Bierpapst Raupach im Interview über "bekömmliches" Bier

19.5.2018, 05:57 Uhr
Der Biersommelier Raupach gilt als Bierpapst der Region.

© Hans-Joachim Winckler Der Biersommelier Raupach gilt als Bierpapst der Region.

Herr Raupach, welche Begriffe verwenden Sie, wenn Sie für Ihre Leser oder Gäste ein Bier beschreiben wollen?

Markus Raupach: Ich versuche nach Möglichkeit irgendwelche Adjektive zu finden, die nicht irgendwelche Allgemeinplätze sind. Bei dem Wort "süffig" zum Beispiel kann sich zwar jeder irgendetwas vorstellen, doch das ist eben nicht eindeutig. Ich sage dann lieber, dass das Bier eine leichte Zitrusnote oder Karamell- oder Getreidearomen hat. Man versucht irgendwelche Formulierungen zu finden, unter denen sich die Leute tatsächlich was vorstellen können.

Das Wort "bekömmlich" würden Sie also nicht verwenden.

Raupach: Nein, das wäre mir viel zu allgemein, und das ist ja auch von der Etymologie, also von der Herkunft des Wortes her gar nicht so einfach. Der Bundesgerichtshof hat ja festgestellt, dass ja der eine oder andere diesen Begriff mit gesundheitsfördernd gleichsetzt, und das ist halt schwierig. Mit Sicherheit ist Bier der Gesundheit grundsätzlich nicht abträglich, aber ich kann mich auch nicht hinstellen und sagen, dass es der Gesundheit grundsätzlich zuträglich ist. Und wir haben ja ein Reinheitsgebot, das sicherstellt, dass die hier gebrauten Biere von den Auswirkungen auf die Gesundheit her grundsätzlich gleich sind. Also kann man auch schlecht damit werben, dass diese oder jene Biersorte bekömmlicher ist als die des Mitbewerbers.

Demnach ist das jetzige Urteil des Bundesgerichtshofs Ihrer Ansicht nach sinnvoll?


Bekömmliches Bier? Hier finden Sie einen weiteren Artikel.


Raupach: Normalerweise mache ich mir über so was keine großen Gedanken, weil das ja ein Begriff aus der Werbesprache ist und ich den als Sommelier sowieso nicht verwende. Aber vielleicht ist es ganz gut, dass sich mancher Brauer jetzt ein paar Gedanken über aussagekräftige Begriffe für sein Produkt machen muss.

Und wo beginnt für Sie beim Bier die unlautere Werbung?

Raupach: Ich finde es schwierig, wenn nicht klar ist, ob eine örtliche Brauerei hinter dem Produkt steckt oder irgendjemand, der irgendwo brauen lässt. Manche irritieren auch mit ihren Angaben zu der Lagerzeit, mit denen sie dem Verbraucher eine besondere Qualität suggerieren wollen. Dabei ist es ja eigentlich klar, dass jedes Bier eine gewisse Zeit lang und bei einer gewissen Temperatur gelagert werden muss.

Einige Bücher von Raupach und Böttner sind in den Geschäftsstellen unserer Zeitung erhältlich oder online über www.nn-zeitungsshop.de bestellbar.

1 Kommentar