Dürre überschattet Erfolg

Michael Brütting aus Kosbrunn hat Technikerschule mit der Note 1,11 abgeschlossen

Rosi Thiem

10.8.2022, 20:48 Uhr
 Michael Brütting hat mit der Bestnote 1,11 den Techniker für Landbau in Triesdorf abgeschlossen.

© Rosi Thiem, NN  Michael Brütting hat mit der Bestnote 1,11 den Techniker für Landbau in Triesdorf abgeschlossen.

War das viel zu lernen? „Nein“, lächelt er und schüttelt bescheiden den Kopf, „der Unterricht war spannend und interessant, da passt man auf. Es interessierte mich ja. Während meiner vorherigen Ausbildung zum Landwirt hatte ich schon viel mitbekommen. Und Mathe, Deutsch und Englisch hatte ich ja schon im Abi.“

Nun kamen Grundsteine wie Betriebswirtschaft, Rechnungswesen, die Ausbildereignungsprüfung, Finanzmathematik und ein dreiwöchiges Praktikum bei der Käserei Bayernland dazu.

Insgesamt 64 Prüfungsteilnehmer aus Bayern, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Hessen schlossen jetzt ab. „Da waren alle Dialekte dabei“, grinst er. „Mit meinen Kollegen konnte ich mich sehr gut beim Lernen austauschen, das bringt schon viel. Hoch interessant war auch ein Seminar über Eigenbetriebsanalyse. Hier konnte man den eigenen Betrieb beleuchten, schauen, wo die Fallstricke sind und auf was man achten muss.“ In der Mitarbeiterführung kamen neue Ansätze dazu.

"Niemand weiß, wo es hingeht"

Der jetzt staatlich geprüfte Techniker für Landbau steckt nun schon wieder fest daheim als Teilhaber - zusammen mit seiner Mutter und seinem Vater in einer GbR - im Arbeitsalltag mit 100 Milchkühen. Die Zeiten sind in der Landwirtschaft genau wie in anderen Bereichen derzeit ungewiss. „Gerade weiß niemand so recht, wo es hingeht.

Es ist auch nicht die Zeit, um große Sprünge zu machen“, empfindet er. Die hohen Energiekosten trifft auch die Landwirte hart. „Niemand fährt unnötige Fahrten, um den teuren Diesel zu verpulvern.“ Die extrem hohen Düngerpreise tun ein weiteres.

Michael Brütting versucht in seinem Betrieb Ansätze zu praktizieren, die nachhaltig sind. „Wir bauen schon das zweite Jahr Ackerbohnen an. Da kann man sich die Stickstoffdüngung sparen. Um Fahrten energiesparender zu machen, werden die Maschinen regelmäßig gewartet und der Kühler ausgeblasen, doch das macht ja jeder, denke ich schon sowieso.“

Die Getreidemärkte fahren gerade Achterbahn und lassen schlecht planen. „Wenn ein Schiff im ukrainischen Hafen ausläuft, springen die Märkte. Es sind verworrene Zeiten. 0-Zinsen sind schlagartig auf drei Prozent hoch und Energiefragen zu erneuerbaren Energien werden oft nur auf Landwirte abgewälzt“, bedauert er.

PV-Anlagen eher auf Industrieanlagen

Fraglich ist für den frischen Techniker, ob Photovoltaikanlagen auf hochwertigen Ackerflächen richtig sind. „Im Moment habe ich das Gefühl, dass beste Ackerflächen, die zum Lebensmittelanbau benötigt werden, dazu hergenommen werden. Wäre es da nicht besser, wenn man beispielsweise nur nach Pegnitz schaut, hier das Potenzial von versiegelten Parkplätzen und Industriebauten nutzte? Oder in der Landwirtschaft nur ertragsschwache Flächen hierfür verwenden würde?

Nein, man nimmt gerade, große und beste Ackerflächen, weil es einfacher ist, hier eine Anlage zu erstellen. Das ist ein zweischneidiges Schwert. Es wird nur geredet, gemacht wird nichts“, bedauert er. „Dabei braucht doch jeder Strom und jeder Nahrung.“

Michael Brütting ist wieder in Kosbrunn. Der Arbeitsalltag ist für ihn Freude, aber auch tägliche Herausforderung. 

Michael Brütting ist wieder in Kosbrunn. Der Arbeitsalltag ist für ihn Freude, aber auch tägliche Herausforderung.  © Rosi Thiem, NN

Die Kühe haben es sich auf der großen weite mit dem wunderbaren Fernblick gemütlich gemacht. Auffallend ist nun im August die Dürre der Wiesen, auf denen durch die Trockenheit nichts mehr nachwächst. „Von meinen Kollegen aus der Kornkammer in Niederbayern mit mehr Niederschlägen kommt eine gute Weizenernte und in Oberbayern mit mehr Wasser sind die Weiden sattgrün. Bei uns ist es fast schlimmer als 2018. Wir werden uns auf diesem trockenen Niveau einpendeln müssen.“

Gut ist es, in einen Risikomanagement mit Reserven zu arbeiten, denn die Tiere benötigen jeden Tag Futter. Die Trockenheit bringt auch einen hohen Materialverschleiß an den Bodenbearbeitungsgeräten.

Michael Brütting ist trotz vieler Alltagssorgen, die nicht hausgemacht sind, dennoch zuversichtlich. Eines brennt dem jungen, strebsamen und konventionellen Landwirt auf den Nägeln. „Das war in der Technikerschule schön. Wir haben die konventionellen und die Öko-Betriebe angeschaut und fachlich diskutiert. Es gibt Synergien, jede Betriebsform hat ihre Vor- und Nachteile und ihre Sorgen. Allerdings sind beide Systeme politisch getrennt. Das ist nicht gut. Die Betriebe suchen sich sinnvolle Wege und sind im Dialog. Als Landwirt möchte man am Ende des Tages selbst eine Entscheidungsfreiheit haben. Ein sinnvoller Mittelweg wäre hier gut.“

Mit dem Wissen aus der täglichen Praxis und dem Wissen aus Triesdorf wird sich Michael Brütting auf neue Gegebenheiten einstellen und agieren. Möchte er schulisch noch etwas machen? „Vorerst braucht mich der Betrieb. Vielleicht einmal so kleinere Weiterbildungen, wie der Herrschinger Grundkurs oder die Waldbauernschule, das ja alles gut für ein landwirtschaftliches Unternehmen ist.“