Schandfleck in Bamberg: Stadt kauft ehemalige Discothek

5.12.2019, 10:59 Uhr
Schandfleck in Bamberg: Stadt kauft ehemalige Discothek

© Frank Märzke

Die Bamberger Altstadt ist Weltkulturerbe, ein Stück lebendige Geschichte, auf das die Einwohner der oberfränkischen Stadt durchaus stolz sind. Seit Monaten sorgen Holzbalken in der Oberen Sandstraße aber für Kopfschütteln unter Passanten. Die Fassade des denkmalgeschützten Hauses mit der Nummer 20, in dem einst Nachtschwärmer im "Sound-n-Arts" bis spät in die Nacht feierten, muss gestützt werden. Akut einsturzgefährdet ist es, sagen Experten der Stadt - und schlossen den Club im August. Plötzlich und sofort. Zu gefährlich sei es, dort weiter Gastronomie zu betreiben. 

Seitdem ragt das ungeliebte "Stützkorsett", wie Baustatiker es nennen, auf das Kopfsteinpflaster der Sandstraße im Herzen der Altstadt. "Wir werden nicht tatenlos zusehen, wenn hier vorsätzlich ein Denkmal dem Verfall preisgegeben wird", sagte Andreas Starke damals. Der Oberbürgermeister wirft dem Investor vor, das Gebäude gekauft zu haben - und zu einer Schrott-Immobilie verkommen lassen zu haben. Aus Profitgier. Seit Wochen verhandelt die Stadt mit der German Property Group, die mehrere Häuser in Franken besitzt, unter anderem in Hersbruck - und auch dort in der Kritik steht. Jetzt scheinen die Verantwortlichen einen Durchbruch erzielt zu haben. 

"Sensible Stelle im Herzen des Welterbes"

"Endlich gibt es eine echte Perspektive zur Beseitigung des Schandflecks in der Oberen Sandstraße 20", sagt Oberbürgermeister Starke nach einem erfolgreichen Notartermin. Ab sofort habe die Stadt bis zum 31. Mai 2020 das Recht, das sanierungsbedürftige Anwesen anzukaufen. Der Politiker glaubt, damit ist der Weg für die Rettung des Denkmals frei. "Das Gebäude steht an einer sehr sensiblen Stelle im Herzen des Welterbes und muss unbedingt erhalten und saniert werden." Dem finalen Kauf muss nun noch der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung am 11. Dezember zustimmen.

Im September diskutierte der Stadtrat in seiner Sitzung sogar über ein Instandhaltungsgebot und weitere Zwangsmaßnahmen gegen den Vorbesitzer des Hauses. Die Verhandlungen scheiterten zuletzt an den Preisvorstellungen des Investors. Ursprünglich habe die German Property Group 1,3 Millionen Euro für das Objekt haben sollen. Jetzt werden nur noch 550.000 Euro fällig. Damit habe sich, so Baureferent Thomas Beese, die konsequente Linie und entschlossene Haltung der Stadt Bamberg ausgezahlt.

Jetzt denkt man im Rathaus auch über eine Stiftungs-Lösung nach. "Angesichts des finanziellen Umfangs der zu erwartenden Maßnahmen müssten nun alle Optionen überprüft werden", sagt Starke. "Entscheidend ist aber zunächst, den Eigentumswechsel erfolgreich zu gestalten und die Gunst der Stunde zu nutzen." Die German Property Group besitzt ein weiteres Gebäude in Bamberg, den "Roten Ochsen". Auch hier will die Stadt einen Ankauf forcieren.

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