Diese Künstlerin erschafft Nürnberg aus Sand

30.12.2019, 12:17 Uhr
Während Svetlana Telbukh den Sand auf einer Glasscheibe verteilt, werden ihre Bilder per Kamera auf eine Leinwand übertragen.

© Stefan Hippel Während Svetlana Telbukh den Sand auf einer Glasscheibe verteilt, werden ihre Bilder per Kamera auf eine Leinwand übertragen.

Mit einem lässigen Schwung aus dem Handgelenk verteilt Svetlana Telbukh den Sand über die Glasscheibe vor ihr. Zumindest sieht es lässig aus, wie die Ukrainerin ihr Material auf der Oberfläche verteilt. Wie sehr sich die Künstlerin bei ihrer filigranen Arbeit konzentrieren muss, kann der Zuschauer nur erahnen: Ihr stetiges Lächeln verrät nichts – außer dass sie echte Freude bei der Sache hat.

Telbukh ist Sandmalerin. Sie gestaltet auf einer beleuchteten Glasscheibe Kunstwerke aus dem feinen Material: so schön wie vergänglich. Mit Hilfe einer Kamera wird ihr Schaffen auf eine Leinwand übertragen, so dass viele Zuschauer daran teilhaben können, wenn sie ihre Bilder erschafft. So wie aktuell im Marmorsaal der Nürnberger Akademie am Gewerbemuseumsplatz. Dort ist noch bis zum 6. Januar ihre Show "Nürnberg in Sand gemalt" zu sehen.

Jubel im Publikum

Wie der Titel verspricht, sind hier vor allem Nürnberger Stadtszenen zu bewundern: von der Kaiserburg zur Frauenkirche, von Ruinen zu prachtvollen Bauten, von Stadtansichten bis zu Detailaufnahmen zaubert Telbukh Bilder auf die Glasscheibe, die jeder Nürnberger wiedererkennen dürfte. Auch historische Persönlichkeiten sind Teil ihrer Bilder – und eine ganz besondere Herausforderung, wie die Künstlerin verrät. Gebäude zu malen falle ihr ganz leicht, erklärt Telbukh, schließlich sei sie gelernte Architektin.

Die Gesichtszüge von Menschen zu treffen, erfordere im Vorfeld viel mehr Übung. Umso mehr freut sie sich wohl, wenn die Figuren auf viel Gegenliebe beim Publikum stoßen. Und genau so ist es bei ihren ersten Shows passiert. Zu viel wolle sie nicht verraten, aber besonders bei einer bestimmten Szene hätten die Leute im Publikum gejubelt, erzählt sie.

Nicht nur Spaß, auch Verblüffung scheint sich beim Publikum breit zu machen. In der Pause ihrer Vorstellung kommen einige Zuschauer nach vorne, um selbst einmal über den Rand der Glasscheibe zu spähen. So als könnten sie kaum glauben, was Svetlana Telbukh dort vor ihren Augen mit wenigen Handbewegungen entstehen lässt. Ein wenig erinnern ihre Gesten an die einer geübten Bäckerin, die Mehl verstreut, bevor sie sich ans Backen macht. Manchmal kommen nur die Fingerspitzen zum Einsatz, mal nur ein einzelner Fingernagel, dann wieder der ganze Handballen.

Unwiederbringliche Kunst

Jede Bewegung sitzt ganz genau, so dass die Bilder exakt zum Takt der begleitenden Musik entstehen – und auch wieder verschwinden. Denn so kunstvoll die Bilder der Sandmalerin anzuschauen sind, so schnell sind sie auch wieder zu Nichte gemacht. Als Zuschauer bleibt man mit einem vertrauten Gefühl im Bauch zurück, das an die liebevoll erbauten und dann genussvoll zertretenen Sandburgen der Kindheit erinnert: diese Mischung aus Bedauern über die Vergänglichkeit, Faszination für die schnelle Zerstörung – und Freude darüber, etwas Unwiederbringliches gesehen zu haben.

Weitere Vorstellungen von "Nürnberg in Sand gemalt" finden am Montag, 30. Dezember, um 19 Uhr, außerdem Dienstag, 31. Dezember, um 18 Uhr, Sonntag, 5., und Montag, 6. Januar, jeweils um 15 Uhr, statt. Tickets sind erhältlich unter (0911) 4334618, www.nuernbergmusik.de und in allen Geschäftsstellen der Nürnberger Nachrichten. Inhaber der Zeitungs-Abo-Card erhalten Rabatt.

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