Die US-Wurlitzers: Mit 80 Dollar aufs Schiff und Richtung Weltruhm

5.6.2020, 14:58 Uhr
Noch berühmter als der Neustädter Zweig mit seinen hochklassigen Klarinetten ist wohl der US-Zweig der Familie Wurlitzer, die sich vor allem mit Musikboxen einen Namen gemacht hat. Rudolph Wurlitzer wanderte 1853 mit 80 Dollar in der Tasche aus dem Vogtland in die USA aus und baute ab dem Jahr 1856 in Cincinnati die Rudolph Wurlitzer Company auf. 1865 war die Firma der größte Anbieter von Musikinstrumenten in den USA, die US-Armee war ihr größter Kunde.
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Noch berühmter als der Neustädter Zweig mit seinen hochklassigen Klarinetten ist wohl der US-Zweig der Familie Wurlitzer, die sich vor allem mit Musikboxen einen Namen gemacht hat. Rudolph Wurlitzer wanderte 1853 mit 80 Dollar in der Tasche aus dem Vogtland in die USA aus und baute ab dem Jahr 1856 in Cincinnati die Rudolph Wurlitzer Company auf. 1865 war die Firma der größte Anbieter von Musikinstrumenten in den USA, die US-Armee war ihr größter Kunde. © Patrick Seeger, dpa

1899 entwickelte Rudolph Wurlitzer ein selbstspielendes Klavier mit Münzeinwurf, das „Wurlitzer Tonophone“. Bekannt wurde das Unternehmen ab den 1910er Jahren auch durch die „Mighty Wurlitzer“, eine gewaltige Kino-Orgel, mit der Stummfilme untermalt und ganze Orchester nachgestellt werden konnten (einen fulminanten Auftritt hat sie auch in dem Film „Der große Gatsby“ mit Leonardo DiCaprio).
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1899 entwickelte Rudolph Wurlitzer ein selbstspielendes Klavier mit Münzeinwurf, das „Wurlitzer Tonophone“. Bekannt wurde das Unternehmen ab den 1910er Jahren auch durch die „Mighty Wurlitzer“, eine gewaltige Kino-Orgel, mit der Stummfilme untermalt und ganze Orchester nachgestellt werden konnten (einen fulminanten Auftritt hat sie auch in dem Film „Der große Gatsby“ mit Leonardo DiCaprio). © Furness Theatre Organ Group

Minutenlange Verfolgungsjagden in den Filmen konnten mit Geräuschen von Autohupen, quietschenden Bremsen und krachenden Zusammenstößen garniert werden. Das Ende der „Mighty Wurlitzer“ leitet dann der Schmiedesohn Hans Vogt ein, geboren ausgerechnet im oberfränkischen Wurlitz bei Rehau (Landkreis Hof). Vogt erfand gemeinsam mit Joseph Massolle und Joseph Benedict Engl im Jahr 1922 den Tonfilm. Kino-Orgeln wurden fortan nicht mehr gebraucht.
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Minutenlange Verfolgungsjagden in den Filmen konnten mit Geräuschen von Autohupen, quietschenden Bremsen und krachenden Zusammenstößen garniert werden. Das Ende der „Mighty Wurlitzer“ leitet dann der Schmiedesohn Hans Vogt ein, geboren ausgerechnet im oberfränkischen Wurlitz bei Rehau (Landkreis Hof). Vogt erfand gemeinsam mit Joseph Massolle und Joseph Benedict Engl im Jahr 1922 den Tonfilm. Kino-Orgeln wurden fortan nicht mehr gebraucht. © Jörg Joachim Riehle/Staatliches Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz Berlin

Doch das Unternehmen sollte noch einmal Weltruhm erlangen: Im Jahr 1933 brachte Rudolphs Sohn Farny seine erste Jukebox auf den Markt, die „Debutante“. Fortan war Wurlitzer so erfolgreich mit seinen Musikboxen, dass der Name fast synonym für die Geräte verwendet wurde.
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Doch das Unternehmen sollte noch einmal Weltruhm erlangen: Im Jahr 1933 brachte Rudolphs Sohn Farny seine erste Jukebox auf den Markt, die „Debutante“. Fortan war Wurlitzer so erfolgreich mit seinen Musikboxen, dass der Name fast synonym für die Geräte verwendet wurde. © Roland Weihrauch, dpa

Doch Transistorradios, Kassettenrekorder und Walkmen machten Musikboxen ab den 1950ern zunehmend bedeutungslos. Nach mehreren Verkäufen ist das Unternehmen seit einigen Jahren endgültig Geschichte.
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Doch Transistorradios, Kassettenrekorder und Walkmen machten Musikboxen ab den 1950ern zunehmend bedeutungslos. Nach mehreren Verkäufen ist das Unternehmen seit einigen Jahren endgültig Geschichte. © Leopold Nekula/imago images/Viennareport

Über die Jahre gab es immer Kontakt zwischen dem US-Zweig und den deutschen Nachkommen der Familie. „Nach der Flucht aus der DDR hat Farny Rudolph Wurlitzer meiner Familie sogar Care-Pakete und kleine Schecks geschickt“, erzählt Gudrun Wurlitzer, die heute in Neustadt/Aisch lebt, wo der fränkische Zweig der Familie Klarinetten von Weltklasse-Niveau produziert.
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Über die Jahre gab es immer Kontakt zwischen dem US-Zweig und den deutschen Nachkommen der Familie. „Nach der Flucht aus der DDR hat Farny Rudolph Wurlitzer meiner Familie sogar Care-Pakete und kleine Schecks geschickt“, erzählt Gudrun Wurlitzer, die heute in Neustadt/Aisch lebt, wo der fränkische Zweig der Familie Klarinetten von Weltklasse-Niveau produziert. © imago images/Norbert Schmidt

Zwei Nachkommen des US-Zweigs leben noch in New York. Einer davon ist der Schriftsteller und Drehbuchautor Rudy Wurlitzer (verantwortlich unter anderem für die Drehbücher von „Asphaltrennen“, „Little Buddha“ und „Homo Faber“).
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Zwei Nachkommen des US-Zweigs leben noch in New York. Einer davon ist der Schriftsteller und Drehbuchautor Rudy Wurlitzer (verantwortlich unter anderem für die Drehbücher von „Asphaltrennen“, „Little Buddha“ und „Homo Faber“). © imago images/Danita Delimont

Gudrun Wurlitzer hat noch immer regen Kontakt zu ihren Großcousins. Doch beide sind schon hoch betagt und haben keine Kinder. Der US-Zweig der Wurlitzers wird also unweigerlich aussterben.
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Gudrun Wurlitzer hat noch immer regen Kontakt zu ihren Großcousins. Doch beide sind schon hoch betagt und haben keine Kinder. Der US-Zweig der Wurlitzers wird also unweigerlich aussterben. © Karl-Josef Hildenbrand, dpa