Der Erfolg liegt eben nicht nur auf dem Rücken der Pferde

19.5.2010, 00:00 Uhr
Der Erfolg liegt eben nicht nur auf dem Rücken der Pferde

© Schultes

Der Titel ihrer Arbeit lässt bereits vermuten, dass es sich bei Anna Topf um keine normale Studentin handelt. Sie ist die erste Absolventin des Studiengangs »Internationales Management für Spitzensportler« der Hochschule Ansbach. Zu ihren größten sportlichen Erfolgen als Reiterin zählen das EM-Gold 2004 im Einzel beim Vielseitigkeitsreiten, die deutsche Vizemeisterschaft 2000 und zahlreiche bayerische Meistertitel.

Die heute 26-Jährige studierte zuerst zwei Jahre lang Betriebswirtschaftslehre auf Diplom in Ansbach. 2007 ließ sich Anna Topf ihre Leistungen des Diplom-Studiums anrechnen und wechselte als Quereinsteigerin in den Spitzensportler-Studiengang.

Der Studiengang, sagt Topf, ist eine »tolle Alternative« zu üblichen Studienprogrammen, wie etwa ihrem vorherigen BWL-Studium. Da musste sie sich immer wieder entscheiden: Wettkampf oder Prüfung? »Das war dann eine K.-o.-Entscheidung und meistens hat der Wettkampf den Vorrang bekommen.«

Auch im Umgang mit ihren Kommilitonen traf sie damals nicht immer auf Verständnis, denn einige Studenten konnten nicht nachvollziehen, dass Topf nicht aufgrund von Faulheit, sondern wegen Turnierteilnahmen nicht zu Vorlesungen kam. Rückblickend sagt sie: »Da musste ich mich manchmal schon länger durchfragen, um Mitschriften und andere Vorlesungsunterlagen zu bekommen.«

Doch bei den Spitzensportlern war dann alles anders. Besonders gerne erinnert sie sich an den starken Zusammenhalt: »Wir haben uns immer untereinander geholfen und das, obwohl wir außerhalb der Präsenzphasen über ganz Deutschland verteilt waren«, meint die Reiterin.

Das Studium ermöglicht den Sportlern, ihre Zeit besser einzuteilen. Am Ende aber müssen sie genauso hart arbeiten und Bücher wälzen, wie jeder andere Student auch. Durch das flexible Studium hatte die junge Reiterin die Möglichkeit, wenn sie im Winter keine Saison hatte, Praktika zu absolvieren. Sogar Auslandsaufenthalte waren möglich: Anna Topf war ein halbes Jahr in Zürich und im vergangenen Winter in Hongkong. In Sachen Praktika findet sie, haben die Spitzensportler einen Vorteil: »Die Leute wissen nämlich, dass du etwas erreicht hast, diszipliniert und ehrgeizig bist, und hoffen, dass du das dann auch im Berufsleben umsetzen kannst.«

Das Praxiswissen half bei der Abschlussarbeit

Anna Topf sieht noch einen weiteren Vorteil: »Die Attribute, die in einer Bewerbung verwendet werden, wie Selbstdisziplin oder Zielorientierung, treffen nachweisbar auf uns Spitzensportler zu.« Belegbar sind diese unter anderem durch die sportlichen Erfolge. Professor Wolf Knüpffer, der Topfs Bachelor-Arbeit betreute, meint darüber hinaus: »Frau Topf gelang es, ihr Wissen und ihre Kontakte aus ihrer sportlichen Karriere in ihrer Abschlussarbeit sinnvoll zu verwerten.«

Auch bei ihrem jetzigen Job half Anna Topf der Reitsport. Die Athletin arbeitet bei der Fernseh-Produktionsfirma Agenda Media als Projektmanagerin und Assistentin der Geschäftsleitung. Ihren Chef, Ex-»Spiegel«-Chefredakteur Stefan Aust, ein passionierter Pferdezüchter, hat Topf übrigens auf einem Turnier kennengelernt.

Im Moment hat für Anna Topf die Arbeit Priorität. Sie sagt: »Im Reitsport habe ich keinen Druck, da kann man auch noch mit 30 oder 40 Erfolg haben.« Sie möchte zuerst einmal arbeiten, um sich den teuren Sport später auch leisten zu können, denn ein Pferd kann im Monat bis zu 1000 Euro kosten – von der Anschaffung ganz abgesehen.

Im Herbst will sie für ihr Masterstudium ins Ausland gehen. Dort dauern die Master-Programme nur ein Jahr – halb so lange wie in Deutschland. Die Sportlerin ist überzeugt, dass ein Auslandstudium einen ganz besonderen Mehrwert hat: »Auslandsaufenthalte sind wichtig für den Lebenslauf, genau wie weitere Sprachen, die man dort lernen kann. Natürlich geht es auch um den Spaßfaktor. Wenn nicht jetzt, wann dann?« In welche Richtung ihr Master-Studium gehen soll, da ist sie sich auch schon sicher: Markenmanagement. Das sei wiederum eine ideale Verbindung zum Sport.

Der Abschluss des Spitzensportler-Studiums ist nicht nur für Anna Topf ein großer Schritt. Auch ihr Professor ist stolz: »Dass Frau Topf im Ergebnis so gute Leistungen erzielt hat und jetzt ihr Studium als erste Spitzensportlerin erfolgreich abschließt, motiviert meine Kollegen und mich in unserer Arbeit«, sagt Wolf Knüpffer zufrieden.

Keine Kommentare