So kämpfen Bambergs Kneipen gegen die Corona-Krise

10.7.2020, 11:12 Uhr
Normalerweise ist ein Durchkommen am Wochenende in der Sandstraße kaum möglich. Durch Corona und die damit verbundenen Beschränkungen der Stadt erscheint sie jedoch vergleichsweise ausgestorben.

© Jule Dressler Normalerweise ist ein Durchkommen am Wochenende in der Sandstraße kaum möglich. Durch Corona und die damit verbundenen Beschränkungen der Stadt erscheint sie jedoch vergleichsweise ausgestorben.

Wo sich normalerweise Menschengruppen lautstark aneinander reihen, herrscht seltsame Stille: Die Bamberger Sandstraße ist in Zeiten von Corona kaum wieder zu erkennen. Während Gastronomien und Biergärten wieder öffnen dürfen, sind Kneipen und Bars von den Lockerungen ausgenommen. Einige Kneipen-Besitzer haben allerdings einen Weg gefunden, trotz der Beschränkungen ihr Gewerbe am Leben zu halten.

Pop-Up-Stand als erfolgreiche Notlösung

Das Schwarze Schwaf liegt etwas außerhalb der Sandstraße aber dennoch im Herzen der Altstadt. Für den Besitzer Sven Goller war nach den Lockerungen klar, dass er sich etwas einfallen lassen muss. "Da unsere Kneipe relativ klein ist, haben wir drei Tische draußen aufgestellt und ein Cocktail-To-Go-Geschäft ins Leben gerufen. Wir mussten jedoch in dieser Zeit auf 30 bis 40 Prozent des Umsatzes verzichten", so der 29-Jährige.

Um das Geschäft zu beleben, stellte Goller mit seinem Kollegen Stefan Zwosta einen Pop-Up-Stand in der Nähe des Spezialkellers auf die Beine. "Wir bieten an der freien Luft etwa 60 Sitzplätz an. Da das Geschäft dort ziemlich gut läuft, waren wir auf den Lieferservice nicht mehr angewiesen."

Von der Politik hätte sich Goller mehr Vorbereitungszeit gewünscht: "Von der Landesregierung bin ich enttäuscht. Ich habe nicht das Gefühl, dass sie Verständnis für die Lage der Kneipen- und Bar-Besitzer aufbringen."

Stefan Meyer-Brandis ist der Inhaber des Stilbruch in der unteren Sandstraße. Die Corona-Krise zwang ihn zu drastischen Maßnahmen: "Ich habe zwei Drittel meines Personals entlassen müssen. Meine fest angestellten Mitarbeiter befinden sich in Kurzarbeit", so der 52-Jährige.

Es besteht die Gefahr der Insolvenz

Durch einen To-Go-Verkauf versuchte Meyer-Brandnis, seine eingebrochenen Umsätze auszugleichen - mit ausbleibendem Erfolg: "Das To-Go-Geschäft habe ich aus mangelnder Nachfrage relativ schnell wieder eingestellt." Die Stadt Bamberg ermöglichte es, kostenlos Freischrankflächen zu vergrößern. So holten sich die Gäste ihre Getränke im Stilbruch und nahmen sie draußen zu sich. "Diese Möglichkeit hat geholfen, besser durch die Krise zu kommen."

Doch Meyer-Brandis stellte auch diesen Verkauf wegen zu vielen Leuten auf der Straße wieder ein: "Das Gesundheitsrisiko war einfach zu groß." Dass die Stadt Bamberg aufgrund von zu großen Menschenmassen sich genötigt sah, ein Ausschankverbot an Freitagen und Samstagen ab 20 Uhr auszusprechen, betrifft den Kneipen-Besitzer kaum.

Da er auch warme Mahlzeiten anbietet, darf er nun auch wieder seinen Innenraum nutzen. Die Auslastung liegt allerdings gerade einmal bei einem Drittel. "Da ich einen Kredit aufgenommen habe, kann ich mich über Wasser halten. Ich bin aber daraufhin angewiesen, demnächst wieder schwarze Zahlen zu schreiben", sagt Meyer-Brandit. "Eine Insolvenz kann ich derzeit nicht ausschließen."

Immer noch zu wenig los

Christoph Mück, dem Inhaber des Pizzini in der unteren Sandstraße, bleibt nicht anderes übrig, als vor seiner Kneipe ein paar Stühle aufzustellen. "Es ist immer noch viel zu wenig los. Mein Personal musste ich nahezu vollständig entlassen. Gerade arbeiten wir nur zu dritt", so der 69-Jährige.

In normalen Zeiten finden im Pizzini Musik-Veranstaltungen statt. Dass dies gerade nicht möglich ist, bringt Mück in ersthafte Schwierigkeiten. Dass die Stadt den Alkohol-Verkauf ab Wochenende beschränkt, kann Mück nachvollziehen. "Das war teilweise wie an der Sandkerwa."

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