Basis sieht noch eine Wende zum Besseren

4.11.2018, 20:01 Uhr
Basis sieht noch eine Wende zum Besseren

© Foto: S. Hippel

Dass Männer die Kirche leiten, während Frauen sie seit jeher mit ihrem Engagement, ihrer Frömmigkeit und Beharrlichkeit tragen, ist Allgemeingut. 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts haben sie aber noch immer keine Teilhabe am Weiheamt, geschweige denn an den wichtigen Entscheidungen über die Zukunft der Kirche. Was auch Grund dafür ist, dass immer mehr und vor allem junge Frauen sich von der Kirche verabschiedet haben. Und der Vatikan und die Bischofskonferenzen dies offenbar hinnehmen.

"Die Jungs wollen offenbar unter sich bleiben," spitzte in ihrem Impulsvortrag die Rundfunk-Journalistin Christiane Florin das Thema zu. In ihrem Buch "Weiberaufstand" hat sie schonungslos über Machtanspruch und männliche Vorteilsnahme des Klerikalismus geschrieben. Dabei aber, wie Renate Schmidt, den Frauen zugeredet, für ihre Rechte zu kämpfen. Vor 110 Jahren habe auch niemand gedacht, dass Frauen fähig seien, zur Wahl zu gehen. Dabei will sich Christiane Florin gar nicht mit einer Zwischenlösung, der Weihe von Diakoninnen, zufrieden geben. Diese seien ja dann auch nur die "dienstbaren Geister des Katholizismus". Nein, wenn es der Kirche ernst sei mit Teilhabe, müsse man schon das Amt für beide Geschlechter öffnen, um so "Ignoranz und Arroganz", die sich in der von Männern geführten Kirche "als Demut tarnen", einzugrenzen.

Die Frage nach der evangelischen Kirche beantwortet die Referentin auch gleich selbst. Ja, es stimme, dass der Schrumpfprozess bei den Protestanten trotz der dort erkämpften Frauenordination anhalte. Trotzdem steht die evangelische Kirche besser da, "wenn sich das auch nicht in Zahlen misst".

Enttäuscht wurden auch die Hoffnungen, die man auf den neuen Papst Franziskus gesetzt habe. Er sei ein "gönnerhafter Macho", der sich zwar klar den Armen zugewandt und sich für eine barmherzige Kirche ausgesprochen habe, aber in Sachen Geschlechtergerechtigkeit noch nichts Wesentliches unternommen habe. So seien auch bei der mit viel Hoffnung bedachten Synode für Ehe und Familie wieder nur die männlichen Delegierten stimmberechtigt gewesen. Und eigentlich untersuche doch jede Kommission, die neu gegründet wird, letztlich das Gefahrenpotenzial der Frauen. Florin: "Norm ist der Mann – die Frau die Abweichung." An dieser Ansicht habe nicht einmal die zweite Welle des Missbrauchsskandals etwas ändern können.

Nicht ein Bischof habe sich persönlich zur Mitschuld an den Verhältnissen bekannt. Offenbar habe man sich mit der Situation abgefunden und wolle sich mit dem "heiligen Rest" der Angepassten und in der Kirche Verbliebenen zufrieden geben. Dabei, so Florin, könne sie mit den persönlichen Verletzungen, die ihr immer wieder zugetragen würden, inzwischen schon ein eigenes Buch füllen.

Am Schluss lang anhaltender Beifall für die Referentin. Das inzwischen ergraute Gremium der Kirchenvolksbewegung hat sich an der Kritik gestärkt. Kein Kirchenoberer hat sich auf der Bundesversammlung sehen lassen. Aber damit hat auch niemand gerechnet. Es war die Nürnberger Autorin Claudia Mönius, die, obwohl selbst einst Missbrauchsopfer eines Priesters, von der spirituellen Kraft des Glaubens sprach. Nach einer langen Phase der Verzweiflung und der Suche hat sie zu den Quellen zurückgefunden. Vom Weihesakrament hält sie allerdings nichts mehr. "Wer hindert uns daran, im Kreis zu sitzen, Brot und Wein zu wandeln und zu teilen?"

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