Geburtstag

Das Grundgesetz ist "eine der großartigsten Errungenschaften"

21.5.2021, 11:21 Uhr
Helmut Sacha ist bekennender Fan des deutschen Grundgesetzes. Deshalb hat er zum 72. Geburstag der Verfassung eine kleine Schaufensterausstellung in Spalt konzipiert.

© Marc Kreidl Helmut Sacha ist bekennender Fan des deutschen Grundgesetzes. Deshalb hat er zum 72. Geburstag der Verfassung eine kleine Schaufensterausstellung in Spalt konzipiert.

Wie müssen diese vier Frauen und 61 Männer miteinander gestritten haben! Recht so. Denn am Ende stellten sie als „Parlamentarischer Rat“ gemeinsam etwas auf die Beine, das fundamental für die Bundesrepublik werden sollte: „Grundgesetz“ heißt schnörkellos, was damals als Provisorium gedacht war und bis heute hält - die Basis der Demokratie in Deutschland.

72 Jahre nach Verkündung der Verfassung – man schrieb seinerzeit den 23. Mai 1949 - wird nun wieder gestritten: Ob und wie die Corona-Politik im Widerspruch zu den verbürgten Freiheitsrechten steht? Solche Fragen vermag Helmut Sacha nicht zu beantworten. Weil er kein Verfassungsrechtler ist, sondern ehemaliger Kunsterzieher und Teil des Teams von „Buch rettet Leben e.V.“. Fest steht für ihn jedoch: „Das Grundgesetz ist eine der großartigsten Errungenschaften überhaupt.“

Faksimile vom Bundestag

Helmut Sacha erkennt den Wert eines Buches, wenn er es in Händen hält. Schließlich war er fast 30 Jahre Lehrer am „Carolinum“ in Ansbach. Die Schule darf sich rühmen, das zweitälteste staatliche Gymnasium Bayerns zu sein. Gegründet 1528, hat es die Zeitläufte imposant überdauert. Das gilt auch für die historische Bibliothek der Einrichtung mit ihren mehr als 14 000 Büchern - von der Neu- bis zur Nachkriegszeit. Wohl kaum einer kennt sie besser als Sacha. Denn der war gewissermaßen Herr über diese Schätze, hatte sich neben seinem Kunstunterricht um den Bestand zu kümmern und tat dies „mit einiger Hingabe“, wie er rückblickend sagt.


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Nicht von ungefähr zählt mittlerweile auch ein Faksimile des Grundgesetzes – eine jener streng limitierten Kopien von 1949 - zu den literarischen Kleinodien des „Carolinum“. Auf Zerkall-Bütten, wie das Original. Sacha hatte „ganz frech“ beim Deutschen Bundestag danach gefragt und diese täuschend echt aussehende Reproduktion – mit „Tintenflecken“ und „Fingerabdrücken der Unterzeichner“ - für die historische Bibliothek seiner Schule erhalten. 2019, zum 70. Geburtstag der Verfassung, organisierte er noch schnell eine Schülerausstellung drumherum.

„Das ist mein Leben“

Seit vergangenem Jahr ist der 64-Jährige nämlich im Ruhestand. Wobei dieses Wort völlig unzureichend beschreibt, was er jetzt macht. Sacha hat zwar den Beruf an den Nagel gehängt, nicht aber seine Berufung. So taucht er nach wie vor zwischen gebrauchter Literatur ab: Im Spalter Laden des caritativen Vereins „Buch rettet Leben“ schiebt er zweimal wöchentlich Dienst, sichtet darüber hinaus die eingehenden Bücherspenden und tut sich nicht nur als „eine unserer guten Seelen“ hervor, wie Vereinsinitiator Marc Kreidl lobt, sondern auch und vor allem als Antiquariats-Experte. Weil, wie erwähnt: Der Mann aus Weidenbach weiß, wann ein Buch etwas wert ist. Materiell, ideell.

Um Weihnachten herum habe Helmut Sacha daher „begonnen, kleine Stapel zu bauen“, zumal er freudig registrierte: „Kein Nachlass, den wir ohne eine Ausgabe des Grundgesetzes reinkriegen.“ Sacha hortete also die Ausgaben unterschiedlicher Jahre – von 1976 bis 2010 – und sammelte politische Literatur zum Thema.

Daraus hat er nun erneut eine Ausstellung gemacht. Es sei ihm „einfach ein Anliegen“ gewesen. Denn wenn Sacha an die Generation seiner Eltern denkt, dann käme er, Jahrgang 1956, nicht umhin, festzustellen: „Das Grundgesetz ist mein Leben – ein Leben in Sicherheit, Frieden, Freiheit.“ Dass da im Angesicht der Pandemie so mancher widersprechen wolle, sei ihm klar. Doch gerade „dieser aktuelle, große Widerstreit der Meinungen“ ist für Helmut Sacha Indiz genug: „Das Grundgesetz und die Demokratie funktionieren!“

Demokratie to go

Mit seiner Euphorie fürs konstitutive Regelwerk, das am Sonntag 72. Geburstag feiert, würde der Pädagoge gern auch andere anstecken, zumindest aber Impulse setzen. Deshalb wird er seiner Begeisterung nun drei Wochen lang (Schaufenster-)Format verleihen. Dazu hat er in der Auslage des „Buch rettet Leben“-Lädchens an der Spalter Hauptstraße eine kleine Zeitreise durch die Bundesrepublik arrangiert - flankiert von politischen Gedanken, Artikeln, Erläuterungen und einer winkenden Queen, die als britische Institution einer deutschen zum Wiegenfest gratuliert.


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Im Zentrum des geschichtlichen Potpourris ruht eine Faksimile-Ausgabe des Grundgesetzes - leihweise zur Verfügung gestellt von einem „Buch rettet Leben“-Kunden, verrät Marc Kreidl. Zwar sei´s diesmal keine Kopie von 1949, aber immerhin von 2009 – da wurden nämlich zum 60. Verfassungsgeburstag 3000 Exemplare des Originals nachgedruckt. Auf Zerkall-Bütten, was sonst?! Helmut Sacha weiß sowas. Und mehr. Deshalb freue er sich schon auf „viele spannende Gespräche“. Beim Deutschen Bundestag angeklopft, hat Sacha übrigens auch wieder. Von dort habe ihn nun just ein Karton voller aktueller Grundgesetzes-Ausgaben erreicht, die er demnächst gratis verteilen will – „Demokratie to go“ für alle, die sie haben möchten. So lange der Vorrat reicht.

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