Ein Präsident, den alle haben wollten

28.11.2014, 21:05 Uhr
Ein Präsident, den alle haben wollten

© Foto: Edgar Pfrogner

Viele Jahre hat Joachim Hornegger daraufhin gearbeitet, einen angesehenen Lehrstuhl an der Universität zu bekommen. Er hat in Erlangen Informatik studiert und promoviert, in den USA am renommierten Massachussets Institute of Technology (MIT) und in Stanford geforscht. Leicht ist es ihm deshalb nicht gefallen, den Lehrstuhl für Mustererkennung nun wieder abzugeben. „Ich habe mich am letzten Tag der Frist beworben“, sagt der 47-Jährige.

Jetzt ist er „überglücklich und erleichtert“, gewählt worden zu sein. Der bisherige Vizepräsident Hornegger wird ab April Präsident der Friedrich-Alexander-Universität (FAU). „Ich war noch nie so angespannt wie an diesem Tag“, gesteht er nach der Wahl. Dass der Universitätsrat einstimmig entscheidet, ist eine Seltenheit. Doch diesmal sprachen sich alle 20 Mitglieder für den Kandidaten aus, den ein Ausschuss zuvor aus acht Bewerbern ausgewählt hatte. „Nur
er hat die Anforderungen in vollem Umfang erfüllt“, sagt der Vorsitzende des Universitätsrats, Hans-Joachim Freund.

Bei Bekanntgabe des Wahlergebnisses ist auch der studentische Kandidat Götz Greiner dabei. Seine Bewerbung hatte im Vorfeld für Aufsehen gesorgt. Er kritisierte darin, dass
zehn externe Wirtschaftsvertreter den Uni-Präsidenten bestimmen, aber nur zwei studentische Vertreter beteiligt sind. Dazu sagt Freund: „Die Wahl ist nach allen Regeln des Bayerischen Hochschulgesetzes erfolgt. Die Kriterien sind transparent, aber die Bewerber bleiben aufgrund des Datenschutzes geheim.“ Seine Niederlage nimmt Greiner mit Humor: „Jetzt kann ich
in Ruhe fertig studieren“, sagt der 27-Jährige. „Mal sehen, wie es der FAU in sechs Jahren geht, vielleicht trete ich dann noch einmal an.“

90-Stunden-Woche mit vielen Abendterminen

Bis dahin hat sich Hornegger als künftiger Präsident vorgenommen, die Forschungsstärke der FAU auszubauen und die Vorzüge einer Volluniversität – mit einem Fächerspektrum von Theologie über Medizin, Wirtschaft, Jura, Soziologie bis hin zu Naturwissenschaften und Technik – besonders hervorzuheben. Für seinen bisherigen Lehrstuhl bleibt da keine Zeit, er muss sich eine Vertretung suchen. „Die Forschung wird mir fehlen“, sagt er. Die Lehre will er sich aber nicht ganz nehmen lassen und auch als Präsident weiterhin die Vorlesung für Mustererkennung halten. „Ich arbeite sehr gerne mit den Studierenden“, sagt der Informatiker. Impulse an junge Leute weitergeben – das sei es, was eine Universität ausmacht. „Nirgendwo sonst herrscht ein solch kreatives Umfeld zum Lernen und Arbeiten.“

Vor der Arbeit warnt ihn Vorgänger Grüske schon einmal: „90-Stunden-Wochen mit vielen Abendterminen sind keine Seltenheit“, sagt der 67-Jährige. Er selbst freue sich darauf, künftig seine Zeit überwiegend selbst einteilen zu können. Grüske wird dem Erlanger Schloss auch weiter erhalten bleiben – in Form eines Gemäldes: Porträts aller bisherigen Präsidenten hängen im Treppenhaus – und so saß Grüske auch bereits 18 Stunden lang Modell.

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