Rudi Sopper ist tot

12.3.2015, 10:20 Uhr
Gründung Bamberger Alternative zur OB Wahl 1982. Ganz vorne mit Schild Rudi Sopper.

© GAL-Archiv Gründung Bamberger Alternative zur OB Wahl 1982. Ganz vorne mit Schild Rudi Sopper.

"Ohne Rudi gäbe es viele Dinge, die uns heute selbstverständlich erscheinen, nicht. Er hat Vieles verändert", fasst Peter Gack als ehemaliger GAL-Parteibruder zusammen – und doch stecken so viele Details hinter dieser Wertschätzung.

Rudi Sopper wurde 1952 in Lindach in Niederbayern geboren und kam nach einer kaufmännischen Lehre 1973 für ein Pädagogik-Studium nach Bamberg. Schon früh engagierte er sich in der damaligen AstA, dem "Allgemeinen Studierenden Ausschuss" und interessierte sich für die hiesige Lokalpolitik.

Verleger, Buchhändler, Politiker

Nach seinem Diplom wollte er aber nicht im strengen Schulsystem tätig werden und gründete daraufhin mit anderen Weggefährten die Buchhandlung "Collibri". Damals noch in der Kapuzinerstraße galt sie zunächst als Treffpunkt einer linksalternativen Szene. So war es nur eine Frage der Zeit bis der journalistisch und literarisch interessierte Rudolf Sopper auch eine eigene Stadtzeitung herausgab, "Dä Goblmoo", und diese dort vertrieb. Innerhalb kurzer Zeit wurde sie zum wichtigen Kern der "Bamberger Alternative" (später GAL).

Fußballspiel Stadtrat gegen Uni-Professoren, Stadtratsmannschaft 1987

Fußballspiel Stadtrat gegen Uni-Professoren, Stadtratsmannschaft 1987 © GAL-Archiv

Für diese zog Sopper auch am 16. März 1984 zusammen mit Peter Gack und Gottfried Karl als erste Vertreter in den Bamberger Stadtrat ein. "Natürlich war er maßgeblich daran beteiligt, dass es die 'Bamberger Liste', unsere heutige GAL, überhaupt gibt. Auch, dass ich persönlich heute zum Beispiel im Stadtrat aktiv bin, habe ich auch ihm zu verdanken", so Peter Gack.

Werk-Besetzung und politische Kritik

Ebenso hätte das heutige E-Werk-Gebäude, das derzeit die Volkshochschule Bamberg nutzt, ohne Rudolf Sopper sicher noch länger zu kämpfen gehabt. Als die Stadt 1981 das abbruchreife Gebäude einreißen wollte, besetzten kurzerhand siebzig Menschen die Behausung und verharrten bis die Polizei das Gelände räumte.

"Rudi hat stark dazu beigetragen, dass das Thema in Bamberg hohe Wogen geschlagen hat. Bis heute sind die Besetzer übrigens gerichtlich nicht rehabilitiert worden." Das heißt: Ihre damaligen Strafbefehle wegen Hausfriedensbruch werden bis heute als "gerecht" betrachtet – auch, wenn die Mehrheit den Erhalt des Gebäudekomplexes wohl für sinnvoll erachtet hat und noch tut.

Wer so aktiv ist, hat viele Freunde und Beziehungen: So holte er einst beispielsweise Günter Wallraff nach Bamberg oder veranstaltete "Goblmoo"-Pressefeste. Im Rahmen der Collibri-Buchhandlung lud er für die "Herbstlesen" Autoren wie Cees Nooteboom oder Jan-Philipp Reemtsma in die Domstadt.

Goblmoo-Redaktion 1980

Goblmoo-Redaktion 1980 © GAL-Archiv

Weitblick und Kritikfähigkeit bewies er so auch "beruflich": Das Verlagsprogramm beinhaltete zum Beispiel auch Bücher über "Bambergs unbequeme Bürger" oder die 68er-Bewegung in Bamberg. Die heutige Leiterin der "Villa Concordia" und Autorin, Nora Gomringer, behauptet sogar, Rudi Sopper habe sie überhaupt erst zum Schreiben gebracht.

Doch wer sich mit solch wichtigen Themen beschäftigt, braucht auch mal etwas Ruhe: Rudolf Sopper war maßgeblich dafür mitverantwortlich, dass es die Austrasse in ihrer heutigen Form gibt: verkehrsberuhigt und Fußgängerzone. "Man kann es eine Art Straßenmanagement nennen, was er damals auf den Weg gebracht hat", erinnert sich Peter Gack.

Niemals Zyniker

Wie hat er das alles vollbracht? Welche Eigenschaften braucht man für so viel Engagement?

"Er war immer ein sehr kritischer Mensch. Sehr liebenswürdig, aber er hätte auch Zyniker werden können, was er nicht tat. Er war immer freundlich und zuvorkommend, aber auch ein Mensch mit Ecken und Kanten", erinnert sich Peter Gack. "Und natürlich immer hilfsbereit. Auf Grund der vielen Dinge, die er sich vorgenommen hat, hat er aber auch manchmal Dinge zeitlich nicht geschafft. Er war fantasievoll, spritzig, ideenreich…". Diese Reihe könnte der GALer wohl noch lange fortführen.

Nach insgesamt acht Jahren Stadtratstätigkeit und seiner Abkehr von den Grünen hat er sich für die Literaturszene nun auch anderweitig verdient gemacht: als Autor von wunderbaren Kinderbüchern wie "Klein Gans geht heute zum Maskenball" (1998) und dem gemeinsamen Theaterstück zusammen mit Rainer Lewandowski "Burgfrosch Balthasar und das Buntgespenst" (2003) etwa – der Wahlheimat verbunden: die "Burg" ist die Bamberger Altenburg.

Mit Gerhard C. Krischker verfasste er zudem ein Theaterstück über die 68er-Bewegung in der Provinz, das am E.T.A.-Hoffmann-Theater uraufgeführt wurde.

Nach der Insolvenz "seines Collibris" 2011 arbeitete der dreifache Familienvater seitdem im pädagogischen Bereich und pflegte sein Anwesen am Fuße der Altenburg.

In welcher Beziehung man auch immer zu Rudi Sopper stand, eines muss wohl jeder zugeben: Er hat die Stadt Bamberg in Bewegung gebracht – mit Aktion und Impulsen, von denen wir viele noch heute spüren.

Die Beisetzung findet auf Wunsch der Familie im engsten Kreis statt.

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