Bistums-Bilanz: Warum der Bamberger Dom nichts wert ist

5.12.2019, 14:22 Uhr
Bambergs Stolz: der Dom.

© Jule Dressler Bambergs Stolz: der Dom.

2015 hatten sich die deutschen Bistümer, angetrieben von Münchens Erzbischof Reinhard Marx, verpflichtet, ihre Finanzen vollständig zu veröffentlichen. Auslöser war der Skandal um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. 2013 war bekannt geworden, dass Tebartz-van Elst sich sein Bischofshaus zum Luxuspalast für 31 Millionen Euro hatte umbauen lassen - samt Koi-Teich und Edel-Badewanne.

Von solchen Exzessen ist Bamberg weit entfernt. Jedenfalls gibt der nun vorgelegte Finanzbericht für das Jahr 2018 keine Anhaltspunkte, dass im Bistum Bamberg teure Karpfen gezüchtet werden. Dass man das letzte der 27 deutschen Bistümer ist, dass die neue, transparente Form des Jahresabschlusses vorlegt, begründet Generalvikar Kestel mit der besonderen Sorgfalt: "Wir wollten Gründlichkeit vor Schnelligkeit setzen." Anders gesagt: Das Handelsrecht erlaubt Abstufungen innerhalb der Jahresbilanz und die Bamberger haben die höchste Stufe vorgelegt, die laut Kestel zugleich die meiste Transparenz verspricht.

Als Beispiel liegt dem Finanzbericht ein Lagebericht bei. Dieser skizziert vergleichsweise verständlich die Rahmenbedingungen, in denen sich das Bistum befindet, um auf dieser Grundlage Prognosen abzugeben. Klar ist: "Es wird schwieriger für uns werden", wie es Finanzdirektor Mathias Vetter ausdrückte.

Die schwierigere Zukunft ergibt sich vor allem aus dem Rückgang der Kirchenmitglieder. Im Jahr 2018 hat die Zahl der Kirchenaustritte fast die Zahl der Todesfälle erreicht und lag mit rund 13.500 auf einem Höchststand. Im vergangenen Jahr zählte das Bistum Bamberg, zu dem große Teile Mittelfrankens, fast ganz Oberfranken sowie kleine Gebiete in Unterfranken und der Oberpfalz gehören, rund 670.000 Kirchenmitglieder. Die Statistiker der Kirchenverwaltung erwarten, dass sich diese Zahl bis zum Jahr 2060 halbiert. Zugleich macht die Kirchensteuer derzeit noch immer die Haupteinnahmequelle im Bistum aus mit 183 Millionen Euro. Ausgegeben wird der Großteil mit 108 Millionen für die Personalkosten für rund 1800 hauptberufliche Mitarbeiter in Seelsorge und Verwaltung, die direkt beim Bistum angestellt sind.

Doch Vorsicht bei der Beurteilung der Zahlen: Nicht eingerechnet sind hier weitere 4500 Beschäftigte in Kitas, Schulen und Bildungshäusern sowie rund 10.000 Mitarbeiter der Caritas. Hinzu kommen weitere 1400 Angestellte in 533 Pfarreien und Kirchenstiftungen, die sich alle selbst verwalten. Auch die Bilanzen dieser Einrichtungen sind nicht von der neuen Transparenzoffensive der Kirche erfasst. Allerdings fließen von Bamberg erhebliche Zuschüsse in Einrichtungen wie Seniorenheime, Kitas und Schulen.

Innerhalb der kaufmännischen Buchhaltung mussten auch alle Gebäude und Kunstwerke, die das Bistum hat, im Verkehrswert geschätzt werden. Eine Arbeit, die Kestel für "jenseits aller Machbarkeit" hält, denn: "Wie wollen Sie einen Dom verkaufen?" So seien Schätze des Diözesanmuseums wie die Mäntel des legendären Kaiserpaares Heinrich und Kunigunde mit einem Euro als Erinnerungswert in der Bilanz angesetzt worden, weil sie als unverkäuflich gelten. Dasselbe gilt freilich für den Dom. Er wurde mit daher null Euro vermerkt.

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