"Unser Dorf hat Zukunft": Pfofeld ist etwas ganz Besonderes

21.6.2018, 06:20 Uhr

© Wolfgang Dressler

Es war sehr warm, aber gerade noch erträglich. Es sollte zügig vorwärtsgehen, aber gehetzt wurde nicht. Es sollte viel erklärt werden, aber es strömte kein Redeschwall auf die Besucher herab. Es sollte noch ein wenig Zeit bleiben, damit die Gäste sich stärken und eine erste Bilanz ziehen konnten, auch das wurde erreicht.

Bürgermeister Willi Renner, der Gemeinderat, die vielen Vereine und die sonstigen ehrenamtlichen Helfer hatten ein stimmiges Programm vorbereitet. Bei der Vorstellung wurden sie von Landratsvize Robert Westphal, MdL Manuel Westphal und Regierungspräsident Dr. Thomas Bauer unterstützt. Renner schlug bereits zur Begrüßung am Gemeindezentrum den richtigen Ton an, indem er darlegte, was die Besonderheiten des Dorfes Pfofeld sind. Da ist der Limes, der durch die Gemarkung verläuft, da gibt es Handwerk, Handel und Dienstleistung im Ortskern, nicht zu vergessen die Landwirtschaft, die einen rasanten bis dramatischen Strukturwandel hinter sich hat. Vor allem aber sind da die Pfofelder selbst, die sich in vielerlei Hinsicht engagieren. Laut Bürgermeister ist hier die Jugend bereit, Verantwortung zu übernehmen, sei es im Gemeinderat oder in den Vereinsvorständen.

Ein Aushängeschild ist das Nahwärmenetz mit seiner eigenen Genossenschaft. 70 Prozent der Haushalte werden mit dieser umweltfreundlichen Wärme versorgt, beim Glasfasernetz sind es sogar 90 Prozent. Um das zu erreichen, mussten zahlreiche Straßen aufgegraben werden, Pfofeld glich noch vor wenigen Jahren einer einzigen Baustelle. Jetzt ist es runderneuert, Straßen und Gehwege sind in einem mustergültigen Zustand. Bei der Fahrt auf dem Anhänger oder beim Spaziergang der Bewertungskommission fiel auch auf, dass die Pfofelder ein Herz für viel Grün haben. So manche Gärten sind wirkliche Schmuckstücke. Die Gemeinde praktiziert ähnliches auf ihren Grundstücken, will zudem nicht dauernd mähen, sondern den Insekten Lebensraum geben.

Eine nicht einfache Aufgabe war der Hochwasserschutz. Im Osten wurde ein Damm gebaut, von Süden her entstand eine Art "Umleitung", durch die ein Teil des vielen Wassers am Ort vorbei fließen kann. Drei neue Brücken und der Fußgängersteg am Kindergarten zeugen davon, dass hier früher Schwachstellen vorhanden waren, die nun beseitigt sind. Jedenfalls kann Willi Renner seit Fertigstellung des Hochwasserdamms besser schlafen, die schlimmen Tage von 2013 sollen sich nicht wiederholen.

Die Siedlungen sind schmuck und gepflegt und weitere Bauplätze vorhanden. Noch lieber ist den Verantwortlichen aber, wenn es bei der Innenentwicklung vorangeht, etwa indem landwirtschaftliche Gehörte eine neue Nutzung erfahren. Mehrere Beispiele wurden der Jury vor Augen geführt.

Die Route führte zum Freizeitzentrum, wo unter anderem der Jugendtreff und der Angelsportverein beheimatet sind. Weiter ging es zum Gasthof Kleemann und auf der Ringstraße zum Feuerwehrhaus (ehemalige Bullenhaltung) und zum Domizil von Sportverein und Schützen (altes Raiffeisen-Lagerhaus). Vor den Gebäuden herrschte Gewusel und Heiterkeit, man wusste gar nicht, wo man hinschauen sollte. Vor der Heizzentrale der Nahwärme-Genossenschaft (auch ein ehemaliges Lager der Raiffeisenbank) gab Marco Kleemann einige technische Details zum Besten, vor allem aber betonte er den Zusammenhalt und den Gemeinschaftsgeist der ehrenamtlichen Kräfte. Ein weiteres Beispiel dafür: Der Fußweg zur Siedlung im Süden entstand nicht zuletzt, weil viele Bürger anpackten.

Auf dem Friedhof gefallen die Urnenstelen, das Gemeindehaus beherbergt die Landjugend, und die Kirche St. Michael ist eh etwas Besonderes, stammt sie doch aus dem Jahr 1134 und hat historische Fresken zu bieten. Nur der Pfarrer, oder die Pfarrerin, fehlt. Pfofeld wartet sehnsüchtig auf einen neuen Geistlichen.

© Wolfgang Dressler

Dann der Abschluss im Gemeindehaus. Die Kommissionsmitglieder äußern sich mehr als beeindruckt, zum Beispiel über die zahlreichen Vereine. Da fällt natürlich auch der Name "Vorhangreißer". Und: "Was wir hier sehen, das sind keine Eintagsfliegen, sondern ist das Ergebnis kontinuierlicher Arbeit und Entwicklung."

Und noch eine Besonderheit: Der Pfofelder Flurumritt findet alle zwölf Jahre statt und ist der einzige weit und breit. In seinem Umfeld haben sich die Pfofelder auf die Dorfhistorie und die Tracht besonnen. Nicht zuletzt stärkt der Umritt das Vereinswesen.

Ob das alles reicht, ob beim Landesentscheid Gold zu bekommen? Die "Medaillenränge" werden am Montag, 25. Juni, ab 15 Uhr bekannt gegeben.

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