Bamberger bilden Menschenketten für Geflüchtete in Moria

28.9.2020, 17:44 Uhr
Bamberger bilden Menschenketten für Geflüchtete in Moria

© Felix Schwarz

Dass die Bedingungen im griechischen Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos alles andere als tragbar sind, ist den meisten Politikerinnen und Politikern wohl seit langer Zeit bekannt. Eigentlich auf weniger als 3.000 Menschen ausgelegt, versuchen hier 13.000 Geflüchtete durch den Tag zu kommen.

Nach dem Brand Anfang September hat sich die Situation nochmals verschlimmert. Viele stehen ohne Obdach, ohne Toiletten und ohne Wasserhähne da. Die Brandstifter konnten noch nicht ausfindig gemacht werden.

Die Bundesregierung will 1553 Geflüchtete in Deutschland aufnehmen. Doch einigen Bambergerinnen und Bambergern reicht das nicht aus. Am Samstag versammelten sich an mehreren Plätzen in der Stadt Bürgerinnen und Bürger, um eine Menschenkette zu bilden. Am Maxplatz fanden sich etwa 150 Menschen zusammen.

Die dortige Mahnwache organisierten die Seebrücke Bamberg, die Bamberger Mahnwache Asyl und Fridays For Future. Neben einigen Wortbeiträgen gab es auch Musikauftritte.

Einsatz für mehr sichere Häfen

Mirjam Elsel ist Pastorin und engagiert sich bei der Mahnwache Asyl in Bamberg. Für sie geht es um die Verteidigung europäischer Werte an den Außengrenzen der EU: "Wir wollen die Antwort auf all die Ängste, Unsicherheiten und Verschwörungsmythen sein, indem wir für Solidarität und Vielfalt einstehen", so Elsel. "Die Situation auf Lesbos macht fassungslos. Die EU wird ihrer Verantwortung nicht gerecht und versteckt sich hinter Ausreden." Aus ihrer Sicht hätte die Politk bereits vor dem Brand aktiv werden müssen.

Mehr als 180 deutsche Städte haben sich bereit erklärt, als sogenannte sichere Häfen Geflüchtete aufzunehmen. Diese Städte setzen sich zudem für sichere Fluchtwege und die Seenotrettung im Mittelmeer ein. Dass die Stadt Bamberg auch zu jenen Städten gehört, begrüßte Elsel ausdrücklich. Ob es Kommunen erlaubt sein soll, selbstbestimmt Geflüchtete aufzunehmen, wird noch diskutiert. Elsel hat dazu eine klare Meinung: "Kommunen sollen Geflüchteten direkt helfen können. Wenn Rettungsschiffen die Einfahrt in europäische Häfen verwehrt wird, sollte eingegriffen werden können."

Behörden ignorieren Notrufe

Ähnlich argumentiert Ibo Mohammed: "In Moria herrscht große Unsicherheit. Es mangelt an Essen, Trinken, Unterkünften sowie sanitären Anlagen." So bestünde die Gefahr der Ausbreitung von Krankheiten. Mohamed hält es für absolut widersinnig, dass Menschen, die mit Essen oder Decken helfen wollen, mit Bußgeldern bestraft werden: "Es darf nicht sein, dass im Europa des 21. Jahrhunderts Menschen solchen unwürdigen Lebensbedingungen ausgesetzt sind. Die Menschenrechte müssen für alle gelten", rief er in die Menge. Des Weiteren sprach sich Mohamed für einen Abschiedestopp von Flüchtlingen nach Afghanistan aus.

Magdalena M. informierte über die Aktion AlarmPhone, welche eine Telefonhotline für Menschen in Not bereitstellt. Sie berichtete darüber, dass viele Notrüfe von Geflüchteten von den Behörden ignoriert werden würden.

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