Vor Ort helfen

Die Waischenfelder Malteser über ihr Ehrenamt

4.10.2021, 15:00 Uhr
Die Waischenfelder Malteser über ihr Ehrenamt

© Foto: Rosi Thiem

Der Standort in der Felsenstadt hat jährlich um die 1200 Einsätze im Rettungsdienst, 50 Helfer-vor-Ort-Einsätze, zwölf Einsätze der SEG (Schnelle Einsatzgruppe) und 18 psychosoziale Notfallversorgungen. Die SEG besteht aus medizinisch und technisch ausgebildeten Einsatzkräften. Sie unterstützt den Rettungsdienst bei größeren Schadensfällen und wenn es sehr viele Verletzte zu versorgen gilt und schließt so eine Lücke zwischen Rettungsdienst und Katastrophenschutz.

"Beim ,SEG Transport‘ können wir auf zwei Krankentransportwagen mit dem Zweitragensystem zurückgreifen und bei Großschadenslagen agieren", berichtet Löhr, der ehrenamtlicher Rettungssanitäter ist und beruflich als Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung bei Hermos arbeitet.

Geruch von Moder und Heizöl

Der Waischenfelder ist mit zwölf Jahren zu den Maltesern gekommen; heute mit 24 Jahren hat er ehrenamtlich feste Aufgaben übernommen und ist stellvertretender Leiter der Einsatzdienste. Auch bei einem der jüngsten überregionalen SEG-Einsätze, bei der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz, war Löhr dabei. "Es war ein kräftezehrender Einsatz und ein ganz anderes Arbeiten", berichtet der junge Mann. Den Geruch von Moder, Fäkalien und Heizöl könne er nicht mehr vergessen.

"Wir halfen, wo wir gebraucht wurden", erinnert er sich. "Tetanusimpfen war ein großes Thema, es gab kein Handynetz, wir behandelten Schnittverletzungen und haben Essen über den Fluss gebracht. Wir waren 72 Stunden im Einsatz und in einer Blindenschule untergebracht. Zum Schluss platt, aber zufrieden, denn wir konnten etwas mit unserer Einheit bewegen", sagt der 24-Jährige rückblickend. Bei der "SEG Behandlung" sind sie froh, sich flexibel aufgestellt zu haben. Dort gibt es unter anderem Ersatzklamotten und Hygieneartikel für die Opfer bei Katastropheneinsätzen.


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50 Ehrenamtliche, zwölf Hauptamtliche und vier geringfügig Beschäftigte leisten ihren Dienst bei den Waischenfelder Maltesern. Die Malteser haben ein eigenes Haus, das 2014 von der Stadt gekauft wurde. "Wir sind stolz auf unser Haus, es wurde einiges renoviert, 400 000 Euro investiert – mit der Unterstützung der Bevölkerung. Ohne diese hätten wir es nie geschafft", ist Klaus dankbar. Bis vor zwei Jahren war der 55-Jährige dort ehrenamtlich tätig.

Nun arbeitet er auf einer halben Stelle hauptamtlich im Rettungsdienst. Ansonsten ist der Siegritzberger beruflich Busfahrer in Bayreuth. Als Ersatzdienst zur Bundeswehr war er vor 33 Jahren zu den Maltesern gegangen und ist bis heute geblieben. Inzwischen ist auch seine ganze Familie dabei und seine Ehefrau Elke ist Ansprechpartnerin für die Jugendarbeit.

Seit 2009 ist Klaus Ortsbeauftragter. "Ich bin nicht weggekommen", sagt er und schmunzelt. Obwohl er gut ausgebildet ist, gibt es für ihn und jeden weiteren Malteser, der im Rettungsdienst fährt, jedes Jahr 30 Stunden Pflichtfortbildung. "Eine gute Ausbildung gibt ein Stück Sicherheit", sind sich Löhr und Klaus sicher. Waischenfeld ist ein öffentlich-rechtlicher Rettungsdienst und 24 Stunden besetzt. Im Rettungsdienst darf man erst mit Volljährigkeit – ab 18 Jahren – dabei sein.

Nichts mit Heim nehmen

Neben diesem Dienst und der SEG bieten die Waischenfelder einen Sanitäts-, Schulsanitätsdienst, ein Impfteam und eine Teststation, Helfer vor Ort und psychosoziale Notfallversorgung an. "Am Ende des Tages muss man den Tag schon ablegen und bei schlimmen Einsätzen psychosoziale Hilfe annehmen", meint Klaus. Und Löhr, der jährlich auf 520 ehrenamtliche Stunden kommt, resümiert: "Wir sind eine gute Gemeinschaft. Mit ,Heim nehmen‘ sollte man nie etwas. Ich kenne locker sieben bis acht Kollegen, die ich nachts um 22 Uhr noch anrufen kann, zum Reden, wenn mich was beschäftigt hat."

Die Waischenfelder Malteser sind eine Vorzeigeinstitution in der Region und arbeiten unter anderem auch mit Bamberg, Kulmbach, Bayreuth und Nürnberg in der Diözese zusammen. "Wir haben Leute, die Lust haben, etwas zu machen", sagen beide. "Wir sind ziemlich flexibel und sprechen uns ab", betont Klaus. Löhr bedauert die Zunahme der Bürokratie, die ihn ständig beschäftige. Jedoch loben er und Klaus die Zusammenarbeit mit dem hiesigen Landratsamt. "Bis jetzt haben wir nur positive Erfahrungen gemacht, auch mit unserem derzeitigen Landrat", sagt Klaus. Er findet es richtig, dass die Behörde großen Wert auf den Katastrophenschutz lege.

Die Jugendarbeit ist durch Corona weggefallen. "Doch im nächsten Jahr bemühen wir uns, unsere Jugend wieder zu aktivieren, das ist unsere Zukunft", erklären die beiden und hoffen, dass die rund 30 Kinder wieder mitmachen und neue Interessierte dazukommen. Die Malteser sind offen für alle. "Durch den Wegfall des Zivildiensts ist der Nachwuchs überall dünn geworden", berichtet Klaus.

Große Dankbarkeit

Zu helfen und etwas zu bewirken, ist für die beiden und ihren vielen engagierten ehren- wie hauptamtlichen Kollegen das A und O. "Bei Einsätzen im ländlichen Bereich begegnen einem auch mehr Dankbarkeit, während die Kollegen in den Städten auch mal undankbar angepöbelt werden", resümieren die Malteser.

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