Kameradschaft 1956 gegründet

Reservisten lösen sich auf: Vermögen kommt heimischen Kindern zugute

Brigitte Grüner

1.7.2022, 05:20 Uhr
Reservisten lösen sich auf: Vermögen kommt heimischen Kindern zugute

© Foto: Archiv/Brigitte Grüner

Am 17. Juni trafen sich elf der verbliebenen 29 Mitglieder – viele davon leben auswärts oder gehörten dem Verein eher passiv an – zur letzten Hauptversammlung. "Einstimmig mit nur einer Enthaltung wurde beschlossen, die Kameradschaft zum Stichtag 18. Juni aufzulösen", berichtet der letzte Vorsitzende Josef Horvath auf Nachfrage.

Die Frage nach dem verbleibenden Vermögen des gemeinnützigen Vereins war schnell beantwortet, da die Satzung hier eine Regelung vorsieht. Schwieriger war die Diskussion über die Zukunft der Fahne. Horvath hatte eine Überstellung an das Armeemuseum in Ingolstadt vorgeschlagen. Wolfgang Meiler regte eine Verwendung im museum34 der Stadt Auerbach an. Für diese Möglichkeit entschieden sich die Mitglieder dann mehrheitlich.

Großer Aufschwung

Im Jahr 1956 war die Kameradschaft gegründet worden. Viele ehemalige Soldaten, die im Ersten oder Zweiten Weltkrieg gekämpft hatten, traten dem Verein bei. Zum ersten Vorsitzenden wurde Georg Nützel gewählt, sein Stellvertreter war Karl Fuchs. Vier Jahre später erhielt die Kameradschaft eine Fahne, die im Rahmen eines Festabends übergeben wurde. Nach dem 20-jährigen Gründungsfest nahm die Kameradschaft unter dem neuen Vorsitzenden Hans Meiler großen Aufschwung.

Reservisten lösen sich auf: Vermögen kommt heimischen Kindern zugute

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Ein schöner Erfolg war das 25-jährige Jubiläum, das im Juli 1982 gefeiert wurde. Der Verein hatte damals 50 Mitglieder. Bei der Neuwahl im April 1988 trat Meiler aus gesundheitlichen Gründen zurück. Es wurde damals Josef Horvath zum neuen Vorsitzenden gewählt. Der Mosenberger blieb bis zur Auflösung im Amt.

Nach und nach interessierten sich auch viele Reservisten, deren Wehrdienst abgeschlossen war, für eine Mitgliedschaft. Schon 1986 war die Reservistenkameradschaft Ranna-Mosenberg gegründet worden. 1988 traten die damals zehn Reservisten der SKK bei. Viele Aktivitäten der Kameradschaft hatten zum Ziel, die Fitness der Reservisten aufrechtzuerhalten. Es gab unter anderem Leistungsmärsche und Schießwettbewerbe. 27 junge Kameraden gehörten dem Verein an.

1990 wurde mit Rudolf Fuchs erstmals ein Reservistensprecher in den Vorstand gewählt. Gemeinsame Sportveranstaltungen wurden zeitweise mit befreundeten Einheiten der US-Armee aus Grafenwöhr durchgeführt.

Zu den Höhepunkten im Vereinsleben gehörten die Teilnahme am Gelöbnis der Nachschubbataillons 4 im Oktober 1991 auf dem Sportgelände Neuhaus und der erste militärische Wettkampf im Mai 1994 in Mosenberg und Ranna mit 16 teilnehmenden Teams aus der Oberpfalz.

Als die Bundesregierung unter Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg die Wehrpflicht abschaffte, blieb der rührigen Kameradschaft der Nachwuchs aus. "Es tritt doch niemand bei, der nicht wenigstens in der Bundeswehr gedient hat", sagt Josef Horvath, der fast 50 Jahre Mitglied und 30 Jahre im Vorstand aktiv war.

Sein Ärger über die Abschaffung der Wehrpflicht ist zwischen den Worten deutlich hörbar. Da keine jüngeren Männer mehr eintraten, war der Altersdurchschnitt in der Kameradschaft entsprechend hoch. Bei Treffen waren oft nur fünf oder sechs Aktive dabei, berichtet Horvath. Die früheren Weltkriegsteilnehmer wurden bereits alle zu Grabe getragen.

In den vergangenen Jahren beschränkten sich die Aktivitäten der Kameradschaft auf die Volkstrauertage. Die Gedenkfeiern in Mosenberg und Ranna wurden mitgestaltet. Auch in Auerbach standen Kameraden aus Ranna oder Mosenberg abwechselnd mit den Männern der SRK Michelfeld Ehrenwache am Kriegerdenkmal. In den beiden Ortsteilen kümmerten sich rührige Vereinsmitglieder auch zeitweise um die Pflege des Ehrenmals. "Das ist uns nicht mehr möglich." Das Kriegerdenkmal in Mosenberg pflegt künftig die Gemeinde Neuhaus; um das Ehrenmal in Ranna kümmert sich die Stadt Auerbach.

Für die Auflösung der Kameradschaft wurde ein Notar verpflichtet. Das restliche Vereinsvermögen wird – wie es die Satzung verlangt – je zur Hälfte an die Gemeinde Neuhaus/Pegnitz und an die Stadt Auerbach ausbezahlt. Auch der Zweck ist genau festgelegt. Das Geld aus der Vereinskasse soll für Einrichtungen der Kinderbetreuung – beispielsweise für Hort oder Kindergarten – verwendet werden. Eine offizielle Übergabe wird es nicht geben. Wenn alles abgewickelt ist, wird der Betrag an die beiden Kommunen überwiesen, kündigt der letzte Vorsitzende an.

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