Thomas Glavinic veröffentlicht Bamberger Poetikvorlesungen

25.3.2014, 10:26 Uhr
Der österreichische Autor Thomas Glavinic hielt im Sommer 2012 seine Poetikvorlesungen in Bamberg. Nun erscheinen seine Vorträge als Buch bei Hanser.

© Ingo Pertramer / www.pertramer.at Der österreichische Autor Thomas Glavinic hielt im Sommer 2012 seine Poetikvorlesungen in Bamberg. Nun erscheinen seine Vorträge als Buch bei Hanser.

"Und überhaupt, wenn schon schreiben, dann richtig. Wenn schon schreiben, dann über die großen Dinge." So sagt es Thomas Glavinic in seinen Bamberger Vorlesungen "Meine Schreibmaschine und ich", die er vor zwei Jahren in der Domstadt hielt. Und bei kaum einem Autor der Gegenwart dürften diese beiden Sätzen mehr Wahrheit enthalten.

Denn schließlich schreibt Glavinic vom Tod, von den Ängsten und wie es sich darin leben lässt. "Die Arbeit der Nacht", "Das größere Wunder" und "Das Leben der Wünsche" sind einzigartig und besser als so viele andere Romane, die sich Gegenwartsliteratur nennen lassen.

Wie diese Ideen zu Glavinic kamen, beschreibt er in diesen vier Kapiteln, versehen mit einem Vorwort des schottischen Autors John Burnside. Glavinics Text über das Schreiben besticht vor allem durch Ehrlichkeit. Ist sein erstes Kapitel ein Steckbrief des Menschen Glavinic und der Bücher, die ihn beeinflussten, wirft er im zweiten Teil "Was ich denke" einen genauen Blick auf das Schaffen. So verrät er etwa, dass die letzten fünfzig Seiten ihm deutlich leichter fallen als die ersten fünfzig, dass er den Bogen für einen Roman gut spannen kann und dass Menschen, die seine Bücher nicht mögen, ihn nicht mögen.

Thomas Glavinic veröffentlicht Bamberger Poetikvorlesungen

© Hanser

Glavinic geht dabei dann auf seine Romane ein, erzählt, wie er zu den Ideen kam und wie er sie ausarbeitete. Besonders in sein erstes Werk "Carl Haffners Liebe zum Unentschieden" gibt der Autor Einblicke, über Zweifel und Hürden und Verunsicherung beim Schreiben. Weniger den Aufbau von Sätzen, als den Mut, sich hinzusetzen und einen Stift in die Hand zu nehmen, erläutert Glavinic so.

Während Bestsellerautor Daniel Kehlmann sich auf einen fiktiven Dialog bei seinen Poetikvorlesungen einließ, baut Glavinic in "Meine Schreibmaschine und ich" auf die Ehrlichkeit. Obwohl er am Ende doch noch ein fiktives Interview mit einem Kulturredakteur einer Lokalzeitung einstellt, der sich nicht einmal die Mühe macht, den Namen des Autors richtig auszusprechen. Das kommt in seiner Spitzfindigkeit an seinen Roman "Das bin doch ich" ran. 

Wenn es einen Vorwurf gibt, dann dass dieses Buch zu kurz ist, dass Glavinic sicher noch mehr zu sagen hat, als er es hier tun kann. Diese wenigen Seiten, seine Vorlesungen sind trotzdem gehaltvoller als viele literaturwissenschaftliche Seminare, geben mehr Einblick in das Schaffen und seine Hintergründe.

Ein Buch, das einem den Autor und das Schreiben näher bringt. Wenn überhaupt schreiben, dann richtig. Das können derzeit nicht viele deutschsprachige Autoren. Doch einer davon ist Thomas Glavinic. 

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