Hexenmahnmahl für Bamberg: Gewinner-Entwurf gekürt

7.10.2014, 15:11 Uhr
Hexenmahnmahl für Bamberg: Gewinner-Entwurf gekürt

© Pressestelle Stadt Bamberg

Der Gewinner-Entwurf ist eine bodennahe Lichtskulptur, die auf der für das Mahnmal vorgesehenen Fläche hinter Schloss Geyerswörth errichtet werden soll. Eine rechteckige Platte aus Cor-Ten-Stahl wird über dem historischen Pflaster installiert, in der Oberfläche klaffen Brandlöchern ähnliche Ausschnitte, die mit orangefarbenen Acrylglasscheiben hinterlegt sind. So strahlt das Licht sowohl durch das Glas als auch auf den Untergrund.

Auf diese Art und Weise soll das "abstrahierte Bild eines Brandmals oder Brandeisens auf der Haut der Stadt" entstehen, erklärt Miriam Giessler, die bereits seit 1997 mit Hubert Sandmann zusammenarbeitet, ihr Kunstwerk: "Die Arbeit lässt eine Menge an Assoziationen zu, was das Leid der zu Tode gequälten sogenannten Hexen in der Vergangenheit betrifft. Sie stellt auch eine Warnung vor der Verharmlosung bestimmter, Ausgrenzung und Fremdenhass befördernder Gesinnungen dar."

Mit aktiver Unterstützung der Stadt Bamberg wurde der künstlerische Wettbewerb für ein "Hexenmahnmal" in der Domstadt vom Bürgerverein Bamberg-Mitte initiiert. Als Standort des Mahnmals hat die Kommission "Kunst im öffentlichen Raum" (KiöR) einstimmig die historische Kopfsteinpflasterfläche hinter Schloss Geyerswörth, ursprünglich Sitz der Bamberger Fürstbischöfe, vorgeschlagen.

Hochkarätige und fachkundige Jury

Eine hochkarätig und fachkundig besetzte Jury beriet über die eingesandten Entwürfe und kürte schließlich den Gewinner: der Künstler Erwin Wortelkamp, die erste Vorsitzende des Kunstvereins Bamberg Barbara Kahle, die Künstlerin Christiane Toewe, die Leiterin des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia Nora Gomringer, Kunsthistoriker Markus Hörsch, Alt-Bürgermeister Werner Hipelius und der jetzige zweite Bürgermeister Christian Lange, Karin Dengler-Schreiber, Bürgervereinsvorsitzende Sabine Sauer, Britta Distler sowie Bezirksheimatpfleger Günter Dippold.

Die Hexenverfolgungen in Bamberg ordnen sich zwar in ein gesamteuropäisches Phänomen des frühen 17. Jahrhunderts ein, sind angesichts ihrer Opferzahl und der Verfahrensbesonderheiten einzigartig. Zwischen 1612 und 1630/31 wurden in drei Prozesswellen circa 1000 Frauen, Männer und Kinder unterschiedlichster sozialer Herkunft nach teils unsagbaren Folterungen grausam hingerichtet.

"Im Stadtbild sind jedoch keine sichtbaren Überreste der Verfolgungen geblieben. Bekannt ist der Standort des Hexen-Gefängnisses, des Malefizhauses oder der ehemaligen Hinrichtungsstätten, doch kein Mahnmal, keine Gedenktafel erinnert bis heute an diesen wichtigen Teil der Stadtgeschichte", erklärt Kulturreferent und zweiter Bürgermeister Christian Lange den Zweck dieses Kunstwettbewerbs: "Die Stadt ist dankbar für die Initiative des Bürgervereins, an dieses dunkle Kapitel der Geschichte des Hochstift zu erinnern und an das erlittene Unrecht zu mahnen." Ergänzend fügt die Vorsitzende des Bürgervereins Bamberg-Mitte Sabine Sauer hinzu, dass "dieser Teil unserer Geschichte im städtischen Raum auch ablesbar sein sollte - auch weil er ein Teil unserer kulturellen Identität ist".

Das Engagement des Bürgervereins rechtfertigt Sabine Sauer auch damit, dass sich die "Hexenverfolgung" räumlich zum großen Teil auf dem Gebiet der Inselstadt, das heißt auf dem Gebiet des Bürgerverein Bamberg-Mitte abgespielt habe. Das Mahnmal soll von nun an aber nicht nur an die Opfer erinnern. "Gleichzeitig noch an viel mehr, nämlich an eine Systematik, die es in der Geschichte immer gegeben hat und heute leider immer noch gibt: Aus Fanatismus gepaart mit Angst entsteht ein Denken, dass es einen Feind gibt, der vernichtet werden muss", so Sauer abschließend.

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