Umwelt

Waischenfelder Tüftler entwickelt Mini-Straßenbahn

10.7.2021, 15:00 Uhr
Waischenfelder Tüftler entwickelt Mini-Straßenbahn

© Foto: Ralf Münch

Seit 2006 ist er an dem Projekt am Tüfteln, seit 2014 hat er dazu in Waischenfeld ein Testgelände auf rund 3000 Quadratmetern. In der großen Halle, die er günstig anmieten konnte, ist eine riesige Werkstatt eingerichtet. Hier plant, berechnet und baut der 84-Jährige die Prototypen.

Und das ist etwas das Problem. Fuchs ist zwar noch fit und klettert behände in die Fahrzeuge rein und aus ihnen wieder raus. Aber er hat bislang keinen Nachfolger, der das Projekt weiterführen könnte. "Ich könnte das Ganze in eine Stiftung geben", zeigt er als mögliche Lösung auf.

Sinnvoll wäre das Projekt zur Verwendung in Städten. "Die Schienen müssten auf der Straße verlegt werden und die Autos raus aus den Städten", bringt er es auf den Punkt. Mit dem ehemaligen Nürnberger Oberbürgermeister Ulrich Maly war er deshalb schon mal im Gespräch, aber der habe ihn abgeschmettert, sagt Fuchs. "Es hat ja ihr bisheriges Konzept in Frage gestellt." Inban – das steht für Individualbahn. Den Namen hat Fuchs sich schützen lassen. "Es ist der langfristige Versuch, entscheidend mitzuwirken bei der Neugestaltung des innerstädtischen Individualverkehrs", heißt es in der Informationsbroschüre.

Und ja, es wäre nicht nur für Großstädte geeignet, sondern könne auch in Pegnitz oder Bayreuth eingesetzt werden. "Am Frankfurter Flughafen gibt es so etwas schon im Untergeschoss zur Gepäckbeförderung."

Waischenfelder Tüftler entwickelt Mini-Straßenbahn

© Foto: Ralf Münch

Fuchs kam da irgendwann drauf. "Ich konnte als Kind früher bedenkenlos auf der Straße Fußball spielen, heute parken Mütter ihre Autos am Kindergarten, wenn sie den Nachwuchs abgeben, anstatt zu Fuß zu gehen. Was für eine verquere Welt", sagt Fuchs.

Eigene Firma

Hans-Jürgen Fuchs hat Luftfahrtelektronik in Stuttgart studiert und hatte 16 Jahre lang leitende Führungsaufgaben in der Industrie. 1980 hat er sich mit einer Firma für Luftfahrtelektronik - Fuchs Avionik - selbstständig gemacht. 2006 begann dann die Vorentwicklung des Systems Inban – ein neuartiges Verkehrsmittel, 2012 war die Erweiterung auf Originalgröße. Und so fahren auf dem Waischenfelder Testgelände verschiedene Fahrzeuge, Salon- und Sommerwagen.

"Inban verknüpft Häuser, Freiflächen, Versorgungseinrichtungen und ähnliches", erklärt Fuchs. Die Haltepunkte sind in einem Radius von 40 Metern und innerhalb von 30 Sekunden zu erreichen. Gerufen werden sollen die Fahrzeuge per Ruftaste oder Handzeichen oder Handy.

Mittels Spracherkennung oder Tastbildschirm wird die gewünschte Haltestelle genannt, denn die Bahn ist ohne Fahrer unterwegs. Und das ist der große Unterschied, den das System im Vergleich zum Taxi günstiger macht.

Die Sitz-, Boden- und Raumheizung der Fahrzeuge ist für vier bis sechs Personen ausgelegt, sagt Fuchs. Es herrscht rundum freie Sicht und gibt einen Stauraum von rund 1000 Litern. In jedem Fahrzeug sind vier Sitze und zwei Türen. Je nach Bedarf können mehrere Fahrzeuge aneinandergekoppelt werden.

Die Trassenbreite liegt zwischen 0,9 Meter und 5,4 Metern je nach Spurenanzahl. Ein Tank oder Akkus sind nicht notwendig, da die Fahrzeuge mit einem speziellen Elektrobetrieb ausgestattet sind. Da muss viel berechnet und ausprobiert werden, damit das alles funktioniert, so Fuchs weiter.

"Aber ich bin physikalisch gut drauf, das Ganze klappt nicht nur hobbymäßig, das muss beim ersten Versuch funktionieren."

Denn es ist ja auch alles eine Frage des Geldes. Bislang finanziert Fuchs alles aus Privatmitteln. Und da kommt schon was zusammen. So kosten handgefertigte Gleise zum Beispiel etwa 22 Euro pro Meter, dazu kommen Kosten für Weichen, Stromversorgung und Signaltechnik. Auf rund 100 000 Euro pro Kilometer schätzt er die Gesamtkosten.

Ein Inban-Fahrzeug dürfte in etwa so viel wie ein Mittelklassewagen kosten, schätzt er.

Und Fuchs rechnet die Bequemlichkeit des Systems vor: Keine Parkplatzsuche mehr, kein TÜV, keine Strafzettel, kein Führerschein, keine Steuer und Staus, keine Haftpflichtversicherung, kein Kundendienst und – mehr Umweltbewusstsein und Sicherheit.

Als Betreiber des Systems kommen Privatpersonen oder Städte in Frage. Fuchs will sein System jetzt etwas bewerben, bekannter werden und hofft, dass Interessierte auf sein Projekt aufmerksam werden.

INFO: Weitere Informationen gibt es im Web unter www.inban.de

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