Einen Großschaden perfekt inszeniert

23.8.2010, 11:08 Uhr
Einen Großschaden perfekt inszeniert

© Schaebs

Roland Löb, Vorsitzender des Regionalverbandes Mittelfranken des ASB, und der Kommandant der Neuhauser Feuerwehr, Markus Gnan, hatten in den vergangenen Tagen ein realistisches Übungsszenario ausgetüftelt und das Programm eines „großen Einsatzes“ erstellt. Die nächste und damit höchste Stufe wäre der Katastropheneinsatz gewesen. Die Ausgangslage: Zeitgleich finden zwei Anlieferungen auf dem Betriebsgelände der Brauerei statt.


Ein Lkw liefert benötigten Rohstoff in trockener Form und pumpt ihn mit Druckluft in die Malzsilos. Zur selben Zeit steht an der Nordseite des Malzturmes ein Tanklastzug, der Salzdünnsäure mit einem Schlauch in die Lagerbehältnisse für Reinigungsmittel pumpt. Neben den regulären Betriebsvorgängen findet eine Betriebsführung für eine zehnköpfige Besuchergruppe statt. Diese besichtigt das Sudhaus neben dem Malzturm. Während der Malzbefüllung kommt es zu einer Staubexplosion, die den Turm erheblich beschädigt und die drei dort arbeitenden Personen zum Teil schwer verletzt. Sie müssen aus den drei Ebenen des 24 Meter hohen Turmes gerettet werden. Zudem muss das THW die einsturzgefährdete Treppenanlage für die Rettung sichern.

Einen Großschaden perfekt inszeniert

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Durch die Druckwelle wird auch der Befüllungsvorgang mit Salzsäure in Mitleidenschaft gezogen, der Fahrer schwer verletzt, und Säure ergießt sich ungebremst auf das Gelände. Die Besuchergruppe wird durch den Explosionsknall aufgeschreckt, rennt instinktiv aus dem Gebäude und kommt mit der Säure in Kontakt beziehungsweise verätzt die Atemwege durch Inhalieren der Dampfwolke. Zwei Personen laufen traumatisiert zur Pegnitz, rutschen auf der Uferböschung aus, fallen in den Fluss und werden abgetrieben.


Chronologie der Ereignisse: Um 13.32 Uhr erschüttert ein Explosionsknall das Werksgelände (dies hatten die Böllerschützen aus Troschenreuth übernommen). 13.33 Uhr: Der Notruf durch einen Betriebsangehörigen wird abgesetzt. 13.34 Uhr: Alarmierung der Feuerwehren und des THW Lauf. 13.35 Uhr: Alarmierung der Rettungsdienste, der DLRG und der Wasserwacht. 13.39 Uhr: Das Einsatzfahrzeug „Helfer vor Ort“ des ASB trifft als erstes ein und wird durch Betriebsangehörige eingewiesen. 13.42 Uhr: Die Feuerwehren aus Höfen, Krottensee und Mosenberg treffen ein. 13.44 Uhr: Die ersten Fahrzeuge der FFW Neuhaus kommen an.

Großaufgebot an Einsatzdiensten

14.16 Uhr: Alle Einsatzdienste sind vor Ort: sämtliche Fahrzeuge aus Neuhaus, die Wehren aus Altdorf, Auerbach und Lauf, das THW aus Lauf, die ASB-Einheiten aus Auerbach, Lauf, Obermain und Velden, die BRK-Rettungsdienste aus Altdorf, Eismannsberg, Feucht, Hersbruck, Lauf und aus Winkelhaid, die Wasserwacht aus Hersbruck, Lauf und Röthenbach, die DLRG aus Hirschaid, Vertreter der Bundes- und Landpolizei sowie der zuständige DB-Notfallmanager. Die Einsatzleitung geht an den Kreisbrandinspektor Holger Hermann vom Landratsamt Nürnberger Land über.


Neben der üblichen Rettung, Versorgung und Betreuung von Unfallopfern sind die Bergung von Personen aus der Pegnitz, Gebäudesicherung, Stoffbestimmung und Sicherungsmaßnahmen von Gefahrgut, vor allem aber die Koordination der vielen und unterschiedlichsten Einheiten die Hauptaufgaben der Großübung.
Eine Vielzahl von Übungszielen sollte mittels der Großübung erreicht werden. Die wichtigsten waren das Arbeiten mit dem Objektplan „Kaiser.Bräu“, die sinnvolle Raumordnung beim Zusammentreffen einer Vielzahl von Fahrzeugen und Helfern, die reibungslose Einsatzstellenorganisation, der Anwendungstest neuer Dokumentationsformulare, der Umgang mit Medien (es waren neben den Printmedien auch Aufnahmeteams von SAT 1 und FrankenTV während der gesamtem zweistündigen Übung im Einsatz) und vor allem die organisationsübergreifende Zusammenarbeit bei Großschadenslagen. In einer Sitzung mit den Einsatzleitern der verschiedenen Abteilungen, mit Bürgermeister Josef Springer, Polizeichef Hans Meixner, den Notärzten und den Vertretern der Medien sprach Kreisbrandinspektor  Holger Hermann allen Beteiligten und besonders den örtlichen Einsatzleitern Markus Gnan und Roland Löb seine Anerkennung für den reibungslosen und konfliktfreien Ablauf der Großübung aus.