapelle St. Johannis Unter den Linden

Die kleine Kapelle, erstmals 1343 erwähnt, wurde bis zur Säkularisierung 1803 als Gotteshaus genutzt. Im Folgenden hatte St. Johannis unter den Linden mehrere neue Eigentümer, die die Substanz und ihr Erscheinungsbild teils erheblich veränderten: Der Einbau einer Zwischendecke, der Anbau eines Treppenhauses und Lagerschuppen im Hof, der Einbau einer Treppe zu den Felsenkellern oder die Nutzung als Fasslager, Elektrogroßhandlung, Wohnung etc. sind nur einige Beispiele.

Erst die Bürgerinitiative "Freundeskreis St. Johannis e.V.", gegründet 1992, ermöglichte die Übernahme mit dem Ziel, das Denkmal zu sanieren und den Bürgern für kulturelle Zwecke zur Verfügung zu stellen. Nachdem auch statische und substanzerhaltende Maßnahmen durchgeführt wurden, entstand plötzlich ein neuer, schlichter Raum für Kunst und Kultur.

Am Tag des offenen Denkmals werden Bild- und Fotomaterial ausgestellt sowie Erläuterungen über die aufwändige Sanierung, das Ergebnis des Bürgerengagements gegeben werden. Um eine der künftigen Nutzungsmöglichkeiten der ehemaligen Kapelle aufzuzeigen, wird an diesem Tag eine Ausstellung von Skulpturen und Bildern der Bamberger Künstlerin Barbara Klein zusehen sein.

Ort: Oberer Stephansberg 7/ 96047 Bamberg
Öffnungszeiten: 11 – 17 Uhr.

7. Kulinarisch: "Bier – Speise des Lebens. Diese Nahrung in kulturhistorischer Farbigkeit"

Ein denkmalpflegerischer Frühschoppen mit Vortrag zu "Bier – Speise des Lebens. Diese Nahrung in kulturhistorischer Farbigkeit" erwartet Neugierige in der Dominikanerklause des "Schlenkerla". Im Anschluss an den Vortrag wird der Restaurator Harald Spitzner die Besonderheiten bei der Sanierung der Gaststätte und den Einsatz von Farbe erläutern.

Wussten Sie schon, dass für das "Schlenkerla" im Rahmen der Sanierungsarbeiten ein eigener Farbton, das sogenannte "Schlenkerla"-Braun, entwickelt wurde?  Die Leinölfarbe wird in Schweden exklusiv von der renommierten Firma Ottoson hergestellt. Der Firmeninhaber und Bierliebhaber war eigens in Bamberg, um sich selbst ein Bild von der Gaststätte zu machen. Übrigens:  Bier auf Schwedisch heißt "öl". Veran- und gestaltet wird dieser Programmpunkt von der IG interesSAND… in Kooperation mit der Gaststätte "Schlenkerla".

Ort: Dominikanerstraße 6 "Schlenkerla"/ 96047 Bamberg
Frühschoppen: ab 10 Uhr
Vortrag: 10.30 Uhr von Prof. Rolf-Hermann Geller (Hannover)

Landkreis Bamberg

Richtung Westen

8. Museum der Geschichte Ebrachs

Das ehemalige Abtei- und Klostergebäude des Zisterzienserklosters aus dem 17. Jahrhundert beherbergt ein Museum im sog. Bauernhof, das sich sowohl mit der Geschichte der Marktgemeinde als auch mit der Geschichte des Klosters befasst. Das Treppenhaus und die Räume der früheren Abtswohnung, die Porträts der Äbte, historische Ansichten, Bücher und Archivalien, aber auch die geschlossene hufeisenförmige Anlage des Klosters Ebrach an sich sind sehenswert.

Ort: Marktplatz 1/ 96157 Ebrach
Geöffnet: 10 - 18 Uhr (sonst Apr. - Okt. täglich geöffnet)
Führungen: 11 und 15 Uhr

Richtung Norden

9. Ehemaliges fürstbischöfliches Amtshaus

Das ehemalige große Amtshaus der Salinenverwaltung stellt ein industriegeschichtlich bedeutsames Denkmal dar. Es symbolisiert die lange und für die Region bestimmende Geschichte der Salzwirtschaft. Der stattliche zweigeschossige Traufseitbau mit Eckpilastern, Gurtgesims und gebohrten Fenstergewänden mit Brüstungsfeldern stellt eine architektonische Rarität dar. Die Ausstattung mit Stuck und Fresken aus den Jahren 1764-66 durch Jakos Turban sowie der Hausgarten aus dem 18. Jahrhundert sind ebenfalls sehenswert.

Ort: Markplatz 11/ 96103 Hallstadt
Geöffnet: 11 - 17 Uhr (sonst nicht geöffnet)
Führungen: 11.30, 13.30 und 15.30 Uhr

Richtung Süden

10.  Bauernhof

Ein Bauernhof in zweigeschossigem Satteldachbau bietet sich den Besuchern in Hirschaid/Rothensand. Das Fachwerk im Obergeschoss stammt aus dem 18. Jahrhundert, das Erdgeschoss wurde im 19. Jahrhundert in Massivbauweise erneuert. Die Remise (Wirtschaftsgebäude) in Massivbau mit Satteldach wurde im 18. Jahrhundert erbaut, ebenso wie das Stadel aus Sandsteinquader mit Fachwerk und Satteldach.

Ort: Rothensander Hauptstraße 6/ Rothensand/  96114Hirschaid
Geöffnet: 11 - 18 Uhr (sonst nicht geöffnet)
Führungen: 12, 14 und 16 Uhr

11. Schloss Weißenstein

Das imposante Schloss Weißenstein wurde zwischen 1711 und 1718 vom Bauherrn Lothar Franz von Schönborn in Auftrag gegeben. Der in der Region bekannte Baumeister Johann Dientzenhofer und der Wiener Hofarchitekt J. Lucas von Hildebrandt errichteten das Gebäude im Stil des Fränkischen Barock. Der Marstall stammt von Maximilian von Welsch aus den Jahren 1818 bis 1819. Das Schloss mit Treppenhaus, Muschelgrotte, Gemäldegalerie, Spiegelkabinett und seinem Landschaftsgarten aus dem 19. Jahrhundert bieten vor allem auch sein barockes Palmenhaus zur Besichtigung für Besucher an.

Ort: Schloss 1/ 96178 Pommersfelden
Geöffnet: 10 - 17 Uhr (sonst Apr. - Nov. auch geöffnet)
Führungen: reguläre Führungen stündlich, Kurzführungen Sattelkammer ab mittags halbstündlich

12.  Kath. Pfarrkirche St. Antonius der Einsiedler

Laut den Schriften wurde die katholische Kirche zwischen den Jahren 1350-1400 erbaut und dem Hl. Antonius gestiftet.  Der Kirchturm wurde im Jahr 1594 errichtet, die Kirche jedoch von den Schweden vollständig zerstört. Dem Wiederaufbau folgte 1709 bis 1730 ein Neubau, 1876 bekam der Turm einen Helmaufsatz. Auch die Ausstattung der Kirche ist sehenswert.

Ort: Sambach 35/ 96178 Pommersfelden
Geöffnet: 11 - 18 Uhr (sonst im Sommer 9 - 18.30 Uhr)
Führungen: halbstündlich

Bei all diesen alten Bauwerken stellt sich irgendwann die Frage, was denn ein "Denkmal" überhaupt ist. Es gibt zwei Arten:  Ein Denkmal kann zum Gedächtnis an eine Person oder ein Ereignis errichtet worden sein – beispielsweise in Form einer größeren plastischen Darstellung -, oder als  erhaltenes (Kunst)werk an sich Zeugnis für eine frühere Kultur Zeugnis ablegen.

Auch, wenn Sie ohne vollständiges Hintergrundwissen die Denkmäler in Stadt und Landkreis Bamberg am 14. September besuchen, gewinnen Sie viel: Erleben Sie mit ihrer Familie den Zauber vergangener Zeiten und lassen Sie ihrer Phantasie freien Lauf…

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