Die schönen Künste kehren nach Hause zurück

21.11.2012, 14:26 Uhr
Die schönen Künste kehren nach Hause zurück

© Bernd Böhner

An den Zustand der sanierungsbedürftigen Orangerie denkt Kunsthistoriker Hans Dickel, Professor an der Universität Erlangen-Nürnberg, mit sichtlichem Unbehagen. „Das ganze Ausmaß der Katastrophe wurde erst nach Beginn der Sanierung deutlich“, erinnert er sich. „Als man die Mauern des Barockbaus aufbrach, kam überall der Hausschwamm durch.“ Zudem sei nach einiger Zeit die Heizung in den Büros der Dozenten ausgefallen – ein untragbarer Zustand.

Das Gebäude war verkommen

Der Leiter des Instituts, Karl Möseneder, spricht von Wasserschäden, die dazu beigetragen hatten, dass die wissenschaftliche Arbeit in den Räumen des alten Gemäuers immer schwieriger wurde. Zunächst hatte man die Hoffnung, während der Bauarbeiten in der Orangerie bleiben zu können. Schäden an Mauerwerk und Dachbalken machten das Ansinnen jedoch zunichte.

Auch das Institut für Kirchenmusik hatte mit der Situation im Schlossgarten zu kämpfen. „Als ich meine Stelle als Professor für Kirchenmusik in den 1990er Jahren antrat, war der Zustand der Orangerie nahezu als verkommen zu bezeichnen“, berichtet Universitätsmusikdirektor Konrad Klek. „Von den Fensterläden blätterte die Farbe und das Mobiliar war alt und heruntergekommen.“ Zwar hatte es noch 1996 einige Versuche gegeben, die Räumlichkeiten der Orangerie wohnlicher zu gestalten, trotzdem sei die Sanierung, die die Universität anlässlich der 300-Jahr-Feier des Barockbaus angestoßen hatte, notwendig gewesen.

Die schönen Künste kehren nach Hause zurück

© Bernd Böhner

Während die Kirchenmusik schon zu Beginn der Bauarbeiten nach Alterlangen und zum Bohlenplatz ausgelagert worden war, musste schließlich auch die Kunst der Sanierung weichen. Tausende von Büchern brachte man in die als Übergangslösung vorgesehenen Räume in der Philosophischen Fakultät. „Wohl haben sich hier weder Professoren noch Studenten gefühlt“, erzählt die angehende Kunsthistorikerin Ann-Katrin Kronmüller.

„Das Sekretariat, die Schreibtische der Professoren und der Buchbestand – alles war auf kleinstem Raum untergebracht“, sagt sie. Oft sei es schwer gewesen, für Hausarbeiten und Referate zu recherchieren, da kaum genügend Platz zum Arbeiten gewesen sei. „Unsere Studenten waren definitiv schlechter vorbereitet“, sagt Hans Dickel.

Instrumente und Gemälde zogen um

Auch den Instrumenten der Kirchenmusik wäre in dieser Zeit kaum ein Ton entlockt worden, bedauert Konrad Klek. Besonders nach Alterlangen hätte sich kaum ein Studierender verirrt. Nachdem ein holzzerstörender Pilz die Sanierung um mehrere Monate verlängert hatte, haben die Lehrstühle der Kunsthistoriker und Kirchenmusiker erst zu Beginn des Wintersemesters ihre neuen Räume bezogen. Für insgesamt knapp zehn Millionen Euro haben die Bauarbeiter das Gebäude nach historischen Vorgaben saniert.

Noch bleibt einiges auszupacken und nachzubessern – Konrad Klek spricht von allerlei Problemen mit der Heizung und schlechter Akustik. Dennoch sind Studierende und Dozenten froh über die Wiederkehr in vertraute Gemäuer. Bereits fertig präsentiert sich die vollständig eingerichtete Bibliothek der Kunstgeschichte, die mit zahlreichen Arbeitsplätzen zum Lesen und Forschen einlädt. „Ein Zugewinn ist außerdem der Raum der ehemaligen Mediathek, der nun als Lehrraum genutzt werden kann“, sagt Karl Möseneder.

Die Professoren der Kunstgeschichte und Kirchenmusik betonen gleichermaßen die exzellente Lage der Orangerie. „Nun sind wir für die Studierenden wieder gut erreichbar“, sagt Hans Dickel. Auch Ann-Katrin Kronmüller atmet, auf die Rückkehr in den Barockbau angesprochen, hörbar auf. Als eine „Symbiose von Alt und Neu“ beschreibt sie das sanierte Gebäude. „Wenn ich daran denke, dass ich vor neun Semestern in diesen Räumen mein Studium angetreten habe, kommt schon ein bisschen Nostalgie auf“, schwärmt sie.

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