Klimaschutz

Die Gas- und Strompreise steigen: Hier gibt es Tipps zum Energiesparen aus Herzogenaurach

23.10.2021, 12:25 Uhr
Verbraucherzentralen erwarten, dass die Energiekosten - vor allem für das Heizen - weiter steigen werden.

© picture alliance / dpa Verbraucherzentralen erwarten, dass die Energiekosten - vor allem für das Heizen - weiter steigen werden.

Herr Kollinger, Sie sind quasi Profi-Energiesparer. Verbraucherzentralen warnen vor hohen Kosten bei Gas und Strom im Winter. Was kann ich Zuhause direkt umsetzen, um Energie zu sparen?

Na ja, als Profi-Energiesparer würde ich mich nicht direkt bezeichnen, obwohl ich mich schon seit vielen Jahren mit dem Thema Energie beschäftige und auch viele Beratungen gemacht habe. Gerade beim Strom kann durch einige Maßnahmen durchaus ein erheblicher Anteil gespart werden. Wichtigster Tipp: Geräte und Lampen, die gerade nicht gebraucht werden, ausschalten. Einfach, aber effizient. Das kostet nichts, kann aber je nach Situation viel helfen.

Okay, Licht aus. Und sonst?

Weiterhin sollten sehr alte Geräte ersetzt werden. Dazu lässt sich der Stromverbrauch, zum Beispiel für den Kühlschrank, mit einem kleinen Gerät messen und dann mit dem Stromverbrauch aktueller Geräte vergleichen. Dies betrifft hauptsächlich die Haushaltsgeräte, aber auch Heizungspumpen. Auch Glüh- oder Halogenlampen sollten gegen LED-Lampen getauscht werden, da hier auch ein hohes Einsparpotenzial vorliegt. Die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem eigenen Dach kann helfen. Zusätzlich wird der Überschuss an Solarstrom ins Netz eingespeist und die Erträge senken die Kosten beim Stromverbrauch.

Und lässt sich der Wärmeverbrauch reduzieren?

Johannes Kollinger, Mitglied im Arbeitskreis Energie der Agenda 21 Herzogenaurach und Energiewende ER(H)langen, der schon längere Zeit Stromsparberatungen im Herzogenauracher Raum durchführt.

Johannes Kollinger, Mitglied im Arbeitskreis Energie der Agenda 21 Herzogenaurach und Energiewende ER(H)langen, der schon längere Zeit Stromsparberatungen im Herzogenauracher Raum durchführt. © Kollinger, NN

Bei Heizung und Warmwasser ist es nicht ganz so einfach, kurzfristig Energie zu sparen. Natürlich können gegebenenfalls die Temperaturen der Zimmer etwas gesenkt werden und nur mittels Stoßlüften für frische Luft gesorgt werden. Das kann durchaus auch einige Prozent an Einsparung bringen, ist aber begrenzt. Soll mehr gespart werden, werden Investitionen notwendig, die doch recht hoch sind, zum Beispiel für Wärmedämmung oder Austausch der Heizung. Je nach Alter und Energieverbrauch des Gebäudes ist dies aber sinnvoll zumal es zurzeit eine sehr hohe Förderung für die energetische Sanierung oder den Heizungstausch gibt.

Soviel zur Heizung. Und beim Warmwasser?

Bei der Energie für Warmwasser gilt natürlich möglichst wenig Wasser zu verbrauchen und zum Beispiel lieber Duschen als ein Wannenbad zu nehmen und einen Spar-Duschkopf verwenden. Das Wasser nur dann laufen lassen wenn es auch wirklich benötigt wird.

Wo finde ich Unterstützung vor Ort?

Hauptansprechpartner für die Erstberatungen ist das Landratsamt Erlangen-Höchstadt oder das Amt für Umweltschutz und Energiefragen der Stadt Erlangen. Hier werden verschiedene Energieberatungen angeboten, von der Erstberatung zur Energetischen Sanierung bis zur Beratung zur Installation einer PV-Anlage. Diese Beratungen kosten häufig nur sehr wenig oder sind sogar kostenlos, wie beispielsweise die PV-Beratung, die durch unseren Verein Energiewende ER(H)langen e.V. angeboten wird. Das Angebot wird derzeit sehr viel nachgefragt, ein Zeichen, dass Photovoltaik durchaus als Möglichkeit gesehen wird die Kosten für den Strombezug zu senken und gleichzeitig etwas für den Klimaschutz zu tun.

Sie sagen es: Das Thema Energiesparen wird immer wichtiger. Was kann ich als Verbraucher perspektivisch tun?

Mittel- bis langfristig ist das Energiesparen durch Wärmedämmung und Heizungstausch gerade bei Bestandsgebäuden ohne Zweifel die effektivste Maßnahme, um Kosten einzusparen. Die zunächst hohe Investition hierfür wird aber durch hohe Förderungen abgefangen. So wird zum Beispiel ein Austausch der alten Ölheizung mit bis zu 45 Prozent der Investitionskosten gefördert. Der erste Schritt ist daher die Energieberatung, die übrigens auch gefördert wird. Für Mieter ist dies nicht so einfach möglich, sie können nur versuchen den Vermieter zu überzeugen dass er im Falle einer schlecht gedämmten Wohnung in entsprechende Maßnahmen investiert.

Was sollte sich aus Ihrer Sicht politisch ändern?

Erneuerbare Energie ist mittlerweile kostengünstiger als fossile Brennstoffe. Durch den Ausbau der erneuerbaren Energie wird die Abhängigkeit vom Import teurer Energie wie Öl und Gas, aber auch elektrische Energie gesenkt und gleichzeitig aktiver Klimaschutz betrieben. Somit muss die Energiewende in allen Sektoren beschleunigt werden, hier ist viel zu wenig passiert in der Politik.
Die Bundes- und Landesebene sollte die Rahmenbedingungen schaffen werden, die Kommunen die Maßnahmen dann umsetzen. Leider wird dies noch nicht von allen Politikern auch so verstanden und zu viel gebremst. Zudem müssen die hohen Energiepreise für Personen mit geringem Einkommen durch entsprechende Unterstützung verringert werden.

Johannes Kollinger ist „Energiesparheld 2013“, Aktivist im Agenda-Arbeitskreis Energie Herzogenaurach, ehrenamtlicher Energieberater und Miterfinder der Naturstrom-Pakete bei den Herzo Werken. Er hat am Energiewendekonzept der Stadt mitgearbeitet und engagiert sich im Verein Energiewende ER(H)langen.

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