Das ist Bambergs jüngste Stadträtin

5.6.2020, 14:33 Uhr
Das ist Bambergs jüngste Stadträtin

© privat

Leonie Pfadenhauer sitzt am 17. März den ganzen Tag voller Aufregung vor ihrem Laptop. Das Eintreffen der Kurzmeldungen über die Ergebnisse aus den Stadtbezirken gestaltet sich als Achterbahnfahrt der Gefühle für die Kommunalpolitikerin. Angetreten war sie auf Platz 9 der Liste "Grünes Bamberg", zuvor stellte die Fraktion acht Sitze. Mal rutschte Pfadenhauer im Zwischenergebnis nach oben, mal nach unten. Erst am nächsten Tag steht das Ergebnis fest, Pfadenhauer hat es geschafft: "Ich konnte es zunächst gar nicht glauben, es war einfach der Wahnsinn."

Erfolg nach anstrengendem Wahlkampf

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Ihre Bemühungen im Wahlkampf haben sich also gelohnt. Als Wahlkampfassistenz des OB-Kandidaten Jonas Glüsenkamp hatte Pfadenhauer viel zu tun: "Die Zeit war sehr anstrengend. Teilweise haben wir bis in die Nacht hinein bei Regen plakatiert. Im Endspurt war ich bis zu 25 Stunden in der Woche mit Politik beschäftigt", sagt die Studentin der sozialen Arbeit.

"Nicht selten kam es im Wahlkampf vor, dass ich mit Leuten diskutierte, die mir von vornherein negativ gegenüberstanden. Doch die meisten Gespräche haben super viel Spaß gemacht." Als klar war, dass die Grünen die CSU als stärkste Fraktion ablösen, war die Freude groß.

Mangelnder Respekt gegenüber Neulingen

Viel Zeit zum Nachdenken hatte sie nach der Wahl allerdings nicht. Die Sondierungsgespräche mit SPD und CSU liefen relativ zeitig an. Zunächst einigten sich die drei Parteien auf ein Kooperations-Papier, welches die Basis der CSU allerdings ablehnte. Nun wollen die Grünen zusammen mit SPD, Volt und der ÖDP unter Oberbürgermeister Andreas Starke Bamberg regieren.

Trotz ihres Erfolgs muss Pfadenhauer weiter um Anerkennung kämpfen: "Von einigen erfahrenen Stadträten werde ich nicht ernst genommen. Manche machen sich über Vorschläge lustig, andere widmen mir einfach weniger Aufmerksamkeit als älteren Stadträten." Sie ist aber überzeugt, dass sich das im Laufe der Zeit ändern wird.

Der eigene Bruder als Opposition?

Neben dem Klimaschutz entwickelte sie durch den Kampf gegen Rassismus ihre Leidenschaft für die Politik: "Als das Ankerzentrum für Flüchtlinge in Bamberg eröffnet wurde und damit der Rassismus in Bamberg wuchs, war mir klar, dass ich etwas tun muss."

Dass sich Pfadenhauer mal für die Grünen engagieren würde, war ihr sicherlich nicht in die Wiege gelegt. Ihr Großvater väterlicherseits war in Burgkunstadt Bürgermeister für die SPD. Ihr Bruder Jan kandidierte für die CSU für den Stadtrat. "Wir haben oft diskutiert und gemeinsam Nachrichten geschaut", so Pfadenhauer.

Dabei kommt es nicht selten zu Streitereien: "Wenn die Diskussion kein Ende finden will, geht mein Vater auch mal dazwischen und wechselt das Gesprächsthema." Über viele Ziele, wie mehr Klimaschutz, sind sich die Geschwister einig, doch über den Weg lässt sich streiten.

Mehr Klimaschutz und Unterstützung für Jugendliche

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Soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz sind Pfadenhauers wichtigste Anliegen: "Ich würde gerne sofort den Klimanotstand ausrufen, eine Klimaschutzmanagerin für die Stadt einstellen und einen Klimaschutzrat ins Leben rufen." Zudem setzt sie sich dafür ein, dass es in jedem Stadtteil eine Anlaufstelle für Jugendliche gibt. Deshalb hofft sie, sich im Umwelt-, Klima- und Mobilitätsausschuss sowie im Jugendhilfeausschuss engagieren zu können.

Ein Ziel der neuen Koalition im Stadtrat ist es, Bambergs Profil als Fahrradstadt weiter zu schärfen. Die neue Straßenverkehrsordnung aus der Bundespolitik wurde um einige Initiativen des Stadtrats ergänzt: "Besonders gut gefällt mir, dass Fahrradfahrer nun nebeneinander fahren dürfen. Doch Fahrradfahrer bleiben die schwächeren Verkehrsteilnehmer. Es gibt noch viel zu tun."

500 Sozialwohnungen reichen nicht aus

Über einen Punkt aus dem Kooperationspapier ist Pfadenhauer jedoch sehr unzufrieden: "500 neue Sozialwohnungen in Bamberg pro Jahr sind einfach zu wenig." Die Arbeit für Bambergs jüngste Stadträtin hat also gerade erst begonnen.

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