Bamberger Chefarzt-Prozess: Heute fällt das Urteil

17.10.2016, 08:13 Uhr
Bamberger Chefarzt-Prozess: Heute fällt das Urteil

© dpa

In dem Verfahren geht es um einen früheren Chefarzt, der im Klinikum der oberfränkischen Stadt mehrere Frauen missbraucht und teilweise auch vergewaltigt haben soll. Der Mediziner, der seit mehr als eineinhalb Jahren vor Gericht steht, soll laut Anklage zwölf Frauen betäubt und einige von ihnen mit Gegenständen oder einem Finger vergewaltigt haben. Dabei habe er, so argumentiert die Staatsanwaltschaft, Bilder und Videos gemacht, um sich sexuell zu erregen. Zudem machte er laut Anklage die Patentochter seiner Frau betrunken und filmte sie heimlich, als sie auf einem Hotelbett lag, teilweise nur in BH und Slip. Damit habe er ihren höchstpersönlichen Lebensbereich verletzt. Die jüngste Frau war 17, die älteste 28 Jahre alt.

Die Staatsanwaltschaft hatte für den 51-Jährigen die Höchststrafe von 15 Jahren Gefängnis wegen schwerer Vergewaltigung gefordert und ein Berufsverbot als Mediziner. Zwei Verteidiger des Mannes hingegen forderten eine Bewährungsstrafe, ein anderer den Freispruch von fast allen Vorwürfen. Der Antrag sei "bar jeder Verhältnismäßigkeit", hatte einer der Verteidiger in seinem Plädoyer kritisiert. In vielen Fällen brutaler Vergewaltigung lägen die Strafen deutlich darunter.

Der Angeklagte sitzt bereits seit August 2014 in Untersuchungshaft. Was noch folge, sei "unangemessene Rache", sagte einer der Verteidiger und beantragte auch die Aussetzung des Haftbefehls. In seinem letzten Wort hatte der frühere Chefarzt gesagt, er habe auf den Antrag auf Höchststrafe mit "Schockstarre, Fassungslosigkeit und tiefer Betroffenheit" reagiert. Es tue ihm leid, was die Frauen beim Betrachten der Bilder empfunden hätten, die er von ihnen gemacht habe. Er habe aber kein sexuelles Motiv gehabt.

Während das Urteil öffentlich verkündet wird, könnte der Richter die Gründe allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit verlesen, um die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen zu schützen.