Der "Meistertrunk" geht ins 130. Jahr

7.6.2011, 11:59 Uhr
Auch 2011 wird Altbürgermeister Nusch wieder um die Freiheit Rothenburgs trinken.

© Verena Pohl Auch 2011 wird Altbürgermeister Nusch wieder um die Freiheit Rothenburgs trinken.

Vorsitzender Harald Krasser ist bemüht, den "Wirtschaftsbetrieb Festspiel“ am Laufen zu halten und für eine gute Bilanz zu sorgen. Veränderungen und Neues beleben das Spektakel. Laut Krasser sollen deshalb immer wieder kleine und größere Änderungen vorgenommen werden. Letztes Jahr wurde so erstmals die Erlebnismeile gestaltet, die auf dem Weg vom Rödertor zum Burggarten mit verschiedenen Aktionen lockte.

Gruppen des Festspiels boten Gesang, Musik, Tanz und ein Kinderprogramm. Die Erlebnismeile wurde vergangenes Jahr so gut angenommen, dass man heuer das Kinder- und Familienprogramm zusätzlich ausbaut und mit einem „Festspiel zum Anfassen“ wirbt. Fachfrauen und Fachmänner, Kolleginnen und Kollegen eines Kindergartenmitarbeiters und Festspielmitglieds haben dafür ein buntes Programm auf die Beine gestellt.

Kinderprogramm und Lagerrundgang

Es gibt eine Rätselrallye, "Das wissenswerte Stadtlabyrinth“, bei der man zeigen kann, wie gut man sich in Rothenburg und seiner Stadtgeschichte auskennt. Zehn Gewinner werden am Pfingstmontag ausgelost und zum geführten Lagerrundgang mit Oberbürgermeister Walter Hartl und Krasser eingeladen. Zusätzlich wird am Pfingstsamstag ein Kinderprogramm im Rahmen der Historischen Festmeile im Goethe-Garten in der Herrngasse angeboten.

Unter dem Motto "Anno 1631“ erwarten die Besucher Geschicklichkeitsspiele, eine Schatzsuche, mittelalterliche Gaukelei und noch mehr. Auf der Pfingstwiese lädt die "Kinderarena“ Kinder und Eltern zu zahlreichen Familienspielen und kleinen Wettbewerben ein. Bei einer täglichen "erlebnisreichen Stadtführung“ wird das Alltagsleben im Jahr 1631 anschaulich vorgestellt. Wie haben Kinder vor bald 400 Jahren gelebt? Welche Spiele haben sie gespielt? Wie hat es um sie herum geklungen und gerochen? Stadtführerin Claudia Koller-Lindner schlüpft ins historische Kos­tüm und nimmt ihre Gäste mit auf eine spannende Zeitreise. Termine sind am Samstag, 11. Juni, um 13.30 Uhr, Sonntag 11.30 Uhr und Montag 11.30 Uhr (Treffpunkt jeweils 15 Minuten vorher am Marktplatz-Brunnen, Kinder unter sechs Jahren nur in Begleitung eines Erwachsenen).

Wegzoll hat sich bewährt

Der

© Verena Pohl

Bewährt hat sich als wichtige Einnahmequelle für den Verein auch der „Wegezoll“. An den Stadttoren werden auch dieses Jahr am Samstag zwischen 12 und 18 Uhr und am Sonntag zwischen 9.30 Uhr und 15.30 Uhr wieder 2,50 Euro verlangt. Der Obolus berechtigt zum Besuch zahlreicher Angebote und Aktionen in der Altstadt, des Handwerkermarktes, der Schäfertanz­aufführungen und des Heereszuges. In der Stadtgarde werden 50 Personen tätig sein, wobei das Festspiel wieder durch Dinkelsbühler Torwächter personell unterstützt wird.

Ebenso bleiben das Große und Kleine Festabzeichen, die zum Besuch aller Freilichtveranstaltungen des Historischen Festspiels und des Schäfertanzes an allen vier beziehungsweise an zwei Tagen berechtigt. Letztes Jahr war die Annahme der Gebühr besser als im ersten Jahr, was auf eine Steigerung der Akzeptanz des Festspiels schließen lässt. Die Stadtgarde wurde vor zwei Jahren eingeführt, um vor allem Gäste von auswärts um einen kleinen Betrag für das Gebotene zu bitten. "Wir sind seit vielen Jahren preis­kons­tant“, sagt Harald Krasser und gibt zu bedenken, dass die Ausgaben des Festspiels das nicht seien.

Unfälle mit Pferden sollen vermieden werden

Ein Ereignis warf letztes Jahr einen Schatten auf die sonst erfolgreichen Pfingsttage: der Unfall mit dem Pferdewagen im Historischen Heereszug, der nur knapp an einer Katastrophe vorbeiging. Der Heereszug ist der Höhepunkt der Festspiele. Reiter und Pferde machen den Umzug aus, ist Krasser überzeugt. Man würde nur ungern auf sie verzichten, deshalb wurden die Sicherheitsmaßnahmen in Bezug auf die Pferde drastisch erhöht, angefangen bei der Aufstellung der Gruppen beim Umzug. Trotz fachlich qualifizierter Fuhrwerksbesitzer werden zusätzlich alle Pferde an Fuhrwerken geführt. Enge Stellen wie beispielsweise an Toren werden von nun an publikumsfrei gehalten. Man will also mit einer Reihe von Punkten eine Wiederholung eines Unglücks wie dem im letzten Jahr vermeiden und investiert deshalb in die Sicherheit von Besuchern und Festspielern.

Bei eigenverantwortlichen Reitern wie denen der Eisenreiter, den Schweden und den Kroaten entscheidet der jeweilige Gruppenführer, wer zu Pferd darf. Neuerungen gibt es auch bei den Aufführungen des Festspiels. Die Rolle des Senators Winterbach übernimmt Thomas Bernicken, die Frau des Henkers in der Gruppe Friedlein spielt Silke Sagmeister-Eberlein. Außerdem gibt es zwei Benefiz-Aufführungen, zusätzlich zum regulären Programm, am Mittwoch, dem 8. Juni und Donnerstag, dem 9. Juni jeweils um 20 Uhr. Der komplette Erlös dieser Aufführungen geht an die Rothenburger Japanhilfe.

Keine Mitgliederaufführungen

Mitgliederaufführungen für Angehörige der Festspieler finden heuer nicht statt. Auf dem Programm stehen neben den Aufführungen (Pfingstfreitag, 10. Juni, um 20 Uhr, Pfingstsamstag 15 Uhr und 17.30 Uhr, Pfingstsonntag 10 Uhr und 12.30 Uhr, Pfingstmontag 12.30 Uhr) auch der historische Handwerker- und Händlermarkt, das berühmte Feldlager und das Unterhaltungsprogramm auf der Festwiese und in der Altstadt.

Dafür wird kräftig die Werbetrommel gerührt, vor allem in der Umgebung. So findet man Plakate im Umkreis von 100 Kilometern, 100.000 Prospekte werden zusätzlich zum Jahresprospekt verteilt und einige Anzeigen geschaltet. Um die Werbung und die damit verbundenen Kosten von bis zu 10.000 Euro kümmert sich das Festpiel dabei selbst. Kostenlose werbende Nebeneffekte erlebt man bei der Teilnahme an Messen und Festumzügen andernorts, bei der Beteiligung an den Reichsstadttagen sowie einigen Stadtführungen und Empfängen der Stadt Rothenburg.

Viele Besucher aus der Umgebung

Man hofft, damit viele Gäste auf das historische Spektakel neugierig zu machen. Das Festspiel lockt erfahrungsgemäß vor allem Wochenendbesucher aus der Umgebung. Zwischen Festspiel und Gastronomie herrscht daher ein „Geben und Nehmen“, sagt Harald Krasser. Mehr Beteiligung von Seiten der Stadt sei aber erwünscht. Erfreut ist man über die Unterstützung durch die Kulturbeauftragte Annika Keller, man stelle "eine Verbesserung und eine Stärkung der Kultur“ fest.

Dennoch wird der Wunsch lauter, Rothenburg müsse als Kulturstadt propagiert werden. Man setzt dabei Hoffnung auf den neuen Tourismuschef Jörg Christöphler und wünscht sich eine wesentlich bessere Öffentlichkeitsarbeit der Stadt. Für einen reibungslosen Ablauf ist wieder die komplette Sperrung der Altstadt für den Verkehr notwendig. Am Samstag, 11. Juni, von 12 Uhr bis 18 Uhr, am Pfingstsonntag von 9 bis 18 Uhr und Pfingstmontag, 13. Juni, 9 Uhr bis 18 Uhr wird die Altstadt gesperrt sein (auch für Anlieger). Die an Spiel, Heereszug, Feldlager oder Organisation des Pfingstereignisses beteiligten Rothenburger sind schon jetzt im Festspielfieber, die Proben mit Regisseur Reiyk Bergemann finden seit langem statt. Der Glasermeister und Meistertrunk-Dichter Adam Hörber hätte seine Freude daran zu sehen, wie im 130. Jahr sein Festspiel blüht.