Presse rausgeworfen: Streit um Steigerwald geht weiter

26.10.2015, 19:13 Uhr
Eigentlich wollte Umweltministerin Ulrike Scharf "Gräben zuschütten". Bei einer Pressekonferenz kommt es aber zum Eklat.

© Horst M. Auer Eigentlich wollte Umweltministerin Ulrike Scharf "Gräben zuschütten". Bei einer Pressekonferenz kommt es aber zum Eklat.

Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) will den jahrelangen Streit um den richtigen Schutz für den Steigerwald beenden. „Im Steigerwald müssen entstandene Gräben zugeschüttet werden“, sagte sie nach einer Regionalkonferenz am Montag in Bamberg. Im Raum steht nach wie vor eine Bewerbung des Steigerwalds um einen Unesco-Welterbetitel, wobei offen ist, ob der Titel Weltnaturerbe oder Weltkulturerbe angestrebt werden soll.

Naturschützer fordern dagegen seit Jahren den ersten nordbayerischen Nationalpark im Steigerwald, die Staatsregierung lehnt das jedoch ab. Deshalb gibt es zwischen Befürwortern und Gegnern der Nationalpark-Idee seit Jahren heftigen Streit. Scharf kündigte an, dass eine Lösung in der Region selbst gesucht werden soll: „Wir werden dazu einen regionalen Dialogprozess für mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung starten. Wir wollen ein verbessertes Schutzkonzept entwickeln – und zwar gemeinsam mit den Menschen im Steigerwald.“ Weiter sagte sie: „Die Lösung soll drei Dinge ermöglichen: eine gute wirtschaftliche Entwicklung, einen hohen kulturellen Reichtum und einen Schutz der wertvollen Natur. Die Region entscheidet.“

Im Vorfeld der Konferenz am Montag hatten sowohl Gegner als auch Befürworter des Nationalpark-Konzept vor dem Bamberger Landratsamt demonstriert. Sowohl die Grünen als auch die SPD übten heftige Kritik an der Konferenz, an der etwa die Landräte der betroffenen Kreise teilgenommen hatten. Der SPD-Abgeordnete Harry Scheuenstuhl störte sich an der Organisation der Konferenz: „Eine nicht-öffentliche Veranstaltung, deren Teilnehmerliste unbekannt ist, ist kein Mittel zur Problemlösung, sondern eine Farce.“ Journalisten, die aus der Konferenz berichten wollten, wurden daran gehindert: Ein Redakteur der Nürnberger Nachrichten sowie ein Kollege der Mediengruppe Oberfranken mussten den Saal verlassen.

Nach der Konferenz sprach die Umweltministerin gegenüber der Presse von einer "ausgesprochen sachlichen und disziplinierten Diskussion". Die Konferenz sei ein ermutigender Anfang gewesen, "Brücken zu bauen und Gräben zu überwinden", getragen von gegenseitigem Respekt. Allein schon deswegen sei man "einen ganz großen Schritt weitergekommen", sagte Scharf. Landrat Johann Kalb meinte im Anschluss an die „sehr konstruktive Debatte“ gar, es sei "ein neues Kapitel im Umgang miteinander aufgeschlagen worden".

Ulrike Gote von den Grünen erneuerte ihre Kritik daran, dass ein knapp 800 Hektar großes Schutzgebiet im Steigerwald von der Regierung von Oberfranken wieder aufgehoben worden ist. Scharf stemme sich „mit allen Mitteln gegen den Schutz unserer wertvollen Buchenwälder“.

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