Bürgermeister Thomas Kraußer: "Wenn man mich braucht, bin ich da"

29.7.2020, 13:18 Uhr
Bürgermeister Thomas Kraußer:

Thomas Kraußer ist das, was gemeinhin als waschecht bezeichnet wird. Am 4. April 1969 geboren, wuchs er in Oberhaidelbach auf und wohnt noch heute im kleinsten der sieben Leinburger Ortsteile – mit Ausnahme einer zweijährigen Unterbrechung. Von 1992 bis 1994 zog es Kraußer unfreiwillig nach Hersbruck. "Das Haus war noch nicht fertig", erklärt er, um sogleich nachzuschieben: "Nachdem die Scheune umgebaut war, bin ich schnellstmöglich wieder zurück." Nicht weil es in Hersbruck so schlimm gewesen wäre, wie er betont. Aber über die geliebte Heimatgemeinde Leinburg geht eben doch nichts.

So verwundert es auch nicht, dass Kraußer, der sich bei der Stichwahl im März diesen Jahres mit 60:40 Prozent der Stimmen gegen seinen Herausforderer von der SPD, Gerhard Pfeiffer, durchgesetzt hat, bereits jede erdenkliche Position in der Gemeinde innehatte: Kommandant in der Feuerwehr Oberhaidelbach, Gemeinderat der CSU, Chorobmann des Posaunenchores Entenberg und seit Mai 2020 Mitglied in den Sportvereinen TV Leinburg, SpVgg Diepersdorf und FSV Weißenbrunn.

Was noch fehlte war das Amt des ersten Bürgermeisters. "Als Kommandant und Vorstand der Feuerwehr Obehaidelbach bin ich damals immer mehr in den Mittelpunkt gerückt und hatte immer tieferen Einblick in die Strukturen der Gemeinde. Oberhaidelbach hatte damals kein Gemeinderatsmitglied. Ich war der Meinung: Man darf nicht immer nur schimpfen, sondern muss auch was tun. So habe ich erstmals kandidiert, 2014 hat es dann geklappt", erinnert sich Kraußer an seinen Einzug in den Gemeinderat.

Kritischer Umgang mit der Partei

Die Parteizugehörigkeit (CSU) war von Anfang an klar und hat sich bis heute nicht geändert. Von einer schwarzen CSU-Brille will Kraußer jedoch nichts wissen "Ich bin nicht immer einverstanden mit dem, was die Herrschaften in München machen. Ich bin keiner, der blind hinterher rennt und sagt: Ihr macht alles richtig. Manche Sachen sehe ich kritisch und anders. Aber weil man ab und an verschiedener Meinung ist, muss man nicht gleich den Verband oder die Partei wechseln."

Eine Aussage, die das politische Wirken des 51-Jährigen bis heute prägt. Parteizugehörigkeit ist das eine, reale Kommunalpolitik das andere. "Ich bin kein großer Parteipolitiker. Bei uns im Landkreis spielt die Partei eine untergeordnete Rolle. Und das muss auch so sein", stellt Leinburgs Bürgermeister klar. Konstruktive, fraktionsübergreifende Zusammenarbeit ist ihm wichtig.

Es sind nicht nur leere Phrasen, die Kraußer von sich gibt. "Ich glaube, dass Thomas eine vernünftige Kommunalpolitik betreiben wird", hatte Bürgermeister-Kandidat Gerhard Pfeiffer noch am Abend der Wahl Ende März über seinen Kontrahenten gesagt. Nicht nur ein Zeichen von Respekt, sondern auch eine Anerkennung dessen politischen, bürgerorientierten Handelns.

"Ich sehe uns als Dienstleistungsunternehmen, das bürgernah agieren muss. Wenn das Telefon klingelt und meine Mitarbeiter in Gesprächen stecken, übernehme ich die Anrufe", verrät er und ergänzt: "Wenn es Probleme gibt, fahre ich dort hin und mache mir vor Ort selbst ein Bild. Ich möchte ein Bürgermeister zum Anfassen sein."

Wie ernst ihm dieser Wunsch ist, hat der Bombenfund vor drei Wochen in Leinburg gezeigt. Kraußer war in seinem Garten in Oberhaidelbach zugange, erst ein Anruf des Kreisbrandinspektors machte ihn auf die Gefahrenlage aufmerksam. "Er fragte mich, ob ich kurz kommen könne. Dann bin ich hingefahren, habe Getränke organisiert und die Leute vor Ort erstmal versorgt. Anschließend habe ich den Bauhofleiter angerufen, um Bauzaun für die Absperrung aufzutreiben – keine 15 Minuten später ist der erste LKW angerollt und der Bauzaun stand. Wenn man mich braucht, bin ich da", erklärt er stoisch.

Freibad-Aus und ÖPNV-Ausbau

Angesprochen auf Negativ-Erlebnisse seiner noch kurzen Amtszeit platzt es förmlich aus ihm heraus. "Dass die geplante Freibaderöffnung doch nicht geklappt hat, hat mich richtig geärgert. Die Planungen im Voraus hatten super funktioniert, fraktionsübergreifend hat der Gemeinderat an einem Strang mit der Wasserwacht und dem Förderverein gezogen. Am Ende war der ganze Aufwand aber umsonst", ärgert er sich über den Pilzbefall, der die Öffnung schließlich verhindert hatte. Er selbst hätte Arbeitsschichten übernommen, um eine Öffnung des Weißenbrunner Naturbads zu gewährleisten.

Doch nicht nur der geplatzte Freizeitspaß beschäftigt ihn, auch der öffentliche Personennahverkehr treibt ihn um. Insbesondere die Anbindung der Schulkinder sieht er dabei kritisch. "Wir müssen schauen, dass alle Kinder abgeholt werden können. Wir haben viele Schulkinder aus Entenberg, aber der Bus fährt nicht immer bis nach Entenberg. Ich finde, wir können den Kindern heute nicht mehr zumuten, nach Oberhaidelbach runter zu marschieren. Zu meiner Zeit war das noch was anderes, aber heute, durch das erhöhte Verkehrsaufkommen, würde ich das auch nicht wollen", nennt der Bürgermeister die Probleme beim Namen.

An Arbeit mangelt es Leinburgs neuem Oberhaupt jedenfalls nicht. Im wöchentlichen Austausch mit seinen Angestellten werden Punkte auf der Mängelliste abgehakt oder hinzugefügt. Läuft es einmal nicht nach Wunsch, kann es in Oberhaidelbach etwas lauter werden.
Dann zieht sich Kraußer in seinen Keller zurück, schnallt sich die steirische Quetsche um und spielt drauf los. Musikalischer Ausgleich, sozusagen. "Ich habe vor acht Jahren damit angefangen. Nach zwei Jahren Unterricht spiele ich heute ab und zu auf Kirchweihen, beim Austanzen oder Frühschoppen", sagt Kraußer, der darüber hinaus seit 40 Jahren Trompete spielt.

Finanzielle Hilfe für Vereine

Eine Geste, die stellvertretend für die Person Thomas Kraußer steht. Nach dem Motto: Aus Leinburg, für Leinburg. Nachdem den Vereinen Corona bedingt ab April Mitglieder weggebrochen sind, habe ich mich im Mai dazu entschlossen, bei der SpVgg Diepersdorf, beim TV Leinburg und FSV Weißenbrunn einzutreten. So kann ich die Vereine immerhin finanziell unterstützen." Was Kraußer als aktives Mitglied nicht mehr gelingt, versucht er nun, zumindest passiv aufzufangen. "Als Jugendlicher habe ich in Oberhaidelbach beim Tischtennisverein gespielt. Nachdem ich vor 25 Jahren zur Messe gewechselt bin, habe ich aber aufgehört. Allein der Sport kommt mittlerweile zu kurz. "

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