Dealer-Prozess: Bandenmitglied kommt auf freien Fuß

30.6.2019, 05:36 Uhr

Fünf Männer und eine Frau stehen seit anderthalb Wochen vor dem Ansbacher Landgericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, seit Mitte 2016 Betäubungsmittel und psychoaktive Stoffe hergestellt zu haben und über Online-Shops verkauft zu haben. Der Hauptangeklagte soll die Kräutermischungen in Laboren in München und Dinkelsbühl zusammengemischt haben. Inhaltsstoffe waren chemisch hergestellte Cannabis-Alternativen. Ermittler fanden im Haus der Mutter des Mannes im Dachboden unter anderem vier Kilogramm eines Hanfprodukts.

Fast eine Million Euro "erwirtschaftet"

"Ich wollte ein neues Produkt auf den Markt bringen und habe das Material deswegen auf dem Dachboden gebunkert", sagte der 33-Jährige am dritten Verhandlungstag. Er muss sich vor Gericht wegen gewerbsmäßigen Handels mit Betäubungsmitteln in 14 Fällen verantworten. 913 000 Euro soll der Hauptangeklagte mit der Produktion "erwirtschaftet" haben. Dem Mann drohen zwischen siebeneinhalb und achteinhalb Jahren Haft.

Der Kopf der Bande mit insgesamt 30 Mitgliedern ist auf der Flucht. Die sechs Angeklagten, die zwischen 33 und 61 Jahre alt sind, hatten zum Prozessauftakt vergangene Woche die Taten eingeräumt und der Großen Strafkammer eine umfangreiche Beweisaufnahme und damit viel Zeit erspart. Eigentlich waren für den Prozess sieben Verhandlungstage eingeplant.

Der Vorsitzende Richter Claus Körner las aus dem Haargutachten des Hauptangeklagten vor. Demnach enthielt die Probe einen synthetischen Wirkstoff und Kokain, der "deutlich oberhalb des Zentralwerts liegt", sagte Claus Körner. "Das weist auf einen starken Konsum von Kokain und
synthetischen Cannabis-Alternativen hin." Die Ermittler kamen dem Hauptangeklagten im Dezember 2017 auf die Spur. Zwei Monate später klickten die Handschellen. Die Mutter des 33-jährigen Hauptangeklagten gab in Dinkelsbühl ein Paket auf – darin: eine Lieferung mit Betäubungsmitteln.

Mitte Juli geht der Prozess weiter

Der Prozess gegen die Bande geht am 15. Juli vor dem Landgericht Ansbach weiter. Dann folgen die persönlichen Verhältnisse der Angeklagten: "Das kann dauern", stellte Claus Körner fest, der angesichts hochsommerlicher Temperaturen im Gerichtssaal seine Robe halboffen trug. Einige der zehn Verteidiger legten komplett ihre Roben ab. Danach folgen die Plädoyers – wenn keine Anträge mehr kommen.

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