Brutale Attacke auf Sanitäter bei fränkischem Faschingszug

3.3.2019, 17:37 Uhr
Sie sind da, um zu helfen. Doch immer wieder werden Rettungskräfte selbst zum Opfer.

© dpa Sie sind da, um zu helfen. Doch immer wieder werden Rettungskräfte selbst zum Opfer.

Enthemmung ist essenzieller Teil des Faschings. Narren ziehen durch die Straßen, manche leicht bekleidet, viele fröhlich, locker, vielleicht frivol. Im unterfränkischen Rimpar schlug die Stimmung aber während eines Umzuges immer wieder in Gewalt um. Gleich mehrfach habe man es mit "aggressiven Besuchern" zu tun gehabt, die ernsthafte Probleme machten, wie der Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuz (BRK) aus Würzburg mitteilt. Die Einsatzkräfte wurden beschimpft, bedroht und sogar tätlich angegriffen.


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Besonders schwer traf es zwei Sanitäter, die einer Frau am Straßenrand helfen wollten. Ein Zuschauer, wohl der Partner, ging auf die Retter los und trat einem Ehrenamtlichen in den Bauch. Einen weiteren Mitarbeiter des Roten Kreuzes drohte er, ihn umzubringen. Der Mann war alkoholisiert, Sicherheitskräfte gingen dazwischen und eilten den Sanitätern zur Hilfe.

"Es ist erschreckend, wie sich einige Mitmenschen aufführen"

"Es ist erschreckend, wie sich einige Mitmenschen gegenüber unseren ehrenamtlichen Sanitätern aufführen", sagt Stefan Dietz, Sachgebietsleiter des BRK. "Wir fordern mehr Respekt für unsere Helfer!" Mittlerweile hat die Polizei die Ermittlungen aufgenommen, die Opfer der Tritte Anzeige erstattet.

Auch sonst hatten die Retter alle Hände voll zu tun. Mehr als 20 Patienten mussten behandelt werden, viele, weil sie deutlich zu viel getrunken hatten. "Ein Großteil der Patienten war minderjährig", teilt das BRK mit. Die Polizei ermittelt zudem wegen vier Körperverletzungen und Sachbeschädigungen an Autos. Für einen kleineren Umzug wie den in Rimpar ein beachtlicher Wert.

In den sozialen Netzwerken sind die Reaktionen eindeutig."Ich war wirklich geschockt, was da vor sich ging", schreibt etwa ein Facebook-Nutzer. "Haufenweise betrunkene Jugendliche, Glasflaschen die durch die Luft flogen, Schlägereien und ein Betrunkener vor uns ist rückwärts umgefallen."

Immer wieder kommt es auch in der Region zu brutalen Übergriffen auf Rettungskräfte. Bei Mainburg im Landkreis Kehlheim attackierte ein Mann BRK-Mitarbeiter mit einer Eisenstange, nachdem sie einer bewusstlosen Person helfen wollten. In Nürnberg flogen in der Silvesternacht Böller auf Rettungswagen. Und in Fürth wurde ein Sanitäter im Dienst beklaut. Eine aussagekräftige Statistik zu den Angriffen gibt es bislang nicht. Nur das Rote Kreuz arbeitet mit einem bayernweiten Meldesystem. Doch die Dunkelziffer ist gewaltig, vermuten Experten. "Für viele sind Pöbeleien und Gewalt im Job schon fast normal", erklärt BRK-Sprecher Sohrab Taheri. "Sie melden das gar nicht mehr."