Drogenfahnder treffen sich in Fürth: So fliegen Dealer auf

1.10.2019, 17:48 Uhr
Drogenfahnder treffen sich in Fürth: So fliegen Dealer auf

© Foto: Christoph Brüwer/dpa

Die Gästeliste des Landeskriminalamts wird als erster Erfolg gewertet. Denn es ist nicht selbstverständlich, dass so viele Experten die Einladungen annehmen. Immerhin 70 Vertreter aus 25 europäischen Staaten sind dabei, dazu Interpol, US-Ermittler und Vertreter der Vereinten Nationen. Jörg Beyser, Leiter des Rauschgiftdezernats im Landeskriminalamt, hat den Teilnehmern ein Mammutprogramm verordnet.

Im Halbstundentakt packen die Ermittler ihren Werkzeugkasten aus. Sprich: Sie diskutieren über Tricks, den Drogenhandel einzudämmen. Ein generelles Problem ist, dass sich das Rauschgiftgeschäft ins Internet verlagert hat. Das betrifft vor allem den Handel mit obskuren Kräutermischungen, das sind psychoaktive Substanzen mit chemischen Zusätzen. Im vergangenen Jahr konnten Fahnder in München und Ansbach den Zweig einer internationalen Organisation lahmlegen. Ein 32-Jähriger wurde als Kopf der Bande enttarnt, die in einem Jahr mehr als eine Million Euro Umsatz hatte. Organisiert sind diese Vertriebswege nach dem Modell von Internetwarenhäusern.


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Der Kopf der Bande sitzt unbehelligt in Asien – "den schnappen wir uns auch noch", verspricht Kriminaler Beyser. Denn die Drogen sind heimtückisch. Bis zu 40 Menschen sterben daran jährlich im Freistaat. Das Gift wird frei Haus geliefert. 25 Euro pro Portion zahlen die Kunden.

Klassische Routen

Doch auch hier gibt es neue Ermittlungstricks. Systematisch werden DNA-Spuren auf enttarnten Päckchen analysiert. An diesem Punkt kommt die internationale Zusammenarbeit ins Spiel, um auf die Vertriebswege zu kommen, die über Ländergrenzen hinweg führen.

Aber auch die klassischen Drogenrouten beschäftigen die Fahnder bei ihrer Tagung in Fürth. Noch immer ist die Balkanroute ein zentrales Thema. 80 Prozent des beschlagnahmten Heroins weltweit kommt von Afghanistan über den Irak, die Türkei und Bulgarien nach Westen.

Franken als Transitland für Drogen

Der rege Heroinhandel in den deutschen Städten zeigt aber, dass große Mengen bei den Kontrollen nicht gefunden werden. Und hier gibt es für die Fahnder eine Prämisse: Sie wollen möglichst früh die Lieferungen abgreifen, um den Markt auszutrocknen, also das Angebot stark reduzieren. Eine andere Route betrifft das Kokain und führt von Kolumbien und Ecuador über den Seeweg in die holländischen und norddeutschen Häfen

Franken wurde als Transitland für die Droge bekannt, als Schleierfahnder reihenweise Kuriere schnappten, die von Rotterdam nach Kalabrien unterwegs waren. Was die Ermittler auch hier antreibt, ist nicht allein die Sorge um die Gesundheit der Konsumenten. Kokain oder Crystal Meth machen rasend schnell abhängig. Ärger bereitet "Begleitkriminalität", die sich an Einbrüchen, Fahrraddiebstählen oder Raubdelikten zeigt. Denn kaum jemand kann sich finanziell eine Drogensucht leisten. "Deshalb gilt bei uns das Prinzip null Toleranz", sagt Beyser.

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