Bamberger Historiker erhält zwei-Millionen-Euro-Preis

9.12.2020, 19:37 Uhr
Die Otto-Friedrich-Universität in Bamberg wurde 1647 gegründet und gehört heute mit mehr als 13.000 Studenten zu den mittelgroßen Universitäten Bayerns.

© Uni Bamberg Die Otto-Friedrich-Universität in Bamberg wurde 1647 gegründet und gehört heute mit mehr als 13.000 Studenten zu den mittelgroßen Universitäten Bayerns.

Riedlberger bekommt die Förderung des Europäischen Forschungsrats, einen sogenannten "ERC Consolidator Grant", nachdem er bereits 2015 einen "ERC Starting Grant" von 1,5 Millionen Euro erhalten hatte, wie die Universität Bamberg am Mittwoch mitteilte. Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) sagte, die Auszeichnung mache deutlich, wie wegweisend die Forschung in Bayern auch in den Geisteswissenschaften aufgestellt sei.

Juristische Texte aus der Spätantike

Der Preis ermöglicht es Riedlberger und seinem Forschungsteam ab 2021, spätantike Konstitutionen zu untersuchen. In der Spätantike von circa 300 bis 600 n. Chr. sei die Gesetzgebung in Form von Konstitutionen erfolgt, hieß es. Diese Texte entsprächen nicht den heutigen Erwartungen an Gesetze: Statt prägnant, klar und leicht verständlich zu sein, seien sie in anspruchsvoller Prosa verfasst. Zudem verbergen sie ihren juristischen Kern inmitten eines umfangreichen Textes.

Viele dieser komplexen Texte seien nach einem ausgeklügelten System publiziert worden, erklärte Riedlberger. Sie hätten selbst kleine Orte erreicht, in denen sie dann oft öffentlich ausgehängt und vorgelesen wurden. "In einer Welt ohne Fernsehen oder Zeitungen stellten die neu eingetroffenen Konstitutionen womöglich die wichtigste Verbindung zur übrigen Welt dar", so der Historiker, der drei Doktortitel innehat.

Ehrliche Kaiser

Erwartbar sei, dass der Inhalt der Texte propagandistisch sei - schließlich führten ihre Verbreitungswege dazu, dass der Kaiser über die Texte die meisten seiner Untertanen direkt erreichen konnte. Dies sei aber nicht der Fall, so der Forscher. Statt die Probleme zu beschönigen, bevorzugten mehrere Kaiser ein offenes Vorgehen: Sie gaben etwa zu, dass barbarische Angriffe gefürchtet werden müssten oder dass ein früheres Gesetz problematisch war.

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